Sportler des Jahres - Januar 2022

Große Olympia-Show auf pompösen Schanzen

Man hat sich im Vorfeld der Winterspiele daran gewöhnt. Und das wird sich wohl leider auch während der Peking-Games so darstellen: Corona-Meldungen überlagern die sportlichen News. Ebenso dürften die Maßnahmen des autoritären Gastgeber-Landes häufig im Fokus stehen. Das ist – im Sinne der teilnehmenden Athletinnen und Athleten - bedauerlich, in diesem besonderen Fall aber eben Fakt. Deshalb kommt dem Satz des NoKo-Routiniers Eric Frenzel besondere Bedeutung bei. „Im Endeffekt kann man nur hoffen, gesund durchzukommen“, so der 33-jährige Olympiasieger von 2014/2018 vor seinen vierten Spielen – nach Vancouver 2010, Sotschi 2014, Pyeongchang 2018 in der „Welt am Sonntag“.

Dabei gehört Frenzel in seiner Sportart einmal mehr zu den Medaillenanwärtern. Im Team wie im Einzel. Gleiches gilt für Vinzenz Geiger, der in Seefeld einen weiteren Weltcupsieg einheimste. Die Mannschaft von Bundestrainer Hermann Weinbuch, der intern extrem scharfe Qualifikations-Kriterien anlegte, gehört in jedem Wettbewerb zu den hoch gehandelten Olympia-Aspiranten. Gleiches gilt jedoch für die norwegischen und österreichischen Allrounder um Riiber und Lampater.

In der Loipe beweisen die DSV-Kombinierer ihre Klasse stets eindrucksvoll. Auf der Schanze gehören die „Adler“ sowieso zu den Besten. Karl Geiger (3. bei der SdJ-Wahl 2021) holte sich zuletzt in Willingen das Leader-Trikot im Weltcup-Ranking zurück. Viele Ups und wenig Downs begleiten den Oberstdorfer im bisherigen Winter. Die Podien sind sein Zuhause, große Weiten sein Ding. Und Kollege Markus Eisenbichler würzt die Leistungen der Horngacher-Flugstaffel mit saftigen Aussagen am Mikro – wenn zum Beispiel die Jury und der Wind das Geschehen auf der Schanze beeinflussten.

Bayerische O-Töne wird es auch in China geben. Vielleicht zu den überdimensionalen Anlagen nicht nur für die Skispringer im Wintersportzentrum von Zhangjiakou auf 1700 m Meereshöhe. Hochgehandelt werden die deutschen Frauen. Katharina Althaus setzte mit einem 145-m-Satz (PB) ein dickes Ausrufezeichen in den Schnee des Sauerlands. Wie schade aber, dass mit Carina Voigt die erste Olympiasiegerin im Skispringen der Frauen (2014 in Sotschi) überhaupt, nach gesundheitlichen Rückschlägen die Spiele nur am TV-Bildschirm verfolgen kann. Die drei Einzel-Wettbewerbe sowie die Mixed-Competition zählen jeweils zu den attraktivsten Events bei Olympia 2022, den Auftakt bilden am 5. Februar die Qualifikationen auf der Normalschanze.

Peter Schlickenrieder, seit 2018 für die deutschen LangläuferInnen verantwortlich, 2002 in der Loipe selbst Medaillengewinner, wird nie müde, für seinen Sport zu werben. Er sieht zum Beispiel „gute Überlebenschancen“ trotz Klimawandel und seltenen Niederschlägen, weil man für die Präparierung der Strecken deutlich weniger Kunstschnee benötige. Im BR-Gespräch nannte er das Langlaufen „eine Volksbewegung“. Ob die durch deutsche Erfolge in Peking zusätzlich gepuscht wird, ist aber unwahrscheinlich. Vor allem bei den Herren tritt man seit Jahren auf der Stelle, Top-Ten-Resultate sind kaum zu erwarten. Bei den Damen könnten Träume eher in Erfüllung gehen. Katharina Hennig (Bronze beim Weltcup-Auftakt) und Victoria Carl im Sprint wollen bei der zu erwartenden „Wikinger-Gala“ nicht nur zuschauen.

