Sportler des Jahres - April 2023

Giro, Kämna, Maglia Rosa

Dreimal drei: Das ist die magische Formel im großen Rundfahrt-Radsport, der – zumindest im frei empfangbaren und im Bezahl-Fernsehen – die Basis des weltweiten Interesses und aller Fan-Diskussionen ist. Drei dreiwöchige Rundfahrten durch Frankreich, Italien und Spanien, nämlich die Tour, die Vuelta und der Giro sind die ultimativen Herausforderungen für die Bike-Profis.

Und obwohl „le tour“ immer noch den Medien-Hype schlechthin provoziert, stehen Italien- und Spanien-Rundfahrt der „grande boucle“ in punkto Schwierigkeitsgraden in nichts nach. Das ist auch so, wenn vom 6. bis 28. Mai der 106. Giro ausgetragen wird, der es in vielen Bereichen „in sich haben“ wird. Sechs Bergankünfte, drei Zeitfahren, darunter eine schwere Bergprüfung (bis zu 22 Prozent steil) gegen die Sekundenzeiger am vorletzten Tag. Vorher die Königsetappe in den Dolomiten über die drei Zinnen: Ja, da kann auch den besten Profis schon einmal die Puste ausgehen.

Dem vorzubeugen, das ist die Aufgabe des einzigen deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe, der wie im Vorjahr das „maglia rosa“ des Gesamtführenden anstrebt. Mit einem deutschen Pedaleur, der als einer von zwei Kapitänen die Richtung und wohl auch die Taktik vorgeben wird. Lennard Kämna oder sein russischer Kollege Alexander Wlassow? Wer von diesem Duo wird am Ende Leader sein oder Domestiken-Dienste leisten müssen.

Beim einwöchigen „Tirreno Adriatico“ hat der 26-jährige Bremer im Führungstrikot Selbstbewusstsein getankt, um auch den Anspruch als Herausforderer eines dreiwöchigen Rennens erfüllen zu können. Dem einstigen Junioren- und U23-Weltmeister im Kampf gegen die Uhr kommen die drei Einzel-Zeitfahren (über zusammen 73 km) natürlich zugute. Aber Kämna ist mittlerweile dabei, ein (fast) kompletter Top-Fahrer zu werden. Er hat sich im harten Punch am Schlussanstieg im wahrsten Sinn des Wortes herangerobbt. Und kann sich und die Chancen seines Teams in engen Rennsituationen gut einschätzen.

Wenn die Bora-Equipe ihre beiden Kapitäne gut über die Berge bringt, dann ist in der letzten brettharten Giro-Woche alles möglich. Und dann würde Radsport-Deutschland wieder öfter nach Italien und nicht nur nach Frankreich schauen. Und im Dezember auch mit Lennard Kämna als Gast nach Baden-Baden.

Bild: picture alliance

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Mihambo: Silber-Präsent vor dem Saisonstart

Malaika Mihambo kann strahlen. Die Weitsprung-Olympiasiegerin ist gut und verletzungsfrei durch den Winter gekommen. „Das sind gute Voraussetzungen“ – für eine Saison, die im nächsten Monat mit den ersten Freiluft-Wettkämpfen beginnt und in der sie – nach nur zwölf Monaten – ihren WM-Titel (im August in Budapest) verteidigen will. Da passte der „Silberpokal“ gut ins Timing. In Mannheim nahm die 28-Jährige die Auszeichnung für Platz 2 bei der Wahl „Sportlerin des Jahres“ entgegen – im Dezember hatte sie nicht an der Ehrung in Baden-Baden teilnehmen können.

„Sieht schön aus“, so Malaika beim Rendezvous mit der Trophäe, die sie als Gewählte der Jahre 2019, 2020 und 2021 schon dreimal in Goldversion besitzt.  „Ich bin glücklich, schon so oft im Kurhaus bei der renommiertesten Wahl geehrt worden zu sein.“ Baden-Baden sei ein gutes Pflaster – deshalb plant sie „mal ein Wochenende“, um auch andere schmucke Ecken als nur die Bühne des Bénazetsaals zu entdecken.

Im vergangenen Jahr hatten mit Sprinterin Gina Lückenkemper und Mehrkämpfer Niklas Kaul einmal mehr die Leichtathleten bei der 76. Wahl der Sportpresse im Fokus gestanden. Ein Zeichen mehr, dass „die deutsche Leichtathletik aktuell sehr präsent ist“, wie die Kurpfälzerin sagt – „daher werden auch zahlreiche Events in Deutschland mehr wahrgenommen.“ Das nationale Highlight sind in diesem Jahr die „Finals“ in 18 Sportarten. Läufer, Springer und Werfer treffen sich dann in Kassel (6. bis 9. Juli), ARD und ZDF wollen ausführlich berichten.

