Sportler des Jahres - September 2023

Zeidler reif für die Geschichtsbücher

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Der Triumph ist fast ein bisschen untergegangen, aber manchmal kann man sich den Zeitpunkt seines Erfolges eben nicht aussuchen.  Oliver Zeidler schaffte an jenem Tag bei den Ruder-Weltmeisterschaften Historisches, an dem Hansi Flick als Bundestrainer der Fußball-Nationalmannschaft entlassen wurde und die Basketballer WM-Gold holten und hatte medial etwas das Nachsehen. Geärgert hat er sich nicht im Schatten gestanden an jenem Wochenende. Er sei gewohnt, sagte. Sein Sieg in Belgrad ist deshalb ja nicht weniger wert.

„Es ist schon eine große Ehre“ als erster deutscher Ruderer, bei drei aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften Gold im Einer gewonnen zu haben, gab der 27-Jährige aus Schwaig bei Erding in Oberbayern zu. 2019 in Linz triumphierte er zum ersten Mal, 2020 und 2021 fielen die Titelkämpfe wegen der Pandemie aus, 2022 im tschechischen Racice holte er sein zweites Gold und nun war er auch in Serbien nicht zu schlagen. Zeidler ist nun bei den Olympischen Sommerspielen in Paris im kommenden Jahr der Top-Favorit

„Das, was ich jetzt erreicht habe, ist für die Geschichtsbücher“, sagte er ein paar Tage nach seiner Gold-Fahrt in einem „Spiegel“-Interview. „Ich bin sehr stolz.“ Zeidler bezeichnete das Finale in Serbiens Hauptstadt als „eines der härtesten und emotionalsten Rennen meines Lebens“.

Dabei hat er in seiner immer noch nicht sehr langen Ruder-Karriere – der frühere Schwimmer wechselte erst 2017 ins Skiff – schon eine Menge anspruchsvolle und schwierige Regatten hinter sich. Während es für ihn bei den Welt-Titelkämpfen immer nach Plan lief, sind ihm bei anderen großen Wettkämpfen schon ein paar Malheurs passiert.  Bei den European Championships vor gut einem Jahr wollte er in seinem „Wohnzimmer“, der Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim, Gold gewinnen. Er war der große Favorit, aber er hatte sich, seinem Körper nach einer Corona-Infektion zu viel zugemutet. Sein Plan, der Konkurrenz früh zu enteilen und den Vorsprung ins Ziel zu bringen, ging nicht auf. Er brach ein, und ein Verfolger nach dem anderen überholte ihn.  Am Ende gab es Blech statt Gold.

2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio trat er in blendender Form hat, aber scheiterte im Halbfinale am Schiebewind und einer Seitenwelle, die ihn erwischte. Dass er das B-Finale danach gewann, war nur ein schwacher Trost.

Zeidler, im Rahmen der Gala „Sportler des Jahres“ 2019 als „Newcomer“ ausgezeichnet, hat gelernt aus den Niederlagen, kommt mit Schiebe-, Seiten- und den für Ruderer schwierigen Rückenwind nun besser zurecht. Mit Blick auf Olympia gibt es trotzdem noch einiges zu tun, weiß Zeidler. Man habe bei der WM gesehen, „dass die anderen hinten raus noch einmal ranfahren können“, sagt er. Doch erst einmal ging es nach der WM für den früheren Leistungsschwimmer in einen wohlverdienten Urlaub, in dem er auch hochhinaus wollte. Er bestieg den Kilimandscharo.

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WM-Titel mit Ansage

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„Herzlichen Glückwunsch für Ihre Basketballer!“ Ist das die Zeitenwende im deutschen Basketball? Wenn man am Montagmorgen auf dem Rückweg vom Brötchenholen auf der Straße von der Nachbarin angesprochen wird, die (außer, dass sie mich kennt) so gar keinen Bezug zu dieser Sportart hat…?
Es ist tatsächlich alles: Wahnsinnig, irre, sensationell! Deutschland ist Weltmeister!! WIR!!!
Nur eines ist es nicht: Unglaublich. Seit einem Jahr wissen wir, die wir einen größeren Teil unseres Lebens dem orangenen Ball verschrieben haben, dass diese deutsche Nationalmannschaft zu den besten der Welt gehört. Und in diesem Sommer wurde es von Spiel eins bis zu Spiel acht immer klarer: Unter diesen 32 Teams, die in Japan, Indonesien und auf den Philippinen angetreten sind, stellt Deutschland das beste Team!
Dass es dann auch geklappt hat, ist kein Märchen, sondern eine sagenhaft tolle Mischung aus Qualität der Einzelnen, Genialität und Expertise des Trainers, Perfektionismus des Teams dahinter, zwischenmenschlichen Faktoren und, ja, auch ein kleines bisschen Glück in ein paar irrsinnigen Momenten, die wir uns ganz kurz ins Gedächtnis rufen wollen nach diesen acht Siegen, die viermal auf des Messers Schneide standen:
• Als Maodo Lo von irgendwo da ganz links draußen seinen Dreier mit Brett gegen Australien traf, der uns aus einem sicherlich entscheidenden Loch holte.
• Als Davis Bertans mit der Schluss-Sirene seinen Dreier abfeuerte, der denkbar knapp sein Ziel verfehlte und Deutschland statt Lettland ins Halbfinale ließ.
• Und gleich zweimal, als Dennis Schröder ganz am Ende zum Korb stürmte, wuselte, raste und den Ball irgendwie an Fingern, Händen und Körpern vorbei zum letzten Feldkorb reinzwirbelte: Die Entscheidung im Halbfinale gegen die USA und im Finale gegen Serbien!
Aber: Im Basketball, so sagen viele, gibt es kein Glück: Der gute Wurf geht rein, der nicht so gute eben nicht. Und es gibt, außer ein paar verpeilten Serben, nirgends auf der Welt dieses Spiels einen Menschen, der den Titel, unseren Titel, nicht als völlig verdient bezeichnen würde. Es ist ja nicht nur der letzte Wurf, der ein Spiel entscheidet, es ist auch das, was vorher, im Spiel, in der Kabine, auf allen Ebenen der Vorbereitung, passiert. Denn, siehe oben: Das beste Team mit der besten Mischung hat gewonnen!
Das müsste jetzt auch in dem dieser amerikanischen Sportart eher skeptisch gegenüberstehenden Teil der Bevölkerung ankommen.
Denn auch hier, bei den für die Popularität einer Sportart so wichtigen weichen Faktoren, stimmt ja die Mischung! Zwölf Typen, unverwechselbar und jeder mit seinen Ecken und Kanten: Leidenschaftlich bis zum Exzess alle! Von jungenhaft wie Mo Wagner bis total erwachsen wie Andi Obst. Von exaltiert wie Dennis Schröder, dem zweitbesten deutschen Basketballer aller Zeiten, bis ausgleichend wie Jo Voigtmann. Vom Wunderkind Franz Wagner bis zum Gereiften wie Daniel Theis – undsoweiter.
1993 und 2005 waren die Basketballer die Mannschaft des Jahres, als Europameister und Vize. Für 2023 gibt es für mich nur eine Wahl…
Herzlichen Glückwunsch für meine, unsere Basketballer!

Ulrich Tangl, Deutscher Ü60-Meister 2019, Basketballer seit 1969.
Bild: picture alliance

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