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Friedrich will Geschichte schreiben

Er mag Zahlen und Zahlenspielereien. Nicht nur, weil er in der Schule in Mathematik besonders gute Noten erhalten habe. Nein, seitdem Francesco Friedrich (31), als Bobfahrer in der Welt unterwegs ist, spielen Ziffern eine noch viel bedeutendere Rolle in seinem Leben. Jedoch nicht nur wegen seiner Fahrten gegen die Uhr. Sondern auch wegen der Erfolgsbilanzen, die er bei den Winterspielen in Peking fortschreiben möchte.

Die aktuell wichtigste Zahl ist für den Piloten aus Sachsen und seine Anschieber Thorsten Margis, Martin Grothkopp, Candy Bauer, sowie Alexander Schüller, die zwei - gemeint sind zwei weitere Olympiasiege, die er in Fernost einzufahren gedenkt, so wie 2018 in Pyeongchang. Doppelt hintereinander zu triumphieren, gelang noch keinem Piloten in der 98-jährigen Olympia-Historie des Bobsports. „Ich möchte unbedingt Geschichte schreiben“, sagt Friedrich ohne Wenn und Aber.

Die Stimmung in seinem Team sei blendend, betont Friedrich. Gleiches ist aber auch von den PilotenInnen aus den anderen fünf Mannschaften zu hören, die sich allesamt ihren letzten Feinschliff für die Winterspiele im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum holten. Ob Johannes Lochner (31), Olympia-Debütant Christoph Hafer (29), die Olympiasiegerin von Pyeongchang, Mariama Jamanka (31), sowie Kim Kalicki, und Laura Nolte, sie alle reisen mit großer Zuversicht ins „Reich der Mitte“. „Das können wir nach den Saisonergebnissen auch“, lässt Bundestrainer René Spies keinen Zweifel an der enormen Leistungsstärke der acht Frauen, die erstmals auch im Monobob um olympische Medaillen fahren, und 14 Männer umfassenden Equipe.

Vor allem Friedrichs Souveränität ließ die Rivalen nahezu erstarren. Von 16 Weltcuprennen gewann er je sieben im Zweier und Vierer. In Summe kommt er auf 66 Siege - was Einmaligkeitswert besitzt. Seit 2017 holte er auch alle acht WM-Titel – vier Doppel-Triumphe in Folge. Auch das ist noch keinem geglückt, genauso wie den Gesamtweltcup fünfmal zu gewinnen.

Wer den Lewis Hamilton der Formel 1 Winters nach dem Geheimnis seiner Überlegenheit fragt, bekommt als Antwort: „Es ist schwer zu sagen, was wir besser als andere machen. Ich denke, dass wir uns mehr den Kopf über alles zerbrechen, um immer noch schneller zu werden als die Konkurrenten. Dabei dreht es sich vor allem um Kleinigkeiten, die viele nicht berücksichtigen, weil sie die als unwichtig erachten." Welche Details er konkret meinte, möchte er nicht preisgeben.

Friedrichs Trainer Gerd Leopold macht dessen Übermacht derweil an vier Punkten fest: An der „unfassbaren mentalen Stärke, die sich mit jedem Sieg weiter manifestiert", an der „bewundernswerten Perfektion, mit der er seinen Sport ausübt", am neuen, von Leopold selbst entworfenen Athletik- und Regenerationsprogramm, wodurch das Team noch gesünder und fitter durch die Saison kommt als sonst. Als Letztes beschwört der Coach den Teamgeist der Truppe. „Der ist sensationell“, betont Leopold.

Bei der Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ 2019 belegte der Sachse mit seinem Team den Bronze-Rang. Ein goldiges Abschneiden bei Olympischen Spielen in Peking würde den Perfektionisten Friedrich auch bei der Gala „Sportler des Jahres“ 2022 in eine exponentielle Lage bringen, wenn es am 18. Dezember im Kurhaus von Baden-Baden wieder heißt: „Mannschaft des Jahres ist...“.

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Bäuchlings zu olympischen Meriten

Der sportliche Makel soll nach den Winterspielen in Peking getilgt sein. Noch nie haben deutsche Skeletonis eine olympische Goldmedaille feiern können. Die Frauen waren zweimal dicht dran, durch Jacqueline Lölling vor vier Jahren in Pyeongchang, und Kerstin Szymkowiak vor zwölf Jahren in Vancouver. Beide holten Silber. Zudem gab es 2010 durch Anke Huber eine Bronzeplakette. Die Männer fuhren bislang immer am olympischen Siegerpodest vorbei. Auch das soll nach Peking der Vergangenheit angehören.

