Sportler des Jahres - Juli 2024

Wir klatschen für Olympia

Mittlerweile schwimmt man mit - im olympischen Flow durch Paris. Auch das Team SdJ kennt nun nicht nur den Fußweg von der Unterkunft zur Metro, sondern immer mehr Sportstätten. Bleibender Eindruck: grandiose Locations, allemal olympiawürdig.
Beispiel der Volleyball-Tempel in Paris Sud, wo die deutsche Sechs so knapp (2:3) am Giganten USA scheiterte. 10 000 Zuschauer fasst die Arena, Moderatoren (eher Einpeitscher) nutzen jede Spielpause, um die Fans mitzureißen. Clap your hands, jubelt so laut ihr könnt (105 Dezibel). Dann vibriert die ganze Tribüne. Entertainment ist fast überall nicht Accessoire sondern elementarer Bestandteil der Wettkämpfe. Wir überlegen, Kopfhörer zu erwerben, klatschen nachts mit den Händen und gehen zuhause zum Hörtest…

Am Place de la Concorde zelebrieren die BMXler („Race“ seit Peking zwischen den fünf Ringen) ihr Können als fliegende Menschen. Auf lila Untergrund- ein Augenschmaus. Freestyle - zum zweiten Mal dabei - ist die Steigerung. Eine Minute mit Tricks, Stunts, Salti, das staunende A und O der Fans begleitet die Künstler auf ihren 20-Zoll-Rädern. Immer wieder gerne.
Nach dem Amusement lechzen die Zuschauer, überall in Massen präsent, nach Habhaftem, kein leichtes Unterfangen. Endlose Schlangen inklusive ewige Wartezeiten- und Sandwiches oder Salate sind nicht nur teuer, sondern auch qualitativ ziemlich mau. Im Gourmetland Frankreich erhält die olympische Verpflegung keine Medaille. 

Dafür Silber für das Pariser Metro-Management. Selbst wenn Tausende nach dem Schlusspfiff zu den unterirdischen Stationen drängen, funktioniert das Schleusen durch enge Gänge sowie das Besteigen der Züge meist problemlos. Dank des Einsatzes unzähliger, geschulter Mitarbeiter. Unser Award den RATP-Leuten und den olympischen Volunteers. 

Gold geht an die Stimmung bei den Games. Laura Ludwig findet kaum Worte („atemberaubend“), was beim Beachvolleyball am Eiffelturm abgeht. Oder beim Rudern (überraschende Bronze im Doppelvierer der Frauen), entlang der Kanuslalom-Strecke. Sportarten, die selten im gleißenden Licht der Öffentlichkeit stehen, erleben hier prickelnde Anerkennung und Aufmerksamkeit. Olympia fast in seiner Vollendung.

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Kämpfen bis die letzte Sehne brennt

„Ich muss, ich muss   - ich muss gar nichts“, sagte sich Lukas Märtens vor den Spielen von Paris immer wieder. Ein Beruhigungsmantra, denn auch wenn er nicht musste, er wollte. Und wie. Und das über 400 Meter, eine grausame Strecke. Zu lang für acht Bahnen komplett am Anschlag, zu kurz, um mit weniger als nahezu allem anzugehen. Entsprechend fertig war Lukas Märtens nach seinem grandiosen Sieg in der La Défense Arena von Paris. „Die letzten Meter waren die schlimmsten, aber auch die schönsten meines Lebens“ keuchte er nach seinem Gold-Coup. Viel mehr war ihm nicht zu entlocken, dann flossen die Tränen und wenig später entlud sich Anspannung noch mehr, indem er sich übergeben musste. Da waren die Kameras zum Glück schon Aus.

Der Druck war aber gewaltig gewesen, Märtens hatte sich nach seinem dritten Platz bei der WM im Februar verändert, der eher zurückhaltende Typ aus Magdeburg kündigte für Paris an „nicht nur in den Endlauf zu wollen, sondern auch eine Medaille.“ Auch wenn er natürlich „nicht musste“. Und er hielt Wort, schwamm das olympische Rennen komplett vom vorne. Richtig weg kam er dabei nicht, der Aussie Elijah Winnington und Kim Woomin (Südkorea) auf der Außenbahn trieben den 22-Jährigen vor sich her. Märtens musste bis auf gut 1,5 Sekunden an den im Anzug erzielten Weltrekord von Paul Biedermann aus dem Jahr 2009 schwimmen, um zum ersten Goldmedaillengewinner im Bahnenschwimmen seit Michael Groß (GER) und Uwe Daßler (DDR) 1988 in Seoul zu werden. Mehr als ein Grund zu feiern, aber für den 1,92 Meter Modellathleten, ging es nach kurzer Nacht schon über die 200 Meter weiter. Keine Zeit für Party.

