Giro, Kämna, Maglia Rosa
- Publiziert in Sdj News
Dreimal drei: Das ist die magische Formel im großen Rundfahrt-Radsport, der – zumindest im frei empfangbaren und im Bezahl-Fernsehen – die Basis des weltweiten Interesses und aller Fan-Diskussionen ist. Drei dreiwöchige Rundfahrten durch Frankreich, Italien und Spanien, nämlich die Tour, die Vuelta und der Giro sind die ultimativen Herausforderungen für die Bike-Profis.
Und obwohl „le tour“ immer noch den Medien-Hype schlechthin provoziert, stehen Italien- und Spanien-Rundfahrt der „grande boucle“ in punkto Schwierigkeitsgraden in nichts nach. Das ist auch so, wenn vom 6. bis 28. Mai der 106. Giro ausgetragen wird, der es in vielen Bereichen „in sich haben“ wird. Sechs Bergankünfte, drei Zeitfahren, darunter eine schwere Bergprüfung (bis zu 22 Prozent steil) gegen die Sekundenzeiger am vorletzten Tag. Vorher die Königsetappe in den Dolomiten über die drei Zinnen: Ja, da kann auch den besten Profis schon einmal die Puste ausgehen.
Dem vorzubeugen, das ist die Aufgabe des einzigen deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe, der wie im Vorjahr das „maglia rosa“ des Gesamtführenden anstrebt. Mit einem deutschen Pedaleur, der als einer von zwei Kapitänen die Richtung und wohl auch die Taktik vorgeben wird. Lennard Kämna oder sein russischer Kollege Alexander Wlassow? Wer von diesem Duo wird am Ende Leader sein oder Domestiken-Dienste leisten müssen.
Beim einwöchigen „Tirreno Adriatico“ hat der 26-jährige Bremer im Führungstrikot Selbstbewusstsein getankt, um auch den Anspruch als Herausforderer eines dreiwöchigen Rennens erfüllen zu können. Dem einstigen Junioren- und U23-Weltmeister im Kampf gegen die Uhr kommen die drei Einzel-Zeitfahren (über zusammen 73 km) natürlich zugute. Aber Kämna ist mittlerweile dabei, ein (fast) kompletter Top-Fahrer zu werden. Er hat sich im harten Punch am Schlussanstieg im wahrsten Sinn des Wortes herangerobbt. Und kann sich und die Chancen seines Teams in engen Rennsituationen gut einschätzen.
Wenn die Bora-Equipe ihre beiden Kapitäne gut über die Berge bringt, dann ist in der letzten brettharten Giro-Woche alles möglich. Und dann würde Radsport-Deutschland wieder öfter nach Italien und nicht nur nach Frankreich schauen. Und im Dezember auch mit Lennard Kämna als Gast nach Baden-Baden.
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