Dann das Stakkato der internationalen Superlative – wenn die DLV-Cracks ihre Zugehörigkeit zur Weltspitze untermauern wollen. „Ich glaube, dass auch 2023 viele auf höchstem Level ihre persönlichen Bestleistungen toppen werden, allerdings ist bei einer WM auch eine Platzierung unter den besten Acht ein großer Erfolg.“ Mihambos Vorfreude auf die Saison ist offenkundig, obgleich sie, eher vorsichtig, nicht über weitere Medaillen und Titel reden möchte. „Ich gebe mein Bestes“. Schließlich sind die übernächsten Höhepunkte auch schon fast greifbar. 2024 wird mit den Europameisterschaften in Rom und den Olympischen Spielen in Paris ein LA-Superjahr. „Vom Kolosseum und dem Eiffelturm zum Kurhaus“ wäre dann eine passende headline. Aber das ist ja erst im nächsten Jahr …

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Sportjahr 2023: Nach dem Winter…

…ist noch lange nicht Schluss

Die letzten Patronen an den Schießständen sind abgefeuert, die finalen Loipenkilometer absolviert. An den Schanzen wird niemand mehr abgewunken und die Slalomstangen sind für den nächsten Winter eingesammelt. Sven Hannawald, Severin Freund und Co. müssen uns die (sportliche) Welt nicht mehr erklären und wenn wir uns ein bisschen umschauen, entdecken wir ganz bestimmt auch schon das eine oder andere zarte Frühlings-Pflänzchen.

Was unweigerlich bedeutet: Athletinnen und Athleten dieses Genres, die sich für den deutschen „Sport-Oscar“ Ende des Jahres in Baden-Baden empfehlen wollen, werden wir unweigerlich in den nächsten Monaten nicht mehr auf dem Podium sehen. Aber ist deswegen Ruhe im großen internationalen Sport? Mitnichten! Auch wenn das Jahr mit der ungeraden Zahl heuer, im Gegensatz zum dank Corona „zwangs-olympionisierten“ 2021 nicht unter den fünf Ringen erstrahlt. Zu bestaunen und hoffentlich auch zu bejubeln gibt es auch im Frühjahr, Sommer und Herbst zahlreiche Gelegenheiten, wenn das Team Deutschland im Kampf um Titel und Medaillen mitmischt.

Klar, bei der Tour de France wird es im Jahr 1 nach dem silbernen Ulle-Jubiläum bis auf die ein oder andere Etappen-Überraschung wohl nicht viel zu erstrampeln geben. Aber Ende des gleichen Monats, bei der Schwimm-WM im japanischen Fukuoka werden Anna Elendt, Isabel Gose, Florian Wellbrock und Co. mehr als nur nicht absaufen wollen. Und Letztgenannter weiß ja seit vergangenem Jahr, wie es sich im Benazét-Saal anfühlt, wenn Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne zum „Kreuzverhör“ bitten.

Die Kicker-Elite um Alex Popp will sich bei der WM im August auf der anderen Seite des Erdballs (Australien/Neuseeland) für das verlorene Finale der Euro22 schadlos halten wollen. Eine „Fast-Mannschaft des Jahres“ in Mannschaftsstärke hatten wir ja letztes Jahr schon. Überhaupt der August und der September: Leichtathletik-WM in Budapest, Kanu-Heim-WM in Duisburg (zum sechsten Mal auf der Wedau), eine historische Rad-WM in Glasgow mit neun verschiedenen Sportarten, Basketball-WM in Japan, den Philippinen und Indonesien. Und im deutschen Hockey-Mekka Mönchengladbach wollen die Weltmeister von Indien, schon als Mitfavorit für die Wahl „Mannschaft des Jahres“ gehandelt, im Schusskreis nachlegen. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Und manch eine(r) der / die dort die Hand nach Lorbeer ausstreckt, wird allzu gerne den dunklen Zwirn oder die Abendrobe an der Oos auspacken wollen.

Hawaii wird die deutschen Iron-Männer und Iron-Frauen im Oktober zum Verschießen der letzten Körner zwingen und bei der Turn-WM im „Goldenen Monat“ in Belgien darf zwischen Schwebebalken, Stufenbarren und Königs-Reck wieder mitgezittert werden. Ein Sportjahr mit vielen Höhepunkten auch ohne die arg strapazierten fünf Ringe.

Bild: picture alliance
Wedau-Bahn im Sportpark Duisburg

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