Sportler des Jahres - Oktober 2023

Felix Loch: Sparkassen-Preisträger will auch 2026 „noch einmal angreifen“

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Der sportliche Erfolg ist das eine, das soziale Engagement das andere. In beidem ist Felix Loch eine Ausnahme-Erscheinung. Als dreimaliger Olympiasieger, siebenfacher Gewinner des Gesamtweltcups, und 14-facher Weltmeister ist Loch nicht nur in seiner Disziplin, dem Rennrodeln, eine Klasse für sich. Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Wintersportler überhaupt. Dass er seine Karriere, seine Erfolge, all das, das er erleben durfte, nicht als Selbstverständlichkeit ansieht, das hat ihn dazu bewogen, „etwas zurückgeben zu wollen, zu helfen.“ Der zweifache Familienvater, der aktives Mitglied bei „Athletes for Ukraine“ ist, und selbst Hilfsgüter an die Grenze gebracht und geholfen hat, Flüchtende in Deutschland unterzubringen, erhielt im vergangenen Jahr auch aufgrund seines sozialen Engagements den „Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport“ bei der Gala „Sportler des Jahres“ in Baden-Baden.

Loch selbst war zum Zeitpunkt der Ehrung noch im Weltcup in Park City unterwegs, weshalb der ukrainische Skeletonfahrer Vladyslav Heraskevych stellvertretend den insgesamt zum 31. Mal verliehenen Preis entgegennahm. Die Sparkassen-Finanzgruppe ehrt so Persönlichkeiten aus dem Sport, die „durch ihre Fairness, ihren Leistungswillen, oder ihr charismatisches Auftreten insbesondere jungen Menschen ein Vorbild sind.“ Mit rund 90 Millionen Euro ist die Sparkassen-Finanzgruppe der größte nichtstaatliche Sportförderer in Deutschland.

Loch, der die Hälfte des Preises für seine sportliche oder berufliche Karriere verwenden durfte, unterstützte mit der zweiten Hälfte geflüchtete Kinder beim Sport und ließ dem Nachwuchs des Rodelclubs Berchtesgaden eine beträchtliche Summe zukommen, da diese immer noch durch die beschädigte Rodelbahn vor großen Herausforderungen stehen. 2026, so der derzeitig Stand, soll der Rennbetrieb auf der Kunsteisbahn am Königssee wieder aufgenommen werden können.

Für den Preisträger hat die aktuelle Situation im Moment aber Vorrang. Loch, der in der Saison 2022/ 2023 hinter dem Südtiroler Dominik Fischnaller Zweiter des Gesamtweltcups im Einsitzer der Männer wurde, bereitet sich derzeit auf die am 8./9. Dezember in Lake Placid beginnende Saison vor. Highlight in diesem Jahr ist aber auch für ihn die Heim-WM vom 19. Februar bis 3. März 2024 in Winterberg. Der Berchtesgadener denkt jedoch schon über 2024 und vielleicht auch über das eigene Karriere-Ende hinaus. „2026 sind Olympische Spiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Da möchte ich auf jeden Fall noch mal dabei sein und vorn mit angreifen.“ Für alles andere, was danach kommt, sagt Loch, sei er „sehr, sehr offen.“

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Sportler des Jahres - (R)evolution im 77. Jahr

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Man schrieb das Jahres 1947, als eine Handvoll Tageszeitungen ihr Urteil für den allerersten „Sportler des Jahres“ einreichten. Jetzt, 2023, erlebt die Wahl ein Update der besonderen Art. Die Athletinnen und Athleten des Team D und des Team D Para sowie die Athletinnen und Athleten der Nicht-Olympischen-Verbände beteiligen sich an der historischen Umfrage, in dem sie die Vorauswahl treffen. Zusammen bestimmen sie die Top Ten in den Rubriken Sportlerin, Sportler und Mannschaft des Jahres. Die Mitglieder des Verbands Deutscher Sportjournalisten (VDS) übernehmen den zweiten Part der Abstimmung – dann stehen die Siegerinnen und Sieger fest, die am 17. Dezember in Baden-Baden ausgezeichnet und geehrt werden. Die veranstaltende Internationale Sport-Korrespondenz (ISK), der Deutsche Olympische Sportbund und der Deutsche Behindertensportverband sehen in diesem Votum eine „kleine Revolution“ der traditionellen Umfrage, das Ergebnis wird auf einer größtmöglichen Breite basieren. Das Zusammenwirken von Medien und Sport sorgt für einen ganz außergewöhnlicher Aspekt der nunmehr 77. Wahl „Sportler des Jahres“. Man darf extrem gespannt sein, wen das ZDF in seiner Sondersendung am dritten Advent im Kurhaus Baden-Baden präsentieren wird.

