Sonnenköniginnen von Versailles

Manche Szene der Olympischen Spiele bleibt in den Erinnerungen mit einem Ausrufezeichen versehen. Weil so unique – wie die Performance der deutschen Dressurreiter im Königlichen Park von Versailles. In Blickweite zum Chateau hatten Veranstalter das Rechteck für die höchste Performance von Reiter/in und Pferd samt imposanten Tribünen aufgebaut. Impressionat - auch weil erst das deutsche Trio Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Frederic Wandres die Team-Wertung gewann und dann Jessica und Isabell im Einzel dominierten: Gold, Gold, Silber. Mon Dieu.

Nicht alle der SdJ-Beobachter in Paris haben schon olympische Dressur-Finals erlebt. Wer im majestätischen Versailles sein durfte, gehörte zu den Gewinnern dieser Jeux Olympiques. Sonne über der Anlage, stilvolles Ambiente. Isabell Werth (auf Wendy), mit achtmal Gold nun erfolgreichste deutsche Olympionikin (bisher die Kanutin Birgit Fischer) aller Zeiten, faszinierte ein fachkundiges Publikum. Die Teamkollegin, schon 2021 in Tokio zweimal auf dem „Thron“, setze einen drauf. Zu französischen Melodien á la „Je ne regrette rien“ von Edith Piaf tanzte sie mit ihrer Trakehner Stute Dalera auf dem feinkörnigen Sand. Neben uns verfolgten bewundernde Zuschauer mit Gänsehaut den Vortrag, der 90,093 Punkte erbrachte. Jessica von Bredow-Werndl (38) könnte mit zwei Premium-Plätzen als „Sportlerin des Jahres“ 2024 die nächste Krönung erfahren. Am 15. Dezember im eleganten Kurhaus von Baden-Baden. Oder: gebührt Isabell Werth (55) aufgrund ihrer Lebensleistung die Ehre? Noch warten in Paris aber noch andere mitfavorisierte Athletinnen des Team D am Start.

Die Stunden zwischen dem Schloss, seinen Gärten und Seen aber bleibt unverwechselbar erhaben. Für die Siegerehrung, manchmal – schon aufgrund der Fülle an Entscheidungen – eher ein Accessoire, rückten Dutzende von Helfern an, um den Parcours in eine blühende Landschaft zu verwandeln. Die Zeremonienmeister von Versailles zelebrierten die Übergabe der Medaillen als unter die Haut gehende Gala. Auf dem Podest standen drei Reit-Frauen der Sonderklasse (Bronze an die Britin Charlotte Fry) als Sonnenköniginnen.

Die Alternative zu prickelnden Hallenshows im Handball, Basketball oder Volleyball – Events der kolossalen Art. Im Park, noch Schauplatz des Modernen Fünfkampfs, umhüllt ein stilvoller Glamour die Paraden. Und die Kiebitze der Hohen Schule applaudieren geradezu huldvoll statt schreiend. Ziemlich aristokratisch.