Der Optimismus unter den bäuchlings durch die Eisrinne bretternden AthletenInnen

ist begründet, auch wenn das sechsköpfige Team unmittelbar vor der Abreise in die chinesische Hauptstadt von der Hiobsbotschaft überrascht wurde, dass Axel Jungk (30) zweimaliger Vizeweltmeister, und Junioren-Weltmeisterin Hannah Neise (21) nach positiven Coronatests um ihren Start bangen müssen. Sie befänden sich jedoch auf dem Weg der Besserung, berichtet Bundestrainer Christian Baude, so dass Hoffnung besteht, beide nach China mitnehmen zu können.

Der ganz große Triumph ist keine Vision. Immerhin sind die Frauen bei Weltmeisterschaften seit 2106 unbesiegt. Die Erfolgsserie eingeleitet hatte Tina Hermann (29). Ihr folgte als Titelträgerin Jacqueline Lölling (26), ehe sich Hermann nahtlos beim Jahreshöhepunkt weitere dreimal als Weltbeste ehren lassen konnte. „Angesichts dieser Bilanz sollten wir jetzt auch endlich einmal mit Olympiagold an der Reihe sein“, sagt Bundestrainer Baude. Die knapp 1600 Meter lange Kunsteisbahn im Yanqing National Sliding Center scheint „seinen“ Frauen zu liegen. Im vorigen Oktober beim ersten Wettkampf auf der Olympiapiste gewann Hermann vor Neise. „Das sollte ein gutes Omen sein“, hofft nicht nur die Gewinnerin.

Auch die Männer schlugen sich bei der Premiere bravourös. Alexander Gassner (32), fuhr in beiden Rennläufen jeweils Bestzeit. Auf Rang drei raste Jungk, hinter ihm platzierte sich Christopher Grotheer (29), der Weltmeister der beiden vergangenen Jahre. Fürchten muss sich das deutsche Trio, dass schon gemeinsam bei den Winterspielen 2018 gestartet war, vor allem vor dem Russen Alexander Tretjakow, Olympiasieger 2014, sowie den Dukurs-Brüdern Martin und Tomass aus Lettland, die länger als ein Jahrzehnt zur Weltspitze gehören.

„Wichtig ist“, sagt Grotheer, „dass wir die Ruhe bewahren.“ Wobei der Olympiazehnte von Pyeongchang vor allem sich selbst meint. Der Modellathlet aus dem Harz sagt über sich, kein lockerer Typ zu sein: „Manchmal habe ich zu großen Ehrgeiz und werde dadurch ausgebremst. Ich bin in gewissen Momenten noch zu verbissen.“ Bundestrainer Baude findet, dass Grotheer mit zunehmenden Erfolgen seine Besessenheit immer besser in den Griff bekommt. Wenn ihm das in Peking auf den Punkt gelinge, könnte schon er den Makel tilgen.

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Der Goldrausch ist vorerst verebbt

Die deutschen Eiskunstläufer starten in Peking mit gedämpften Erwartungen. Nach dem Gold durch Aljona Savtschenko/Bruno Massot in der südkoreanischen Eisarena von Gangneung, mit der wohl bisher besten Paarlaufkür aller Zeiten, müssen sich die deutschen Eiskunstlauf-Fans  wieder auf bescheidenere Platzierungen einrichten. Mit u.a. Marika Kilius/Hans-Jürgen Bäumler, Mandy Wötzel/ Ingo Steuer, Aljona Savtschenko/Robin Szolkowy standen immer wieder deutsche Paare auf dem Siegerpodest. Im Goldglanz konnte sich allerdings außer Aljona und Bruno nur das Dortmunder Ehepaar Ria und Paul Falk vor 70 Jahren sonnen.

