Sportler des Jahres - Februar 2023

Katharina & die German Air von Planica

  • Publiziert in Sdj News

Es geht immer weiter – im deutschen Wintersport. Erfolge, Medaillen, goldige Moment. Ort der Euphorie im Schnee ist jetzt Planica, wo die Skiflieger der Konkurrenz davonschweben. Ist das bereits ein weiterer Fingerzeig auf die 77. Wahl „Sportler des Jahres“, bei der die Wintersportfraktion diesmal die Sommer-Spezies überflügeln könnte?

Beispiel I: Katharina Althaus Die 26-Jährige aus Oberstdorf ist schon jetzt die Flugkönigin in den Julischen Alpen. Zwei Team-Titel, Sieg auf der Normalschanze – und nun geht es noch auf den großen Bakken, den sie noch mehr liebt. Konsequenterweise wird die Silbermedaillengewinnerin von Peking 2022 in den sozialen Netzwerk bereits als mögliche „Sportlerin des Jahres“ gehandelt. Ihr gewinnendes Lächeln ist zum Markenzeichen des DSV-Teams geworden und fast wie selbstverständlich gelingen Katharina Althaus die weiten Flüge im „Tal der Schanzen“ – ganz gleich bei welchen Windbedingungen.

Beispiel II: Die Freudentränen, die Jubelszenen mit Badelatschen im Auslauf der Schanze gingen aus Planica um die Welt. Althaus, Anna Rupprecht, Selina Freitag und Luisa Görlich lösten Österreich als Top-Nation ab. Das weltmeisterliche Quartett von Bundestrainer Maximilian Mechler könnte auch beim Votum zur „Mannschaft des Jahres“ ein Wörtchen mitreden. Und dann setzte sich die Gold-Hausse im Nordwesten Sloweniens fort. Diesmal im Mixed-Wettbewerb. Althaus, Freitag „assistierten“ nun Andreas Wellinger und Karl Geiger, bei der Vierschanzen-Tournee noch im Fokus der Kritik.

Beispiel III: Zum Goldschatz gehört die Silbermine. Julian Schmid, schon im Weltcup in Top-Form, katapultierte sich in der Nordischen Kombination aufs Podest (Zweiter). Bei der Premiere der Allrounderinnen auf WM-Level tat es ihm die 17-jährige Schwarzwälderin Nathalie Armbruster gleich. Und wer 1 und 1 addieren konnte, sah Rang 2 im gemischten Wettbewerb als logische Konsequenz. Mit Jenny Nowak und Olympiasieger Vinzenz Geiger ergab dies die nächste Klasse-Staffel des Deutschen Ski-Verbandes beim erstmaligen Mixed von der Schanze und in der Loipe. Hinterher bedauerten die Jungs von Bundestrainer Weinbuch nur, dass die „Mädels“ anschließend heimreisten. Gemeinsam hatten sie einen starken und motivierenden Teamgeist erlebt. Schade eigentlich, dass die Kombination der Frauen erst 2030 ins olympische Programm rückt; die PR von Planica aber sollte weitere Nationen zu verstärkten Bemühungen für diese Winter-Disziplin beflügeln.     

Bild: picture alliance   

weiterlesen ...

Nordische WM im „Tal der Schanzen“

  • Publiziert in Sdj News

Ja, die Slowenen sind bescheiden. Aber sie sind auch selbstbewusst genug und hochmotiviert, um auf der Weltbühne des Sports ein gutes Bild abzugeben. Die Eröffnungsfeier der Nordischen Ski-WM in Planica jedenfalls war ein Extrakt aus Sportbegeisterung, Patriotismus, Organisations-Know-how und ganz viel kultureller Tradition. Und das Opening zeigte: Planica ist startklar für die WM, vielleicht sogar für eine unvergessliche...

Zum ersten Mal treffen sich Langläufer, Skispringer und Kombinierer hier zu einer Weltmeisterschaft. Überall hört und liest man, dass Slowenien noch nie ein solch großes Sportereignis auf die Beine gestellt hat. Entsprechend groß ist die Unterstützung aus Politik und Gesellschaft - in einem Land, das gerade mal so groß wie Hessen ist, nur zwei Millionen Einwohner zählt, dafür aber mit ganz viel unberührter Natur glänzen kann. Die Resonanz beim Publikum ist riesig. Die Karten für die Skisprung-Wettbewerbe gingen weg wie die berühmten warmen Semmel - und wegen der Nähe zu Österreich und Italien rechnen die Organisatoren mit zahlreichen Tagesgästen. Die Stimmung an den Schanzen und Loipen dürfte einzigartig werden.

