Paralympics-Bilanz: Der lauteste Applaus aller Zeiten

Als der große Regen bei der Abschlussfeier alle der 4400 Athletinnen und Athleten nass gemacht hatte, passierte folgendes: Hunderte bildeten eine Polonaise, tanzten zu französischen Klassikern wie „Voyage, Voyage“ und rasteten völlig aus, als Paris 2024-Chef Tony Estanguet das Publikum zum lautesten Applaus aller Zeiten aufrief – bevor er selbst „Tony, Tony“-Sprechchöre erhielt. Die Spiele von Paris – sie waren bei den Paralympischen ebenso begeisternd wie bei den Olympischen. Frankreich hat neue Maßstäbe gesetzt und könnte eine Wirkung haben wie die legendären Spiele von London 2012.

Aus deutscher Sicht gab es reichlich Grund zur Freude: 143 Athlet*innen und fünf Guides sorgten für insgesamt 49 Medaillen, davon zehn goldene, 14 silberne und 25 bronzene sowie 63 Platzierungen auf den Rängen vier bis acht, darunter 13 vierte Plätze. Die Medaillengewinne verteilen sich auf 13 von 18 Sportarten, in denen Deutschland vertreten war. Besonders stark war das Para Schwimmteam. Vier Goldmedaillen sowie jeweils dreimal Silber und Bronze, dazu zwei Weltrekorde durch Elena Semechin und Taliso Engel, die wie in Tokio 2021 am gleichen Tag siegten. Dazu krönten sich erstmals auch Tanja Scholz und Josia Tim Alexander Topf.

Erfolgreichste Athletin war Para Sportschützin Natascha Hiltrop, die gar zwei Goldmedaillen gewann, eine mit paralympischem Rekord. Schöne Überraschungs-Goldmedaillen gab es für Para Radsportlerin Maike Hausberger, Para Tischtennisspielerin Sandra Mikolaschek sowie Rollstuhlfechter Maurice Schmidt, der gemeinsam mit Elena Semechin die deutsche Fahne bei der Abschlussfeier im Stade de France tragen durfte. Ausnahmesportler Markus Rehm sprang in Paris zum vierten Gold in Folge seit 2012, insgesamt war es sein fünfter Paralympicssieg. Und die deutschen Rollstuhlbasketballer holten mit Bronze die erste Team-Medaille seit 2016, für sie selbst war es gar die erste Medaille seit Barcelona 1992.

Natürlich gab es Athleten, die hinter ihren Erwartungen zurückblieben: Doppel-Weltmeister Léon Schäfer musste sich ebenso wie Para Radsportler Pierre Senska mit zwei vierten Plätzen abfinden. Den Weltrekordhaltern Johannes Floors über 400 Meter und Kugelstoßer Niko Kappel blieben die Silber Ränge. „Wir erleben eine weltweite Leistungsexplosion im Sport von Menschen mit Behinderungen“, sagt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher: „Für den Para Sport ist das eine gute Entwicklung und auch für den Stellenwert von Menschen mit Behinderungen in dieser Welt.“ Den Deutschen muss vor dieser Entwicklung nicht bange sein: Von 57 Debütant*innen konnten sechs plus der Mixed-Zweier im Para Rudern eine Medaille gewinnen, andere zeigten, dass in Los Angeles 2028 mit ihnen gerechnet werden kann. Und so drang am Sonntagabend im Stade de France nicht nur der Abschiedsschmerz von Paris 2024 durch – sondern auch ein leichter Hauch Vorfreude in Richtung LA 2028. Insgesamt wurden in Paris 12 Millionen Tickets verkauft (9,5 Olympische Spiele und 2,5 Paralympische Spiele), vielleicht auch ein Rekord für die Ewigkeit.

Foto: Tom Weller / DBS

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