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Ohne Seil und Gurt: Hannah klettert und klettert nach oben

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Eigentlich wollte sie vor Jahresfrist nur nach Hause, sich ausschlafen und darauf hoffen, “dass die Haut an den Händen nachwächst.“ Ersteres dürfte Hannah Meul inzwischen nach ihrer Silbermedaille bei den European Championships geschafft haben. Ob die Haut an den Händen der „Newcomerin des Jahres“ 2022  wirklich nachgewachsen ist, das ist zumindest in Zweifel zu ziehen.

Denn bei bis zu 30 wöchentlichen Stunden reinen Kletter-Einheiten, ohne die Power-Sessions an den Studiogeräten, dürften die Chancen ihrer „zarten weiblichen“ Hände auf völlige Regeneration überschaubar sein. So viel nämlich, erzählte uns die glückliche Gewinnerin der GlücksSpirale-Zusatzlotterie „Die Siegerchance“, absolviere sie im Moment permanent.

Und warum diese ständige Quälerei“? Klar, die 21jährige Boulderin hat ein großes Ziel und das lautet „Olympische Spiele 2024“ in Paris. Wir erwischten Hannah vor wenigen Tagen, kurz bevor sie sich auf nach Augsburg zu den Deutschen Meisterschaften machte. Die wird sie in diesem Jahr nicht in Angriff nehmen, weil sie aufgrund des großen Zieles Olympia ihren Fokus anders setzen musste.

„Im Klettern ist das für Uneingeweihte ein bisschen schwierig mit dem Reglement des Qualifyings für die Spiele“, gibt sie selbst zu. Um aber gleich hinzu zufügen: „Ich schätze meine Situation realistisch ein und glaube, dass ich gute Chancen habe, dabei zu sein.“ Nur die 20 Besten beiderlei Geschlechtes dürfen in der französischen Hauptstand in der Kletterhalle an die Wand. „Ich dürfte bisher genügend Punkte bei den Events gesammelt haben, um eine gute Ausgangsposition zu haben.“

Der Titel als Newcomerin des Jahres, verbunden mit jeweils 8000 Euro für die Athletin und deren Heimatverein, habe ihr und ihrem Sport bei der Professionalisierung gut getan. „Klettern erlebt einen Boom momentan. Leider haben wir nicht genügend Hallen, damit Top-Athletinnen und Athleten individuell auf höchstem Niveau trainieren können.“ Die „Spritze“ der Siegerchance habe „bei der Professionalisierung unseres Sports“ jedenfalls viel Positives bewirkt. Ihr Studium hat sie im Moment der Olympia-Vorbereitung völlig untergeordnet.

Um dort das Maximale zu erreichen. Und in Baden-Baden bei der Gala „Sportler des Jahres“ wieder einmal im Rampenlicht zu stehen.

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Ironman Hawaii: Historisch, dramatisch, tränenreich

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Anne Haug lag minutenlang ausgepowert auf dem roten Teppich hinterm Ziel, Lucy Charles-Barclay hatte bei der Siegerehrung sichtlich Mühe, normal zu gehen und benötigte Hilfe, um die Treppenstufen hinaufzukommen – und Laura Philipp musste nach dem ersten Jubel, den Tränen des Glücks und der Zeremonie auf dem Podium gar ihre Teilnahme an der Sieger-Pressekonferenz absagen. Nichts ging mehr. Die drei Profi-Triathletinnen hatten alles aus ihrem Körper herausgeholt und ein eh schon historisches Ereignis mit ihren Leistungen nicht nur geadelt, sondern für weitere Einträge in die Geschichtsbücher gesorgt.

Die Bühne gehörte auf Big Island den Frauen: Es war das das erste reine Frauen-WM-Rennen Hawaiis, nachdem Ironman die Rennen der Männer und Frauen zeitlich und örtlich getrennt und sich Sam Laidlow vor einem Monat in Nizza vor Patrick Lange zum Champion gekrönt hatte. Nun lagen alle Blicke auf dem besten Frauen-Profifeld aller Zeiten und mehr als 2100 Altersklassen-Athletinnen. Und die Frauen nutzten ihre Bühne perfekt, allen voran die Britin Lucy Charles-Barclay, die nach vier zweiten WM-Plätzen erstmals triumphierte. Dahinter jubelten Anne Haug und Laura Philipp.

Nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen stellte Charles-Barclay in 8:24:31 Stunden einen neuen Streckenrekord auf. Schon 2019 war sie als Führende in den Marathon gegangen, am Ende aber siegte Anne Haug überlegen. Auch dieses Mal legte die Bayreutherin auf der Laufstrecke ein unglaubliches Tempo hin und verbesserte sich dadurch von Rang sieben auf zwei (8:27:33).

