Zeidler reif für die Geschichtsbücher

Der Triumph ist fast ein bisschen untergegangen, aber manchmal kann man sich den Zeitpunkt seines Erfolges eben nicht aussuchen.  Oliver Zeidler schaffte an jenem Tag bei den Ruder-Weltmeisterschaften Historisches, an dem Hansi Flick als Bundestrainer der Fußball-Nationalmannschaft entlassen wurde und die Basketballer WM-Gold holten und hatte medial etwas das Nachsehen. Geärgert hat er sich nicht im Schatten gestanden an jenem Wochenende. Er sei gewohnt, sagte. Sein Sieg in Belgrad ist deshalb ja nicht weniger wert.

„Es ist schon eine große Ehre“ als erster deutscher Ruderer, bei drei aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften Gold im Einer gewonnen zu haben, gab der 27-Jährige aus Schwaig bei Erding in Oberbayern zu. 2019 in Linz triumphierte er zum ersten Mal, 2020 und 2021 fielen die Titelkämpfe wegen der Pandemie aus, 2022 im tschechischen Racice holte er sein zweites Gold und nun war er auch in Serbien nicht zu schlagen. Zeidler ist nun bei den Olympischen Sommerspielen in Paris im kommenden Jahr der Top-Favorit

„Das, was ich jetzt erreicht habe, ist für die Geschichtsbücher“, sagte er ein paar Tage nach seiner Gold-Fahrt in einem „Spiegel“-Interview. „Ich bin sehr stolz.“ Zeidler bezeichnete das Finale in Serbiens Hauptstadt als „eines der härtesten und emotionalsten Rennen meines Lebens“.

Dabei hat er in seiner immer noch nicht sehr langen Ruder-Karriere – der frühere Schwimmer wechselte erst 2017 ins Skiff – schon eine Menge anspruchsvolle und schwierige Regatten hinter sich. Während es für ihn bei den Welt-Titelkämpfen immer nach Plan lief, sind ihm bei anderen großen Wettkämpfen schon ein paar Malheurs passiert.  Bei den European Championships vor gut einem Jahr wollte er in seinem „Wohnzimmer“, der Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim, Gold gewinnen. Er war der große Favorit, aber er hatte sich, seinem Körper nach einer Corona-Infektion zu viel zugemutet. Sein Plan, der Konkurrenz früh zu enteilen und den Vorsprung ins Ziel zu bringen, ging nicht auf. Er brach ein, und ein Verfolger nach dem anderen überholte ihn.  Am Ende gab es Blech statt Gold.

2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio trat er in blendender Form hat, aber scheiterte im Halbfinale am Schiebewind und einer Seitenwelle, die ihn erwischte. Dass er das B-Finale danach gewann, war nur ein schwacher Trost.

Zeidler, im Rahmen der Gala „Sportler des Jahres“ 2019 als „Newcomer“ ausgezeichnet, hat gelernt aus den Niederlagen, kommt mit Schiebe-, Seiten- und den für Ruderer schwierigen Rückenwind nun besser zurecht. Mit Blick auf Olympia gibt es trotzdem noch einiges zu tun, weiß Zeidler. Man habe bei der WM gesehen, „dass die anderen hinten raus noch einmal ranfahren können“, sagt er. Doch erst einmal ging es nach der WM für den früheren Leistungsschwimmer in einen wohlverdienten Urlaub, in dem er auch hochhinaus wollte. Er bestieg den Kilimandscharo.

Bild: picture alliance

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