Kappel: Leistungs-Explosion im Para-Sport

Starker Mann im ganz großen Einsatz. Erst referierte Niko Kappel im Olympiastützpunkt Stuttgart vor Medien-Vertretern über seine paralympischen Chancen mit der 4-kg-Kugel. Dann stand er im Sportstudio („eine große Ehre“) bei Sven Voss Rede und Antwort.  Quintessenz: beim 29-Jährigen steigt die Vorfreude täglich – und als amtierender Weltrekordhalter (15,07 m) und Weltmeister mangelt es nicht an Selbstbewusstsein.

Hinter Kappel, der bei den Kleinwüchsigen (bis 1,45 m) antritt, liegt eine ultra-professionelle Vorbereitung. Mit fünf Koffern wird er am Samstag den TGV nach Paris besteigen. Ob spezielles Kissen, Matratzen-Topper – an alles ist gedacht. Vor allem die Schuhe inklusive Tape und Sprühkleber sind wichtig – bei Regen ist der Betonring im Stade de France problematisch das hatte Olympiasiegerin Yemisi  Ogunleye, die einmal wöchentlich mit Niko am Stützpunkt trainiert, am eigenen Leib erfahren – und Tipps für mehr Grip weitergeleitet.

Sechsmal treten die Kugelstoßer (am Montag) ins Rondell. Den Favoriten vom VfB Stuttgart begleiten rund 85 Fans. „Je lauter sie schreien, desto besser, das macht mich fünf Zentimeter größer.“ Die Spiele 2012 in London erlebte Niko Kappel im Jugendlager – seither haben sich die Leistungen im paralympischen Sport „explosionsartig“ entwickelt. Mit seiner Siegesweite von Rio hätte er um die nationale Qualifikation zittern müssen. Und diese Steigerungen gelten für den gesamten Para-Bereich. Seit 2018 arbeitet Niko als Profi, unterstützt von der Bundeswehr, der Sporthilfe, Sponsoren und Verein, der Halbtags-Job ist längst passé. Er engagierte zwei Trainer. Reine Spezialisten, denn „wir brauchen keine Para-Trainer, sondern Kugelstoß-Trainer.“ In diesem Bereich würde der Austausch mit dem olympischen Sport zunehmend besser funktionieren, die Gruppe auf dem Cannstatter Wasen ist längst „gemischt“.

Kappel denkt auch an das Ganze, erwartet, dass die Bilanz des deutschen Teams besser ausfällt als in Tokio (Platz 12 mit 13x Gold). „Unter den Top 6“ im Nationen-Ranking sei mindestens anstrebenswert. Dafür muss er für sich hinnehmen, „dass der Rücken oft zwickt“ – und im Training von maximal 15 Versuchen nur die Hälfte in etwa ordentlich weit gehe. Sei’s drum. Der Champion im Drehstoß kann sich gut vorstellen, auch 2028 in Los Angeles dabei zu sein, denn er komme ja jetzt erst ins richtige Alter für Kugelstoßer. Also los, Niko.

Paris sagt wieder Bienvenue

17. Sommer-Paralympics vom 28. August bis 8. September in Paris – auf den nahezu gleichen Sportstätten wie bei den Games vorher. Über 1,7 Millionen Tickets sind verkauft. 4400 Athletinnen und Athleten aus 168 Ländern gehen den Start, ARD und ZDF übertragen zur besten Sendezeit. Anlaufstelle für Team D ist wieder das deutsche Haus im Rugby-Stadion, die Medaillenprämien sind identisch: 20.000, 15.000, 10.000 Euro. Das Taschenclip-Maskottchen mit einem Protesen-Bein sagt Bienvenue.   

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