Goldene Schlusssekunden im „kleinen“ Basketball

Als das Finale im Stadion am Place de la Concorde vorbei war, schauten sich die vier deutschen Basketballerinnen des 3x3-Teams schweigend an. Kein ausgelassener Jubel, kein Freudentänzchen über den kleinen Platz, kein Emotionsausbruch, so wie es normal gewesen wäre für frischgebackene Olympia-Siegerinnen. „Wir mussten das erst einen Moment sacken lassen“, sagte Sonja Greinacher. Langsam kam die Gewissheit, etwas Außergewöhnliches erreicht zu haben - und zugleich Historisches. Noch nie zuvor hatte eine deutsche Basketball-Mannschaft bei Olympia eine Medaille gewonnen, und nun war es gleich Gold.

Bei der Siegerehrung kämpfte Svenja Brunckhorst mit den Tränen. Für die 32-Jährige war das Finale gegen Spanien, dieser 17:16-Sieg das letzte Spiel ihrer Karriere. „Ich hätte mir das nicht besser erträumen können“, sagte sie. Und neben der Goldmedaille nahm sie noch ein Erinnerungsfoto mit dem besten deutschen Basketballer der Geschichte, Dirk Nowitzki („Sportler des Jahres“ 2011), mit nach Hause. „Ein perfekter Moment“, fand Brunckhorst. 

Nowitzki gehörte zu den ersten Gratulanten, als Greinacher, Brunkhorst, Marie Reichert und Elisa Mevius dann endlich realisiert hatten, was ihnen gerade gelungen war. „Als wir gehört haben, dass er da ist, haben alle Augen ein bisschen gefunkelt“, sagte Brunckhorst. 

Eine zusätzliche Motivation hatte das deutsche Team für das zunächst am späten Nachmittag ausgetragenen Halbfinale und das am Abend stattfindende Endspiel gar nicht nötig. Sie hatten bis dahin sechs ihrer sieben Spiele bei diesem Turnier gewonnen, und fast alle dank guter Nerven in den Schlusssekunden. 

Die vier Spielerinnen zeichne aus, sagte Trainer Samir Suleman, dass sie nie aufgegeben haben. „Auch bei Rückständen haben sie immer weitergemacht.“ Auch im Finale, da hatten die Spanierinnen nach der Hälfte der Spielzeit vier Vorsprung. Dieses Team, sagte Greinacher, „ist so taff“.

Der Weg hatte vor drei Jahren in Hannover begonnen. Mit Blick auf Paris sollte Suleman ein 3x3-Frauenteam aufbauen. Neben Greinacher, Brunkhorst und Reichert gehörte zunächst Luana Rodefeld diesem Kader an. Als Trainingspartnerinnen holte Suleman Nachwuchsspielerinnen dazu, eine davon war Mevius, die in Paris für die verletzte Rodefeld ins Team rückte. Bereits das Olympia-Ticket hatten die Vier in letzter Sekunde errungen. Im entscheidenden Spiel beim Qualifikationsturnier im Mai in Ungarn traf Brunckhorst mit einem Zwei-Punkte-Wurf zum Sieg gegen Ungarn. Am Place da la Concorde war es nun Greinacher, die im Halbfinale gegen Kanada (16:15) und Finale jeweils den entscheidenden letzten Punkt für Deutschland holte. 

An die Seine war die Mannschaft mit dem Ziel gereist, um einen der Plätze im Halbfinale kämpfen zu können. „Wir wollen am Tisch knabbern“ und schauen, ob „ein Keks“ herunterfalle, sagte Suleman zu Beginn. Sie starteten mit einem Coup gegen die USA, den Olympiasieger von Tokio, verlor anschließend knapp gegen Australien. „Da war die Frage, wie gehen wir damit um.“ Die Antwort folgte gegen Gold-Favorit Kanada. „Als wir sie so klar geschlagen haben, war für mich klar, das Turnier kann etwas ganz Besonderes werden.“ 

Bild: picture alliance

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