Planica kennen viele vom Skifliegen. Hier findet Jahr für Jahr das Weltcup-Finale statt. Die Zuschauer sind skisprungverrückt und auch bei Sportlern und Trainern erfreuen sich die Veranstaltungen am nordwestlichsten Zipfel Sloweniens vor allem deshalb großer Beliebtheit, weil es die Einheimischen einfach verstehen, Feste zu feiern. Fröhlich, bisweilen auch feucht-fröhlich.

Planica, das wissen aber die wenigsten, ist keine Ortsbezeichnung. Es ist nur eine Bezeichnung des Taleinschnitts, der sich vom kleinen Dorf Ratece in den Süden schlängelt. Ganz hinten thront der Berg Jalovec, der zusammen mit dem zackigen Triglav (Drei Köpfe), dem höchsten Berg des Landes, sowie dem Razar, Prisojnik und Mangart eine beeindruckend schroffe Kulisse bietet. Die Natur zu achten und ihr unberührte Freiräume zu lassen, gilt in Slowenien als oberstes Gebot. Das hinderte die Organisatoren von Planica aber nicht, das "Tal der Schanzen" zu einem der modernsten Skisportzentren Europas einzurichten. Mit acht Anlagen nebeneinander herrscht hier die weltweit größte Schanzendichte, von der Mini-Nachwuchsschanze bis hinüber zur imposanten Skiflugrampe namens "Letalnica", auf der bei dieser WM aber nicht geflogen wird; erst wieder zum Weltcup-Saisonfinale Anfang April. Auf der anderen Talseite entstand ein Loipennetz, das höchsten Anforderungen entspricht und das den Sportlerinnen und Sportlern nach den ersten Trainings auch großen Respekt abringt. Keine allzu steilen Anstiege, aber viele rasante Abfahrten mit Sturzgefahr, lautet die einhellige Meinung.

Neu im Programm dieser WM ist der Mixed-Wettbewerb in der Nordischen Kombination. Nachdem 2021 in Oberstdorf erstmals überhaupt Frauen bei einer WM kombinierten, gibt es nun zusammen mit zwei männlichen Kollegen im gemischten Doppel eine zweite Medaillenchance. Dafür ist der Teamsprint der Männer, über viele Jahre eine Dömane der DSV-Allrounder, aus dem Programm gefallen.

Was generell das Sportliche angeht? Ähnlich wie bei der Biathlon-WM in Oberhof und der Alpin-WM in Frankreich werden auch in Planica vermutlich die norwegischen Flaggen auf der Medals Plaza in Kranjska Gora am häufigsten gehisst werden. Obgleich Therese Johaug nicht mehr dabei ist: Norge stellt im Langlauf das mit Abstand stärkste Team. Johannes Klaebo, Pal Golberg und Simen Hegstad Krüger werden bei der Medaillenvergabe ein gehöriges Wörtchen mitreden, ebenso wie bei den Frauen die Weng-Zwillinge Tiril und Lotta. In die Phalanx der Skandinavier einbrechen könnten im Teamsprint - wenn alles glatt läuft und die "Pfannen wieder heiß werden" (O-Ton von ARD-Reporter Jens-Jörg Rieck) - das deutsche Gold-Duo Victoria Carl und Katharina Hennig. Wobei Bundestrainer Peter Schlickenrieder die Erwartungen dämpft: Eine Wiederholung dieses Coups von Peking sei nahezu ausgeschlossen.

Ähnlich ist die Situation bei den Kombinierern. Jarl Magnus Riiber aus Norwegen ist allein wegen seiner Dominanz auf der Schanze der große Favorit. Weil er zuletzt aber gesundheitlich angeschlagen war und pausieren musste, lauern die beiden Oberstdorfer Zimmerkollegen Vinzenz Geiger (Olympiasieger von Peking) und Julian Schmid (derzeit Weltcup-Zweiter) auf ihre Chance.
Riibers Landsfrau Gyda Westvold Hansen gewann alle Einzel-Wettkämpfe in dieser Saison. An ihr führt kein Weg vorbei. Der gerade mal 17-jährigen Schwarzwälderin Nathalie Armbruster, für die als Fahnenträgerin bei der WM-Eröffnungsfeier ein "Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist", bleibt aber die Rolle einer Außenseiterin.