Auch über die 200 Meter ist er Weltspitze, kam mit der zweitbesten Zeit des Jahres zu den Spielen.  Favorit war er im Finale aber nicht. Trotzdem lag er bis 150 Meter vorne, aber auf der letzten Bahn kam der Hammer. „Ich bin fast gestanden“, japst er in der Mixed-Zone, „es tat einfach alles weh, es hat bis in die letzte Sehne hinein gebrannt.“ Am Ende war es Platz fünf, auf Bronze des Amerikaners Luke Hobson fehlten knapp sieben Zehntel.

Nach Paris hat er Zeit und wohl auch Muße sich zu erholen. Die Saison 2024 ist gelaufen, Zeit für den Schwimmer um seinen Körper vielleicht noch leistungsfähiger zu machen. Märtens litt in der Vorbereitung auf Paris immer wieder unter Entzündungen der Nebenhöhlen, musste oft Antibiotika schlucken, was bekanntlich auch nicht gut ist für die Form. Das Problem will er nun chirurgisch angehen und „noch stärker werden“. Für den Rest der Schwimmwelt klingt das durchaus wie eine Drohung.  Märtens ist schließlich erst 22.

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Pa Pa Pa Olè für Olympia-Tennis

Es ist 36 Jahre her, dass Tennis wieder zum olympischen Programm zählt – und das Rentré wurde damals durchaus kontrovers diskutiert. Heute ist das kein Thema mehr: die Pariser zelebrieren das Spiel mit der Filzkugel, das auf ihrem Rotsand-Imperium von Roland Garros stattfindet.

Menschenmengen schieben sich täglich von der Metro-Station Porte d’Auteuil zum Schlagabtausch mit den Rackets. Sie leiden mit ihrem Liebling ‚Rafa‘ Nadal, der in zwei Tagen – in Einzel und Doppel – vier Matches (!) bestritt. Sie anerkennen Djokovic, sie wollen unbedingt weiter Angie Kerber sehen, die sich auf dem abgelegen Außenplatz 14 weiterkämpfte. Die zweimalige „Sportlerin des Jahres“ fightet aber auch an der Seite von Laura Siegemund bis zur letzten Rille. Auf ihrer Abschieds-Tour an der Seine.

Das kundige Publikum reagiert auf spektakuläre Ballwechsel mit dem aus der Tennis- und Stierkampf-Stadt Nimes stammenden rhythmischen Slogan Pa Pa Pa – Olè. Das versetzt nicht-gallische Beobachter in Staunen – dann stimmen sie mit ein: Pa Pa… Das gilt auch Alexander Zverev, der deutsche „Sportler des Jahres“ von 2021. Im Einzel kann er hier noch weit kommen, der Einsatz im Mixed (seit 2012 im 5-Ringe-Angebot) dagegen missriet mit Siegemund.

Tennis und die Sportlerwahl, das ist übrigens eine Liaison aus „Ur“-Zeiten. Gottfried von Cramm erhielt 1947 als Allererster die meisten Stimmen der Medien-Vertreter. Steffi Graf, die 1988 beim Comeback dieses Sports mit den hart bespannten Schlägern den sagenumwobenen „Golden Slam“ perfekt machte, ist mit fünf SdJ-Titeln die Rekordhalterin.

Und Tennis, eigentlich im Kalender omnipräsent, prägt Olympia auf seine besondere Art und Weise. Weil für die Asse Gold, Silber und Bronze auf dem Sand in Paris, zeitlich zwischen Wimbledon-Gras und New Yorker Hartplatz liegend, wie Juwelen glänzen. Dem euphorisierten Publikum spenden sie dann nach dem Spielen zig Bälle, die bis unters Stadiondach gepfeffert werden. Natürlich hohe Zeit für das nächste Pa Pa Pa Pa – Olè, skandiert von Fans, deren Accessoires Fächer sind – die meisten Plätze der gigantischen Anlage liegen im gleißenden Sonnenschein. Ein Hoch auf und über Roland Garros.   

