Das frische, freche, neue Familienfest des deutschen Sports

Eine solch spritzige, herausfordernde und im jugendlich-sportlichen Sinne richtig „geile Gala“ haben die „gute Stube“ der Schwarzwald-Hauptstadt und ihr Kurhaus von Baden-Baden noch nicht erlebt, Ein Live-DJ, Rapper, Breakdancer, fliegende Parkourer, Youtuber und Influencer. Das gesamte Repertoire des „jugendlichen wilden Wahnsinns“ – die Protagonisten sprangen über Hindernisse in den Saal und brachten die Trophäen herein – bildete eine bisher ungewohnte, aber frische, freche Klammer für einen 90-minütigen Abend. Ein Programm, das die Basis sein wird, den „Sportler“ auf ein neues Level zu heben. Ein Level, das digital, nachhaltig und zukunftsfähig ist, und der traditionsreichen Veranstaltung „Sportler des Jahres“ im neuen Gewand den Weg in eine olympische und weltmeisterliche Zukunft weisen kann und wird. Und das erstmals mit einem neuen Voting-System gemeinsam von Athletinnen und Athleten sowie von Journalistinnen und Journalisten zustande kam.
Es war der richtige Rahmen für die neuen Preisträger, die als „primus inter pares“ die besten der vielen sehr Guten an diesem Abend repräsentierten: Die als Sprint-Weltmeisterin zurückgetretene Biathlon-Königin Denise Herrmann-Wick, Barren-Weltmeister Lukas Dauser und das im fernen Manila mit Gold ausgezeichnete Team der deutschen Korbjäger.
Sie alle wurden vom neuen Duo Lena Kesting und Sven Voss mit viel Charme, Pep und Witz präsentiert und über ein emotional prickelndes „Minenfeld“ geführt. Das Mainzelmännchen-Duett, sie in knallroter enger Haute Couture, und er nicht in schwarz-weißer steifer Konventions-Garderobe, trat nach 15 Jahren Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne ein in der Tat „knalliges“ Erbe an.
Die internationale Sportkorrespondenz (ISK) als Veranstalter und das Zweite Deutschen Fernsehen (ZDF) als Medienpartner sind gemeinsam den Weg durch eine Tür in den sportlichen Lifestyle gegangen, die sich beide Partner auch gemeinsam eröffnet haben. Das Bemühen, sich mit einer spritzigen Show auch in Zukunft ein Publikum zu sichern, das eigentlich nicht mehr unbedingt für den Konsum des linearen Fernsehens steht, war ebenso ersichtlich wie erfolgreich und gelungen. Das ohnehin arg gekünstelt wirkende „Sie“ in der Anrede wurde durch das eigentlich völlig natürliche „Duzen“ zwischen Sportlerinnen, Sportlern und einem neuen, jungen Duo auf der Bühne ersetzt.
Und doch behielt diese betagte 77-jährige Gala im neuen Gewand all das bei, was sie über Jahre und Jahrzehnte ausgezeichnet hatte: Eine große „Badewanne“ voller Gefühle, die über alle Beteiligten mit der vollen Kelle ausgeschüttet wurde.
Sei es Denise Hermann-Wick, die mit ihrem Mann Thomas im April den ersten Nachwuchs im eigenen Heim erwartet und den „schönsten Grund zum Aufhören“ entdeckt hat. Oder Barren-Champion Lukas Dauser, der die Hochzeitsreise mit Frau Vicky wegen der Einladung nach Baden-Baden vorzeitig beendet hatte und das Geheimnis seiner Glücks-Unterhose aufklärte. Und der preisgab, wie seine Mama ihm die richtige Mischung aus Honig und Magnesium für die Holmen zusammenmischte.
Oder die Basketball-Riesen, die, wie der als MVP ausgezeichnete Dennis Schröder aus Kanada per Video-Schalte bestätige, den Vorsatz gefasst hatten, „Deutschland stolz zu machen. Das wollten wir in der Kabine, und das haben wir auch getan.“ Die Egos, so Schröder aus Toronto mit extra für diesen Zweck herausgesuchter Mütze, wurden von Beginn an „auf die Seite gepackt. Jeder war bereit, alles zu geben. Und wenn es nur mit Energie von der Bank durch Anfeuern war.“
Den Sparkassenpreis für „Vorbilder im Sport“ erhielt in diesem Jahr der nordische Kombinierer Eric Frenzel, der nach Ende seiner eigenen Karriere mit insgesamt 18 Medaillen nun die Position des erfolgreichen Bundestrainers Hermann Weinbuch antreten wird. Mit noch etwas heiserer Stimme vom Anfeuern an der Strecke („Das wird heute Abend nichts mehr mit mir und viel reden“) nahm der erfolgreichste nordische Skisportler bei Weltmeisterschaften den Scheck über 40.000 Euro von Walter Strohmaier, dem Vizepräsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes entgegen.
Strohmaier bezeichnete Frenzel als einen Athleten, „der trotz seiner großen Erfolge immer bodenständig geblieben ist. Sein Verhalten war immer vorbildlich.“ Traditionell darf der oder die Geehrte diesen Preis teilen: Für sich persönlich und für karitative Einrichtungen. Die gehen von Frenzels Seite aus unter anderem an die Kinderkrebshilfe, für die er sich sehr engagiert, an seinen Heimatverein und das Sportinternat Oberwiesenthal.
Eine Überraschung ist jedes Mal auch die Wahl der Laudatorinnen und Laudatoren für die Sieger. „Bergdoktor“ Hans Siegel für Denise Herrmann-Wick, Dausers Gattin Vicky mit brüchiger Stimme und Vorjahres-Siegerin Gina Lückenkemper als ein riesiger Basketball-Fan. Sie alle passten genau in das neue Konzept eines Senders und eines Veranstalters, die ihre juvenile Ader (wieder-)entdeckt haben. Das ZDF und die ISK in Gestalt der Familie Dobbratz starteten an diesem denkwürdigen Abend gemeinsam in ein erwartungsvolles olympisches und paralympisches Jahr 2024.