Medaillenchancen und damit eher niedrige Quoten in Wettbüros haben die deutschen Skispringer. Allen voran die Oberstdorferin Katharina Althaus, die in diesem Winter sechs Weltcupsiege feierte und sich bereit fühlt für das erste Einzel-Gold ihrer Karriere bei einer WM.
Bei den Männern scheinen Karl Geiger, Andreas Wellinger & Co gerade noch rechtzeitig in Form gekommen zu sein, die hochgehandelten Podest-Kandidaten aber kommen aus Norwegen, Polen und Slowenien.

weiterlesen ...

Alpin-WM mit „Stärken und Schwächen“

  • Publiziert in Sdj News

Es hatte zäh begonnen in den französischen Alpen, aber dann sorgte die deutsche Alpin-Mannschaft doch noch für zwei Glanzpunkte und eine kleine Überraschung bei den Ski-Weltmeisterschaften. Mit einmal Gold und einmal Bronze habe es „eine Übererfüllung des Solls“ gegeben, sagte Wolfgang Maier, Sportvorstand des Deutschen Skiverbandes. Aber die Titelkämpfe in Courchevel und Meribel hätten auch gezeigt, „wo unsere Schwächen und Stärken liegen“.

Die Stärken liegen eindeutig in den technischen Disziplinen – mit Ausnahme des Frauen-Riesenslaloms, da sei man „absolut nicht konkurrenzfähig“, gibt Maier zu. In fast allen anderen Rennen der zweiten Woche hat die Mannschaft bewiesen, dass sie in der Lage ist, Akzente zu setzen. Für den Höhepunkt sorgte Alexander Schmid mit seiner Goldmedaille in einem Wettbewerb, der wohl schon bald wieder Geschichte ist. Vor zwei Jahren war das Parallelrennen erst ins WM-Programm aufgenommen worden, bei den nächsten Titelkämpfen in Saalbach wird es, so der Plan des Internationalen Skiverbandes, aber schon wieder fehlen.

Im Teamevent hat Schmid noch gepatzt, allerdings in für seine Mannschaft schon auswegloser Situation im Viertelfinale, einen Tag später war er der überragende Athlet. Er gewann alle acht Duelle deutlich und kürte sich  zum ersten deutschen Weltmeister seit 34 Jahren. Nach Hansjörg Tauschers Sieg 1989 in Vail hatte nur noch die DSV-Frauen Gold gewonnen. Der zurückhaltende Allgäuer wirkte bei den anschließenden Feierlichkeiten überforderter als mit den Gegnern im Parallel-Kurs. Die Siegerehrung genoss er sichtlich gerührt, erst beim Bierchen mit den Fans ließ die Anspannung etwas nach. „Ein verrückter Tag“, sagte er.  

Während Schmids Triumph ein wenig überraschend war, weil wegen fehlender Parallelrennen im Weltcup in dieser Saison so richtig niemand die Form des Allgäuers hatte einschätzen können, holte Lena Dürr ihre Medaille drei Tage später mit Ansage. Den letzten Slalom vor der WM hatte die 31-Jährige vom SV Germering gewonnen, davor war sie dreimal auf dem Siegerpodest gestanden. Bei der WM machte sie es allerdings spannend - als Vierte des ersten Durchgangs. Im zweiten Lauf verbesserte sie sich noch auf den Bronze-Rang. „Manchmal ist der liebe Gott doch ein deutscher Skifahrer“, sagte Maier. Beim Männer-Slalom zum Abschluss der WM stahl Sebastian Holzmann dem Medaillenkandidaten Linus Straßer die Show. Der Oberstdorfer hängte als Fünfter den Teamkollegen deutlich ab und sorgte damit wohl für die größte Überraschung aus deutscher Sicht bei der WM.