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Olympia: Mal crazy – mal Hochgenuss

Sonne über Paris und schon eine deutsche Goldmedaille durch Lukas Märtens im Schwimmen – das überlagert die allerersten Eindrücke der Sportler-des-Jahres-Reisenden in die französische Metropole. Geht halt ratzfatz. Und gleich ist in den Hintergrund gedrängt, dass die Anreise im vom Bombenanschlag bedrohten TGV abenteuerlich verlaufen war. Und die Millionenstadt an der Seine wie verwandelt wirkt, weil man für viele Wettbewerbe in der City ziemlich viel abgesperrt. Unser Taxi-Pilot nennt das alles „crazy“, weil so viele Straßen unpassierbar sind. Man soll generell die Métro (dichtestes Netz aller europäischen U-Bahnen, alle 500 Meter eine Station) nutzen, aber wenn die Haltpunkte – für Olympia – dicht sind, was auch für Buslinien zutrifft, wird der Transport herausfordernd, trotz aktueller App auf dem Handy.

Aber wir wollen die Erfolge des Team D genießen, was allabendlich im Deutschen Haus passiert. Ein schönes Stück Heimat in einem Rugby-Station, „Gastgeberin“ Claudia Wagner von der Deutsche Sportmarketing darf stolz auf die Location sein, wo sich auch die Partner endlich (in Peking und Tokio herrschte diesbezüglich Fehlanzeige) präsentieren dürfen. Mal schauen, wie viele Olympiasieger/innen im schwarz-rot-golden Stade Jan-Bouin bis zum Ende der Games gefeiert werden.

Sind es am Ende sogar die Handballer, gegen den EM-Dritten Schweden souverän ins Turnier gestartet. Keeper, resp. Hexer Andreas Wolf kündigt noch “einen langen Weg“ mit besonderen Herausforderungen an – vor Spiel 2 gegen Japan gab es Frühstück um 5 Uhr – aber die Halle 6 an der Porte de Versailles (Métro-Halt auch zu) scheint der Gislason-Equipe eben zu liegen. Bei der Premiere ließen die vorwiegend französischen Fans bis zu 20 La-Olas kreisen und sangen ihre nationalen Lieblingslieder inklusive der Marseillaise. Alles für die Deutschen? Pas de tout. Der Gastgeber hatte gegen Favorit Fidschi das erste Gold (im Rugby) gewonnen, was die Handball-Tribünen beben ließ. Und vor der Halle legte ein DJ auf, um die wartenden Fans zu unterhalten. Heiteres Olympia.

Die deutschen Volleyballer, Basketballer und Beach-Cracks unterstreichen, dass Team-Power eine alemannische Stärke. Manches deutet darauf hin, dass sich einige Mannschaften noch im Deutschen Haus zu Feierlichkeiten einfinden werden. So man mit den Pariser Öffis rechtzeitig hingelangt.

Abgehakt längst die 25 Stunden Dauerregen mit Warnungen vor Überschwemmungen, was die Qualität der Seine (aufgrund des Kanalisations-Systems) verschlechterte, die Outdoor-Tennisspiele in Roland-Garros cancelte und die Sommer-Klamotten der SDJ-Olympia-Kiebitze in Frage stellte. Aber es soll noch mächtig heiß werden. Da könnte man mit dem Fahrrad (statt der U-Bahn) zu den Sportstätten pedalieren, die Stadt hat hunderte Kilometer von Velo-Wegen eingerichtet, fast an jeder Ecke kann man Zweiräder mieten. „Ein gewisser Todesmut“ gehöre allerdings dazu, es mit den Autofahrern aufzunehmen, meint die „Süddeutsche Zeitung“. Aber von gesperrten Bike-Spuren ist noch nichts bekannt…

Also nichts wie hin zum Eiffelturm, dem Invalidendom oder dem Place de la Concorde. Ob es schon mal Spiele gab, wo der Sport so nah an den majestätischen Wahrzeichen ausgeübt wurde? Täglich können die Besucher dieses faszinierende Rendezvous goutieren: Genuss zwischen den fünf Ringen. Das Team „Sportler des Jahres“ genießt mit – und baut darauf, dass sich möglichst viele Team-D-Stars für die SdJ-Gala in Baden-Baden „qualifizieren“.

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