Die frisch gekürten EM-Achten Minerva-Fabienne Hase/Nolan Seegert aus Berlin investierten viel Kraft und Einsatz für ihren Olympia-Auftritt. Sie verlegten ihren Trainingsort von Berlin nach Sotschi zu Coach Dmitri Savin. Nach Jahren bei Romy Oesterreich in Berlin wollte das Duo mit neuen Ideen effektvoller Pirouetten drehen. Nach einem Jahr Verletzungspause kehrten die Berliner mit einem Sieg bei der Nebelhorn-Trophy im September auf das Eis zurück. Durch den Sieg bei der Deutschen Meisterschaft lösten Hase/Seegert das Olympiaticket. Warum das Berliner Duo ans Schwarze Meer zum Training reiste, in Deutschland aber DEU-Präsident Dieter Hillebrand den Erfolgstrainer Alexander König feuerte, „wird ewig das Geheimnis des Präsidenten bleiben“. Mit einem Blick zurück meint König: „Ich erwarte Hase/Seegert auf einem Platz unter den acht besten Paaren.“

Unter den ersten Acht. Davon können die Dortmunder Eistänzer Katharina Müller/Tom Dieck nur träumen. Die Dortmunder überzeugten bei ihrem Tanz zur Musik von „Bodyguard“. „Wir standen auch gut auf den Beinen“, kommentierte Tom Dieck den Tanz. Allerdings sind ihnen bei der EM Fehler unterlaufen, die Punkte kosteten. Der zwölfte EM-Platz ist nur bedingt eine gute Ausgangsposition, um sich bei Olympia in Richtung Siegerpodest zu drehen. Aber wenn sie Schnitzer vermeiden, könnte durchaus ein Platz unter den Top-Ten drin sein. Das hofft jedenfalls Tom Dieck.

Bei den Damen stand zum letzten Mal mit Katarina Witt vor 34 Jahren in Calgary eine deutsche Läuferin auf dem olympischen Podest. Für Peking liegen alle Hoffnungen bei Nicole Schott. Auf das Siegertreppchen wird es die Essenerin kaum schaffen. Ihre Olympiaqualifikation bei der WM 2021 sicherte Deutschland aber einen Platz im Team-Wettbewerb, der seit 2014 zum olympischen Programm gehört. Die 25 Jahre alte Deutsche Meisterin könnte nach Ansicht von Ex-Bundestrainerin Viola Striegler durchaus einen Platz unter den ersten 15 erobern. „Nicole hat die Zeit nach den Europameisterschaften genutzt, um ihr  Programm weiter zu festigen“. Für den Mannschaft-Wettbewerb haben sich insgesamt zehn Teams qualifiziert. „Bei den Teams kämpfen wir um einen Rang unter den besten Acht“, sagt Viola Striegler. Mindestens der achte Platz ist für die DEU wichtig, dass die Eiskunstläufer im Spitzenförderungs-Programm verbleiben. Denn Finanzen sind für die Entwicklung der Kufenkunst in Deutschland wichtig. Für die Einkleidung des Teams in diesem Winter griff  Olympiasiegerin Katarina Witt beim Crowdfunding tief in die Tasche und spendete eine vierstellige Summe. Eiskunstlaufen in Peking beginnt am 4. Februar mit dem Team-Wettkampf.

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Rodeln: Wird Geisenberger „unsterblich“?

Es bedurfte erst eines persönlichen Telefonats mit dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ehe Natalie Geisenberger (33) sich entschloss, auch zu den Winterspielen nach Peking zu reisen. Dass die erfolgreichste Olympia-Rodlerin wochenlang über ihre Teilnahme ernsthaft gegrübelt hatte, lag an den „unwürdigen Bedingungen“, denen sie und das deutsche Team während des Weltcups im November 2021 ausgesetzt waren.

Den Sportlern war nicht erklärt worden, warum sie nach dem Flug isoliert wurden, warum sie bis zum Verlassen des Flughafengeländes stundenlang warten mussten, dann diese unsäglichen Coronatest- und Trainingszeiten (getestet wurde morgens um 5.30 Uhr und um 23 Uhr) sowie diese schizophrenen Hygiene- und Quarantäne-Maßnahmen - das alles zehrte an den Nerven der in einem Hotel eingesperrten Athleten. Das IOC in Persona von Präsident Thomas Bach versicherte Geisenberger im Vier-Augen-Gespräch, dass all ihre Negativ-Erfahrungen sich nicht wiederholen werden. „Ich hoffe“, sagt die Polizeibeamtin aus Miesbach, „dass die Zusagen keine Lippenbekenntnisse sind.“ 

Jedenfalls wird Geisenberger nun die Verwirklichung ihres olympischen Hattricks in Angriff nehmen. Nach 2014 und 2018 peilt sie zum dritten Mal in Folge den Sieg im Einzel und mit der Teamstaffel an. Damit würde sie sich in ihrer Sportart endgültig unsterblich machen. Im richtigen Moment scheint die junge Mutter (Sohn Leo wird im Mai zwei) in Topform zu sein, wie ihr erster Saisonsieg im Januar beim letzten Weltcuprennen vor Peking zeigte. In St. Moritz sicherte sie sich zugleich den EM-Titel. Nicht weniger chancenreich wie die neunmalige Weltmeisterin gehen aber auch Julia Taubitz (25) als Gesamt-Weltcupsiegerin, und Anna Berreiter (22) in die olympische Prüfung.