In der ersten Woche waren die deutschen Abfahrer nach sehr durchwachsenen Ergebnissen im Weltcup zwar nur mit Außenseiter-Chancen in den schnellen Disziplinen angetreten, aber etwas mehr als einen zehnten Platz als Bestleistung hatten sie sich schon erwartet. Dass den auch noch in Thomas Dreßen jener Athlet erreichte, der nicht in bester körperlicher Verfassung angetreten war, sagt viel über die derzeitige Form der Mannschaft aus. „Da haben wir die Weltspitze aus dem Blick verloren“, sagte Maier. Dann drehten die Deutschen doch noch auf – dank Schmid und Dürr. Zwei alpine Empfehlungen für die Vorschlagsliste der 77. Wahl „Sportler/in des Jahres“ zum Jahresende.

Bild: picture alliance

weiterlesen ...

Biathlon-Zug ohne Bremsen

  • Publiziert in Sdj News

Eine zeitlich frühe Frage beschäftigt die deutsche Sportszene. Ist Denise Herrmann-Wick seit der WM in Oberhof die Favoritin für die Wahl „Sportlerin des Jahres“. Die 34-Jährige nutzte das Heimspiel am Rennsteig zu einem eindrucksvollen Medaillen-Set. Gold im Sprint, Silber im Einzel und mit der Mannschaft. Eine satte Ausbeute, eine Referenz allemal. Im vergangenen Jahr als Olympiasiegerin von Peking hatte sie Rang 4 (hinter Gina Lückenkemper, Malaika Mihambo, Natalie Geisenberger) belegt. 2019, nach ihrem ersten WM-Coup (Verfolgung) war die ehemalige Langläuferin auf Position sieben gesetzt worden.

Biathletinnen schrieben schon mehrfach SdJ-Sportgeschichte. Als erste holte Uschi Disl - in Oberhof als Kommentatorin für den schwedischen Rundfunk im Einsatz – 2005 die meisten Stimmen. So ging es fast nahtlos weiter. Kati Wilhelm (2006), Magdalena Neuner (2007, 2011, 2012) ließen sich in Baden-Baden zur „Sportlerin des Jahres“ küren, 2017 vereinigte Laura Dahlmaier die meisten Stimmen der Sportjournalisten auf sich. Eine goldene Epoche der Winter-Allrounderinnen.

Eine Heim-WM gehört immer zu den Highlights im deutschen Sportkalender – in Thüringen hatten die „Macher“ Erstaunliches für das zweiwöchige Event geleistet – und sehr viel Geld in die neuen Anlagen investiert. Aber nach einer ordentlichen Neuschneeschicht verdunkelten Nebel, Regen, Sturm und hohe Temperaturen Loipen und Schließanlage. Die Fans kamen dennoch, die Stimmung schwappte über. Bis zum legendärem Oberhof-Roar „Der Zug hat keine Bremsen“, mit den Protagonistinnen um Denise Hermann-Wick mittendrin in der Polonaise.

Während bei den Frauen, dank der starken WM-Novizinnen Sophie Schneider und Hanna Kebinger, die nächste Generation schon meisterhaft mit Ski und Gewehr umgehen können, sieht es bei den Jungs überschaubar aus. Erstmals seit 1969 (!) medaillenlos, erlebten die Biathleten um Benedikt Doll die norwegischen Seriensiege und den schwedischen Schlussakkord ziemlich teilnahmslos. Die fachkundigen Experten bei ARD und ZDF erkannten in ihren TV-Analysen auch kaum Licht am Ende des Horizonts. Übrigens. Als einziger Biathlet katapultierte sich Michael Greis, dreifacher Olympiasieger von Turin 2006, zum „Sportler des Jahres“. Auf der Kurhaus-Bühne nahm der Allgäuer damals – ziemlich baff – die Glückwünsche von Wikinger-Legende Ole Einar Björndalen entgegen. Vielleicht tatsächlich ein bisschen vorzeitig zu philosophieren, wer die Laudatio auf Denise Herrmann-Wick am Jahresende halten könnte. Das Sportjahr 2023 hat noch sehr viel im Petto.         

Bild: picture alliance 

weiterlesen ...

Bahn-EM: 13 Medaillen für das BDR-Team

  • Publiziert in Sdj News

Das Team des BDR hat bei den Europameisterschaften in Grenchen in der Schweiz seine dominierende Stellung im internationalen Bahnradsport bekräftigt. In der Uhrenstadt im Kanton Solothurn schlug es 12 für die deutsche Speed-Abteilung: sieben Gold-, eine Silber- und fünf Bronzemedaillen, keine Nation war erfolgreicher. Lea Friedrich kürte sich mit drei Titeln zur deutschen Top-Sportlerin.