Der Abstand auf die Britin war mit mehr als zwölf Minuten allerdings zu groß. Neun davon machte Haug gut, lieferte in 2:48:23 Stunden die schnellste Marathonzeit, die je eine Frau innerhalb eines Ironman geschafft hat. Ihr WM-Medaillensatz ist nun komplett: ein Sieg, dreimal Bronze – und jetzt Silber. „Ich bin überglücklich“, sagte die 40-Jährige, „und ich freue mich riesig für Lucy und für Laura.“

Erstmals überhaupt standen bei einer Ironman-WM zwei deutsche Frauen auf dem Podium. Für die 36 Jahre alte Philipp war es nach zwei vierten Rängen der so erhoffte Sprung in die Top drei. Und der war hart erkämpft: Nach mehr als sieben Minuten Rückstand beim Schwimmen fuhr sie stark auf dem Rad, ging als Dritte auf die Laufstrecke, lag dann aber nach Haugs Überholvorgang auf Rang vier. Vor ihr Taylor Knibb (25) aus den USA. Der Vorsprung schmolz, aber zu langsam. Philipp kämpfte, und als die Amerikanerin dann die Kräfte verließen, zog sie kurz nach Kilometer 38 vorbei. Im Ziel, nach 8:32:55 Stunden, formte sie mit ihren Fingern ein Herz. „Es war sehr emotional, ich bin unendlich dankbar“, sagte sie.

Bei der Siegerehrung im Anschluss schien noch alles gut, später aber musste die Heidelbergerin dem Rennen Tribut zollen. Sie sei kollabiert, berichtete Philipp bei Instagram. „Leider bin ich zwei Stunden nach dem Zieleinlauf im Medizinzelt geendet.“ Das Feiern aber wollte sie nachholen.

Zu Hause in Deutschland jubelte ein Trainer: Dan Lorang, Coach des Radteams Bora-hansgrohe, betreut auch Lucy Charles-Barclay sowie Anne Haug und feierte somit einen Doppelsieg.

Bild: Die Siegerinnen des Ironman: Anne Haug, Lucy Charles-Barclay und Laura Philipp (von links nach rechts) © Frank Wechsel / spomedis

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Lukas Dauser – WM-Krönung nach langem Tief

Erst vor sechs Wochen war „Luki“, wie ihn alle nennen, wieder voll ins Training eingestiegen – ein langwieriger Muskelbündelriss an der Schulter hatte den 30-Jährigen monatelang behindert, und er konnte lange nicht richtig an die Geräte. Deshalb war er auch gezwungen, die Europameisterschaften im April im türkischen Antalya und die „Deutschen“ im Juli in Düsseldorf abzusagen. Jetzt landete er in Antwerpen den ganz großen Coup: Lukas Dauser wurde Weltmeister am Barren. Nach einer exzellenten Übung schrie der für den TSV Unterhaching startende Sportsoldat der Bundeswehr seine Freude lauthals heraus und jubelte ausgelassen. Beim Siegerinterview „störte“ sein Freund Fabian Hambüchen – er gewann bei den Welttitelkämpfen 2007 in Stuttgart am Reck die letzte WM-Goldmedaille für den Deutschen Turner-Bund – und brachte ihm einen Becher mit Bier.

„Ich freue mich riesig für ihn, das ist einfach unglaublich schön, toll für ihn und wichtig fürs deutsche Turnen“, so der Wetzlarer, zweifacher „Sportler des Jahres“. WM-Gold am Barren für einen deutschen Turner durfte zuletzt 1985 in Montreal gefeiert werden, als der Cottbusser Sylvio Kroll einen kompletten Medaillensatz – Gold am Barren, Silber am Reck und Bronze mit der Riege der DDR – geholt hatte. „Fabi“ Hambüchen hatte die weltmeisterliche Barren-Übung von Dauser in der Halle verfolgt und zollte dem 30-Jährigen für dessen Leistung Respekt. „Der Typ hat die Nerven behalten, hat sich von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert, und das war heute seine beste Barren-Übung“, lobte der Reck-Olympiasieger von Rio 2016.

Lukas Dauser turnte im Finale voll auf Angriff und lag am Ende mit 15,400 Punkten vor dem Chinesen Shi Cong (15,066) und dem Japaner Kaito Sugimoto (15,000). Er hatte bei seinen Auftritten in Antwerpen bis dahin die jeweils höchsten Wertungen aller Starter erhalten, aber dennoch die Favoritenrolle stets von sich gewiesen: „Im Finale sind acht Leute, die besten acht Leute auf der Welt an diesem Gerät, und wir sind alle nur einen halben Punkt auseinander. Jeder kleine Fehler kann entscheidend sein.“ Der sicher gestandene Abgang, ein Doppelsalto mit halber Schraube, besiegelte seinen Sieg und war der Beginn verdienten Jubels – von Lukas Dauser selbst, aber auch von Teamkameraden – die deutsche Mannschaft hatte sich zuvor bereits für Olympia 2024 in Paris qualifiziert – sowie der gesamten DTB-Abordnung. Für die Sportler-Gala am 17. Dezember in Baden-Baden gab Luki spontan seine Zusage.

Bild: picture alliance

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