Auf den gleichen Coup wie Geisenberger hoffen die Routiniers Tobias Wendl und Tobias Arlt, beide 34. Auch die Doppelsitzer aus Berchtesgaden waren unter den fünf Ringen bereits zweimal doppelt siegreich. Ihre ärgsten Spaßverderber dürften mit Toni Eggert, 33, und Sascha Benecken, 31, im eigenen Team stehen. Die Thüringer gewannen vier der neun diesjährigen Weltcuprennen, darunter den vorolympischen Test in Yanqing.

„Eine Prognose abzugeben, welches Team vorn sein wird, ist unmöglich“, sagt Bundestrainer Norbert Loch, dessen Sohn Felix (32) die Schmach von Pyeongchang vergessen machen möchte, als er nach drei Läufen in Führung liegend schwer patzte und nur Fünfter wurde. „Ich möchte wieder Gold gewinnen“, kündigt Loch Jr. an. 2010 und 2014 hatte er im Einzel gesiegt, 2014 zudem noch mit der Staffel.

Allerdings: Der einstige Dominator hält vor dem olympischen Höhepunkt keinen großen Titel, das gab es weder 2010, 2014 noch 2018. Zudem ist die Konkurrenz ausgeglichen wie selten: Mit dem WM-Titel schmückt sich der Russe Roman Repilov, Europameister ist der Österreicher Wolfgang Kindl und Teamkamerad Johannes Ludwig (35) aus Oberhof, der vor vier Jahren olympisches Staffel-Gold gewann, holte die Weltcup-Kristallkugel. Den Sieg in Peking traut Loch Sr. bis zu acht Rodlern zu.

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Eishockey-Team mit zehn „Silberlingen“ nach Peking

Das deutsche Eishockey-Team düst keineswegs als Nullnummer zu den Olympischen Winterspielen nach Peking. Im Gegenteil: die Mannschaft ist gewillt, die Medaillen-Schatulle nach Bronze (1932 und 1976) sowie Silber (2018) weiter aufzufüllen. „Wir haben eine Truppe, die sich über Zusammenhalt, Erfahrung und Siegeswillen definiert“, beschreibt Bundestrainer Toni Söderholm das Olympia-Aufgebot 2022.

Der finnische Coach kann dabei auf die Erfahrung von zehn „Silberlingen“ der Spiele vor vier Jahren bauen: Das sind Torhüter Danny aus den Birken, die Verteidiger Jonas und Moritz Müller sowie die Stürmer Yasin Ehliz, Patrick Hager, Dominik Kahun, Marcel Noebels, Matthias Plachta, Leo Pföderl und David Wolf. In Südkorea fehlten den Deutschen lediglich 55 Sekunden zu Gold. Erst in der Verlängerung siegten die Russen mit 4:3. Durch die Freude über die Silbermedaille wurde das deutsche Eishockey-Team auf eine völlig neue Plattform des Selbstbewusstseins gehoben, bei der Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ feierten die Puckjäger den nächsten Erfolg. Gold für die Silber-Crew in Baden-Baden.

Der Berliner National-Stürmer Marcel Noebels lässt das bei seinen Worten durchblicken: „Wir müssen uns nicht mehr verstecken. Wir haben die Silbermedaille gewonnen und rückten durch unseren vierten WM-Platz im vorigen Jahr auf den fünften Weltranglistenplatz vor.“ Natürlich weiß er auch: „Durch die Silbermedaille stiegen die Erwartungen.“ Die will die Mannschaft nun ohne Spieler der NHL erfüllen. Die nordamerikanische Liga gibt ihre Spieler wegen der zahlreichen Spielausfälle durch Corona nicht frei. „Trotzdem erwarte ich Eishockey auf höchstem Niveau“, verrät Berlins Keeper Mathias Niederberger, der mit 29 Jahren zum ersten Mal bei Olympia für Deutschland in der Kiste stehen darf. Psychologisches Rüstzeug holt sich der gebürtige Düsseldorfer übrigens mit einem Buch über den Star-Wars-Regisseur und Drehbuchautor George Lucas.