„Das war ein guter Auftakt in die Qualifikations-Serie für die Olympischen Spiele 2024,“ kommentierte BDR-Sportdirektor Patrick Moster. Auf der schnellen 250-m-Oval (Jens Voigt stellte hier einen Stundenweltrekord auf) wurden erste Punkte für die Berechtigung zur Teilnahme an den Olympischen Spielen vergeben. Die nächste Station ist Jakarta, wo im ersten Nations-Cup die nächste Qualifikation wartet.

Überragend einmal mehr die Sprinterinnen: Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch sowie Alessa Pröpster räumten ab. Im Teamsprint siegte das Quartett klar vor Großbritannien, im Sprint feierten Lea Friedrich und Pauline Grabosch einen Doppelsieg, im 500-m-Zeitfahren war niemand schneller als die erfolgreiche Titelverteidigerin Emma Hinze. Im Keirin-Finale kam es zum Showdown zwischen der amtierenden Weltmeisterin und Titelverteidigerin Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze (Weltmeisterin von 2020). In der letzten Runde sauste Friedrich an allen vorbei und holte sich den dritten EM-Titel in Folge.

„Ich stand sehr motiviert am Start, weil ich unbedingt meinen EM-Titel im Keirin verteidigen wollte. Ich bin echt glücklich, dass wir das hier so gerockt haben,“ so Friedrich. „Das war eine super Performance bei dieser EM von uns Deutschen. Und wir können mehr als zufrieden sein.“ Emma Hinze sprintete hinter der Britin Emma Finucane auf den dritten Platz – ihre dritte Medaille in Grenchen. „Es ist echt cool, dass ich in jedem Wettkampf, an dem ich am Start stand, eine Medaille gewinnen konnte", strahlte Hinze.  

Auch in den Ausdauer-Disziplinen zeigt der Weg weiter nach oben: Der Frauen-Vierer gewann in der Besetzung Franziska Brauße, Mieke Kröger, Lisa Klein und Laura Süßemilch die Bronzemedaille, obwohl einige Fahrerinnen gesundheitlich angeschlagen waren. In der Einerverfolgung untermauerte Franziska Brauße ihre Klasse. Nach dem WM-Titel, den sie im Oktober in Paris auf der Olympiabahn gewann, holte sie sich auch die EM-Goldmedaille. Titelverteidigerin Mieke Kröger eroberte Bronze.

Bei den Männern gewann Maximilian Dörnbach Bronze im 1000-m-Zeitfahren, und fährt sich der erst 20-Jährige Tim Torn Teutenberg weiter in die Weltspitze. Der Kölner triumphierte mit Gold im Ausscheidungsfahren. „Die hervorragenden Ergebnisse von München 2022 wurden bei dieser Europameisterschaft eindrucksvoll bestätigt. Es zeigt, dass unsere strategischen Entscheidungen in die richtige Richtung gehen, um in 18 Monaten mit einer optimal vorbereiteten Mannschaft zu den Olympischen Spielen nach Paris reisen zu können,“ sagte BDR-Sportdirektor Patrick Moster.

Standing Ovations bekamen Theo Reinhardt und Roger Kluge im Abschluss-Wettbewerb ‚Madison*. Nach einem spannenden Kampf gegen Großbritannien, Frankreich und die Niederlande konnte das Duo den Titel von München erfolgreich verteidigten. Roger Kluge: „Ich hatte schon nicht mehr dran geglaubt, dass wir die Italiener zurückholen. Theo hat mich aber immer wieder gepuscht und mit zehn Punkten zum Schluss dann noch mal alles klar gemacht.“ Reimhardt: „Man muss von Anfang an dabei sein, weil man hinten raus wenig gut machen kann. Entweder die Beine reichen oder nicht. In den letzten Runden hatte ich am meisten Spaß, weil meine Beine noch relativ gut waren.“

Bild: picture alliance

v.l.n.r. Alessa-Catriona Pröpster, Lea Sophie Friedrich, Emma Hinze und Pauline Sophie Grabosch - Teamsprint Frauen

weiterlesen ...