Stimmen zum Gala-Abend im Bénazetsaal
Entsprechend waren auch die Stimmen bei der Pressekonferenz im Anschluss: Während ZDF-Sportchef Dr. Yorck Polus nicht nur das neue digitale Konzept, sondern auch sein neues Moderatoren-Duo lobte, das „in ganz große Fußstapfen treten musste und das mit Bravour getan hat“, sprach ISK-Chef Kaus Dobbratz von einer „fetzigen und risikoreichen Veranstaltung, mit einer Stimmung, wie ich sie in den letzten zehn Jahren nicht erlebt habe.“ Für ihn und sein ISK-Team sei die Vorarbeit nicht weniger aufwändig gewesen als für den Medienpartner. „Am liebsten würde ich mich jetzt hier auf den Boden legen und gar nichts mehr machen. Aber es soll ja immer weiter gehen.“
Die drei Siegerinnen und Sieger trugen sich in Anwesenheit von Oberbürgermeister Andreas Späth noch mit einer persönlichen Widmung in das Goldene Buch der Stadt Baden-Baden ein. Und machten danach aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Während Denise davon sprach, bei der Namensgebung für den Nachwuchs für Vorschläge offen zu sein und immer wieder betonte, „dass wir alle für unseren Sport leben und uns zu quälen wissen“, erzählte Lukas, dass er „eigentlich schon immer darauf gehofft hatte, mal hierhin eingeladen zu werden“, es aber vor ein paar Jahren daran scheiterte, „dass die Post die Einladung trotz des Nachsendeantrags an die neue Wohnadresse nach seinem Umzug erst im Januar zugestellt hat“.
Und ganz cool findet er auch, dass es ein nach ihm benanntes Übungsteil gibt: „Wenn man sich vorstellt, dass da so ein Japaner in die Halle geht und sagt, heute probier‘ ich mal den Dauser, dann ist das schon irgendwie mega.“ Glückwünsche von seinem früheren Verein FC Bayern München hatte es übrigens bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Auch nicht vom Tegernsee.
Basketball-Weltmeister Andreas Obst erzählte dann noch von der „knackigen“ Anreise: „Wegen des Nebels in Baden-Baden mussten wir in Stuttgart landen und dann noch über die A8 hier runter chauffiert werden. Ein großes Kompliment an unsere Fahrerinnen und Fahrer und alle Beteiligten, dass wir wirklich heil auf den letzten Drücker ankamen.“ Geändert habe sich in seinem Privatleben übrigens seit Manila (noch) nichts: „Ab und zu wird man zwar mal auf der Straße erkannt, aber mehr auch nicht.“

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