Mannheims Crack Mathias Plachta (30) wiederum stimmt sich mit Videos von der letzten WM 2021 in Riga ein, als er im Halbfinale beim 1:2 gegen Finnland das deutsche Tor schoss und insgesamt bei der WM in Lettland fünfmal traf. Der Kölner Olympia-Kapitän Moritz Müller (35) freut sich wie schon 2018 auf die Spiele und empfindet die Test-Hektik um Olympia herum als etwas übertrieben.

Der Kader von 25 Spielern trifft sich am Sonntag in Mannheim und düst von dort nach Peking. Am 10. Februar steigt dann die erste Vorrunden-Begegnung gegen Kanada. Es folgen die Partien gegen die USA und China.

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Handball-EM mit deutschen Turnier-Novizen

Mehr Wundertüte vor einem großen internationalen Wettbewerb als bei dieser deutschen Handball-Nationalmannschaft der Männer geht eigentlich nicht. Fast die Hälfte des Aufgebots, mit dem Bundestrainer Alfred Gislason bei der Europameisterschaft in Ungarn und der Slowakei antritt, verfügt über null Turniererfahrung. Das heißt, diese Spieler standen bisher weder bei einer EM, einer WM oder einem olympischen Turnier  auf der Platte.

Die Frage nach der Zielsetzung der neuformierten DHB-Vertretung stellt sich da also kaum. Viel mehr jene, welche Perspektiven und Möglichkeiten sich einer Mannschaft eröffnen, deren Namen zum großen Teil nur den absoluten Insidern dieser Sportart geläufig sind. Denn immerhin ist der Deutsche Handballbund (DHB) in zwei Jahren Gastgeber der EM und möchte dann eine Truppe aufbieten, die bei der Medaillenvergabe mitmischen kann.

Die erste große Herausforderung bei diesem Turnier, in das Gislasons Auswahl am Freitag gegen Belarus einsteigt, ist das Abschneiden der Mannschaft auch für Johannes Golla. Der Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt wird die Mannschaft als neuer Kapitän und damit als Nachfolger des zurückgetretenen Auswahlchefs und Weltklasse-Linksaußen Uwe Gensheimer aufs Parkett führen. Bange ist dem erst 24-jährigen gebürtigen Rheinhessen nicht, aber die Töne, die der junge Familienvater wählt, sind auch leiserer Natur, als dies zu den mitunter skurrilen Bob-Hanning-Zeiten der Fall war: „Unser Ziel wird es zunächst sein, dass wir uns als Mannschaft finden und einen Grundstein dafür zu legen, dass wir in absehbarer Zukunft wieder ganz oben angreifen können.“

Dass diese Messlatte nicht unbedingt zu hoch angelegt ist, beweist auch der überraschende 35:34-Sieg im letzten Testspiel am Sonntag gegen Olympiasieger Frankreich, dessen Zustandekommen den Corona-Wirren geschuldet war.  Man könne im Moment „gegen keine bessere Mannschaft testen“, befand Gislason, der das Amt des Bundestrainers vor knapp zwei Jahren von der Kurzzeitlösung Christian Prokop übernommen hatte. Am Freitag wird er bei der EM, wo neben Belarus noch Österreich und Polen in der Vorrunde warten, aus den unterschiedlichsten Gründen auf Stammkräfte wie Paul Drux, Fabian Wiede, Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold verzichten müssen.  Ob es dennoch reicht, um vielleicht bei der 76. Wahl zu Deutschlands „Sportlern des Jahres“ eingeladen zu werden, kann sich spätestens am 30. Januar, dem Tages des Finales, entscheiden.

Immerhin wird ihm sogar im Falle des Titelgewinns eines erspart bleiben: Die Langzeit-Vorgänger seiner Eleven durften nach dem EM-Gold von 2004 dem damaligen Bundestrainer Heiner Brand dessen Markenzeichen, seinen mächtigen Schnauzbart, abrasieren. Mit dieser Manneszierde kann Gislason nicht aufwarten. Mit dem Fachwissen Brands und einer hungrigen, jungen Mannschaft indessen schon. Zuschauen lohnt sich ganz sicher – zumal ARD und ZDF alle deutschen Partien live übertragen.

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