Seine Exzellenz Franz I

  • Publiziert in Sdj News

Wenn der Anschein nicht restlos trügt, haben die deutschen Wintersportler die Antworten auf die quasi täglich eskalierende Diskussion um die Zukunft der Schnee&Eis-Wettkämpfe in Zeiten der Klimaerwärmung gefunden. Triumphe, Siege, Titel. Um so auf die Bedeutung ihrer Sport-Sparte hinzuweisen. An jedem Wochenende hagelt es Erfolgsmeldungen. Zuletzt im Biathlon, sogar wieder im Skispringen, der Nordischen Kombination und – wie gewohnt – in den Bob- und Rodelkanälen. Zum Beispiel Francesco Friedrich, bei dem die Konkurrenz zum Saisonbeginn schon Schwächen (aufgrund einer Verletzung) gesehen hatte. Sollte die Ära der Bob-Koryphäe vom BSC Sachsen Oberbärenburg womöglich enden? Nichts dergleichen. Beim Anschieben nicht mehr gehandicapt, setzte der „Franz“ seine Serie eindrucksvoll fort. Nach dem nächsten WM-Coup im Vierer (in St. Moritz, den 2er-Wettbewerb gewann Rivale Johannes Lochner) ratterten Friedrich & Company zuletzt in Innsbruck-Igls am schnellsten zu Tal, was den fünften Gewinn des Weltcups mit dem großen Schlitten bedeutete. Immerhin hatte es, aufgrund der Probleme zum Winterbeginn, ein enges Duell mit dem Briten Brad Hall, gegeben. Das war neu – aber das Resultat dann doch wie immer: Winner Team Friedrich.

Und die „deutsche Bob-Exzellenz“ (Süddeutsche Zeitung) hat noch so viel mehr vor. Der 100. Weltcupsieg sollte möglich sein. Und weitere olympische Rekordfahrten. 2026 in Cortina d’Ampezzo, wo die uralte Anlage nun – für unglaublich viel Geld – doch renoviert wird. Das spielt dem Sachsen sowieso in die Karten. Keiner vermag neue Eisröhren, wie zum Beispiel 2022 in Peking, besser erst zu studieren und dann zu beherrschen wie der 32-Jährige aus Pirna. Dann wären die Goldmedaillen Nr. 5 (Zweier) und Nr. 6 (Vierer), in der landschaftlichen Schönheit der Dolomiten, das logische nächste Bob-Kunstwerk des Außergewöhnlichen an den Lenkseilen. Der übrigens selbst die zunehmenden Einschränkungen durch die wärmeren Winter thematisiert – aber das ist dann doch ein anderes Thema.

Vorerst dürften die deutschen Expressfahrten durch die (noch) eisigen Furchen weitergehen. Das trifft auf die Frauen-Bob-Delegation um Laura Nolte oder die unschlagbaren Rodler genauso zu. Am letzten Weltcup-Wochenende hatten die in Winterberg in sieben von acht Konkurrenzen ganz vorne gelegen. Durchweg markante Referenzen für die nächsten Wahlen zum „Sportler des Jahres“ in diesem Jahr. Es läuft im deutschen Winter 2023.   

Bild: picture alliance

weiterlesen ...

Alpine Ski-WM: Kein Druck

Das Beste kommt wahrscheinlich zum Schluss, die größten deutschen Hoffnungen bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Courchevel und Meribel (ab Montag). Die ruhen nämlich vor allem auf Lena Dürr und Linus Straßer im Slalom, und der wird traditionell zum Abschluss der Titelkämpfe ausgetragen. Die beiden gehören aber auch in den Parallelwettbewerben ein paar Tage zuvor und gemeinsam im Team zu den Medaillenkandidaten. Während Straßer in diesem Winter zwar sehr gute Auftritte gezeigt hat, aber auch ein paar Mal ausgeschieden ist, zuletzt in Schladming schon am zweiten Tor, befindet sich Dürr in der Form ihres Lebens. Die 31-Jährige vom SV Germering stand in den vergangenen vier Torläufen stets auf dem Podest – und im letzten vor der WM sogar ganz oben. In Spindlermühle beendete sie die Siegesserie von Mikaela Shiffrin aus den USA und gilt nun bei der WM als erste Jägerin der besten Skirennläuferin der Geschichte.

Dass die Speedabteilung wie vor zwei Jahren in Cortina d’Ampezzo dem Deutschen Skiverband eine erfolgreiche erste Woche beschert, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Am ehesten ist noch Kira Weidle eine Medaille in der Abfahrt zuzutrauen, immerhin stand die Starnbergerin in dieser Saison schon zweimal auf dem Siegerpodest.

Die schnellen Männer dagegen reisen mit Ausnahme von Andreas Sander, der am letzten Weltcup-Wochenende vor WM-Beginn mit einem vierten Platz aufsteigende Form bewies, nicht mit einem sehr ausgeprägten Selbstbewusstsein in die französischen Alpen. Romed Baumann geriet nach gutem Saisonstart zuletzt etwas außer Tritt. Bei Josef Ferstl, der vor zwei Jahren verletzungsbedingt die WM verpasst hatte, wechselten sich in diesem Winter gute und schlechte Auftritte ab, so dass Cheftrainer Christian Schwaiger von „zwei Pepi Ferstl“ berichtete, die er immer wieder gesehen habe. Der eine Ferstl, der gute, der hatte in Gröden mit Platz sechs sein bestes Abfahrtsergebnis geschafft, der andere, der schlechte, verpasste ein paar Mal sogar die Top 30.

Und der Kitzbühel-Sieger von 2018, Thomas Dreßen, hat nach zwei Jahren Rennpause festgestellt, dass zur absoluten Weltspitze „noch ein gewisser Abstand“ da sei. Auf der anderen Seite weiß er, dass es auch ganz schnell gehen könne, wenn „ich mich wohl fühle“, wenn er die für ihn ganz neue Strecke in Courchevel schnell in den Griff bekommt. „Warum soll ich dann nicht vorne mitfahren können?“

Im Vergleich zu den vergangenen Großereignissen hat der Sportvorstand des DSV, Wolfgang Maier, die Erwartungen sogar etwas heruntergeschraubt. Nicht mehr drei Medaillen wie noch vor Cortina und den Olympischen Spielen in Peking im vergangenen Jahr gibt er als Ziel aus, sondern nur noch zwei. Auch um den Druck etwas von der Mannschaft zu nehmen, die die Vorgabe bei der WM 2021 zwar überboten hat mit dreimal Silber und einmal Bronze, dafür aber in China an den eigenen Erwartung gescheitert ist und lediglich mit einmal Edelmetall (Team-Silber) nach Hause fuhr. „Schön wäre es, wenn wir sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern eine Medaille gewinnen würden“, sagte Maier. Gerne auch schon in der ersten Woche.

Bild: picture alliance

weiterlesen ...

28 WM-Medaillen im Para Langlauf und Biathlon

Acht Mal Gold, zwölf Mal Silber und acht Mal Bronze: Das deutsche Para Ski nordisch-Team hat bei der Weltmeisterschaft im schwedischen Östersund jegliche Erwartungen übertroffen und Platz eins im Medaillenspiegel gesichert.

„Wir sind Weltmeister“, sagte Nico Messinger und der sehbehinderte Biathlet und Langläufer stand sinnbildlich für das deutsche Para Ski nordisch-Team bei der WM in Östersund. Kurz zuvor hatte er nach elf Jahren seinen ersten Weltcup gefeiert, nach zwei Silbermedaillen und einer bronzenen vergoldete er im finalen Staffel-Rennen gemeinsam mit Guide Robin Wunderle sowie Linn Kazmaier (mit Guide Florian Baumann), Sebastian Marburger und Marco Maier seine Tage in Schweden. Die zweite Staffel mit Anja Wicker, Steffen Lehmker, Alexander Ehler und Leonie Walter (mit Guide Pirmin Strecker) lief eineinhalb Stunden später zu Bronze, doch auch das fühlte sich an wie ein Sieg. Für Bundestrainer Ralf Rombach bildeten die Staffel-Medaillen „den perfekten Rahmen“ für die Zeit in Östersund: „Heute hat alles zusammengepasst: die Form war spitze, das Material super und der Wettergott war auch auf unserer Seite.“

Es hätte keine Staffelmedaillen gebraucht, um das deutsche Abschneiden als sensationell zu bewerten. Die sehbehinderten Biathletinnen Linn Kazmaier, Leonie Walter und Johanna Recktenwald brachten das mit zwei Dreifach-Podiums in schwarz und gelb optisch am besten am zur Geltung. Kazmaier war mit drei Einzel-WM-Titeln die erfolgreichste Athletin, Leonie Walter und Sprint-König Marco Maier durften sich vor den Staffel-Rennen bereits Doppel-Weltmeister*in nennen. In der sitzenden Klasse gewannen zudem Anja Wicker und Comebackerin Andrea Eskau zuhauf Edelmetall – wenn auch nicht in Gold, weil die US-Amerikanerin Kendall Gretsch sich keine Schwäche erlauben wollte. Das machte der deutschen Party in Nordwestschweden keinen Abbruch – Platz eins im Medaillenspiegel war sicher. Das macht Hoffnung für die Paralympics 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo.

Bild: (Messinger, Maier, Marburger, Kazmaier, Guide Wunderle, Guide Baumann) © Ralf Kuckuck/DBS

weiterlesen ...

A-Team 2.0: Zwölf WM-Medaillen für die alpinen Skifahrerinnen

Fünf Gold-, vier Silber- und drei Bronzemedaillen: Die Para Ski alpin-Weltmeisterschaften in Espot in den spanischen Pyrenäen sind für das deutsche Team erfolgreich zu Ende gegangen – dank dreier Ausnahme-Könnerinnen.

Ihre Paradedisziplin Slalom endete für Monoskifahrerin Anna-Lena Forster wie ein Abziehbild der vorherigen Rennen: Die Konkurrenz tat sich im Steilhang schwer und rutschte ihn teilweise nach Stürzen bis ins Fangnetz meterweit nach unten, während die 27-Jährige vom BRSV Radolfzell dominierte und mit großem Vorsprung siegte. Was anders war: Im Slalom schien die Wahl-Freiburgerin auch erstmals mit ihrer Leistung so richtig zufrieden zu sein – obwohl sie mit vier WM-Titeln in Super-G, Super-Kombination, Riesenslalom und Slalom sowie einer Silbermedaille in der Abfahrt zur erfolgreichsten Athletin der WM avancierte.

„Das ist echt cool, ich freue mich und so kann ich zufrieden nach Hause reisen – aber erstmal feiern“, sagte Forster, die aufgrund der verpassten fünf WM-Titeln scherzte, „noch Luft nach oben gelassen zu haben“, dann aber ernst hinzufügte: „Das bestätigt natürlich meine Arbeit und dass es richtig war, was ich die letzten Jahre gemacht habe. Es wäre wünschenswert, wenn noch mehr Konkurrenz dazukommt und wir einen Zahn zulegen, damit es spannender wird.“

Andrea Rothfuss holte überraschend nach Silber im Super-G und Bronze im Riesenslalom ihre dritte WM-Medaille im Slalom – Nummer 31 in der Karriere der 33-Jährigen, „das ist ein schöner Abschluss für die WM.“ Medaillensammlerin Nummer drei – Anna-Maria Rieder – die in Garmisch-Partenkirchen gemeinsam mit den olympischen Skifahrerinnen Lena Dürr und Kira Weidle trainiert, wurde in der Abfahrt von Espot sensationell Weltmeisterin und gewann in der Super-Kombination und im Riesenslalom Silber sowie im Super-G Bronze. „Ich bin Weltmeisterin geworden, das muss man erstmal schaffen in der Abfahrt, das war sehr cool. Ich habe alles erreicht, was ich wollte.“

Mit fünf Gold-, vier Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen belegte das deutsche Team Rang 2 im Medaillenspiegel. „Eine silberne statt einer bronzenen, sonst wären wir gleichauf mit Italien. Von den Ergebnissen sind wir bei den Damen sehr zufrieden, individuell wäre bei der ein oder anderen Entscheidung noch mehr drin gewesen. Bei den Männern haben wir gemerkt, dass wir das Können endlich mal aufblitzen lassen konnten, nachdem wir jahrelang ohne große Leistungsträger unterwegs waren oder teilweise gar niemanden dabeihatten“, sagte Bundestrainer Justus Wolf mit Blick auf die jungen einbeinigen Skifahrer: Christoph Glötzner (Slalom-Achter), Leander Kress (14. in der Abfahrt).

Bild: (Rieder, Forster, Rothfuss) © Marcus Hartmann/DBS

weiterlesen ...
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.