Sportler des Jahres - November 2022

Hansis Eleven wie einst Kara Ben Nemsi: „Durch die Wüste“

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Armel Bella Kotchap? Hm. Also ehrlich gesagt: Nein, sagt mir nix. Aber der hier doch bestimmt: Götze. Mario Götze! Klar doch, der hatte 2014 gegen Argentinien im Finale das Siegtor geschossen. Ja, den kennt der deutsche Fußball-Fan natürlich. Ja, so schwierig ist das mit dem Aufgebot für eine Fußball-Weltmeisterschaft. Überraschungen, wo man hinguckt. Und bis es soweit war, hat Bundestrainer Flick, der auch mit 57 Jahren immer noch den „Hansi“ als Rufnamen bevorzugt, bestimmt schlaflose Nächte verbracht. Denn der Hansi (O-Ton „Alternative wäre Hans oder Hans-Dieter. Das ist auch nicht besser“) hat als ehemaliger Bayern-Coach in den vergangenen Tagen bestimmt manche Watsch’n einstecken müssen. Weil er zum Beispiel den Hummels nicht mitnimmt. Dafür aber den Klostermann. Oder den Armel Bella, wie hieß der nochmal.

Wie dem auch sei: Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Oder besser gesagt: Jene 26 Kicker, die es möglichst so weit bringen sollen, wie der Neu-Frankfurter vor acht Jahren in Rio, stehen fest. Und der Mario, mittlerweile 30, geerdet, Adlerträger, Vater, kein Schnösel mehr, sei einer, „der der Mannschaft einen Mehrwert verpasst.“ Davon ist zumindest sein Mitspieler Kevin Trapp überzeugt. Der dürfte zwar als dritter Torwart auf (noch?) weniger Einsatzminuten kommen als sein Vereinskollege aus dem Mittelfeld. Was aber nicht wundert, denn geniale Gedankenblitze wie die vom Professoren-Sohn aus dem Allgäu fordert und erwartet von ihm ohnehin niemand.

Was ist über diese WM in der Wüste, die am Sonntag mit der Begegnung des Gastgeberlandes Katar gegen Ecuador beginnt, nicht schon alles in die ob der gesellschaftspolitischen Umstände plötzlich höchst bestürzte Welt hinausposaunt worden. Sogar über Fußball wurde schon spekuliert. Wer etwa die Franzosen beerben könne, die vor vier Jahren die Kroaten um das kleine Wunderkind Ivica Modric im Finale mit 4:2 abservierten. Die Argentinier werden erstaunlich hochgehandelt. Aber die Gauchos finden sich mit dem Nachbarn von der Copacabana ohnehin alle (vier) Jahre wieder im Topf der üblichen Verdächtigen mit den besten Europäern.

Und was ist womöglich mit dem ersten Weltmeister vom schwarzen Kontinent? Bei aller Bescheidenheit: Weder Senegal, Ghana, Tunesien, Marokko oder Kamerun kommen wohl für das große Jubelfoto am 18. Dezember nach dem Finale in Frage. Bliebe also die 26-köpfige Auswahl von Hans, Hansi oder Hans-Dieter Flick bei dessen erster WM als Cheftrainer. Ein bisschen weiter als vor vier Jahren, als der Flieger nach Hause bereits nach der Vorrunde abhob, sollte es in der Gruppe E gegen Japan, Costa Rica und Spanien schon gehen. Aber wie weit denn nun? „Wenn wir den Titel holen würden, wäre das schon eine Überraschung“, unkt der Neu-Madrilene Antonio Rüdiger, den Flick im Vorfeld zum Abwehrchef auserkoren hat. Was also wäre realistisch, wenn es wie im ersten Band von Karl Mays literarischem Orient-Sextett heißt: „Durch die Wüste“?

Sollten die DFB-Kicker am 18. Dezember aus den angeführten Gründen nicht zur Gala „Sportler des Jahres“ im Kurhaus von Baden-Baden erscheinen können, sei Ihnen das in diesem konkreten Fall verziehen. Ansonsten halten wir es „a bisserl philosophisch“ mit dem kickenden Kaiser: „Schau‘n mer mal“

Bild: picture alliance

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Kohl: Der mit dem Bike tanzt

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Manchmal tut man sich schwer, Steigerungen in Worte zu fassen. Im Zusammenhang mit dem Kunstradsport trifft das in der Regel auf Lukas Kohl zu, den sie den „Lukinator“ nennen. Warum? Ganz einfach, weil der 26-jährige Franke mit dem Fahrrad Dinge anstellen kann, die nahezu unmöglich erscheinen. Er selbst sagte: „Es ist das Maximale, was man herausholen kann.“ Das war unmittelbar nach seinem sechsten WM-Titel, errungen im flämischen Gent.

Kohl ist auf gutem Weg, den „ewigen“ David Schnabel einzuholen. Der hatte sage und schreibe acht Regenbogentrikots gewonnen. „Er ist mein Vorbild, wir tauschen uns auch aus“, so der Champion, aber der Rekord seines Vorgängers interessiert ihn weniger. Er setzt eigene Marken. 2022 neben der Europameisterschaft zum Beispiel den Weltrekord von 216,40 Punkten. Und nun die Fortsetzung der unglaublichen WM-Serie. „Ja, ich bin echt erleichtert, es war ein genialer Wettkampf“, meist der Meister der Drehungen, der Handstände auf dem Lenker, der Pirouetten, dessen Fünf-Minuten-Programm vollgetaktet mit Höchstschwierigkeiten ist.

2023 will der Wirtschaftsingenieur auf jeden Fall die ganz große Sause in Glasgow erleben. In der schottischen Metropole wird die komplette Bandbreite des Radsports als Super-WM präsentiert: Straßen-Wettbewerbe, Tempojagden auf der Bahn, Mountainbike, BMX – das volle Programm auf zwei Rädern. Und eben auch der Hallenradsport, der sich mehr Aufmerksamkeit und TV-Minuten erhofft. Lukas Kohl will einer der Protagonisten sein – und wie man Veranstaltungen öffentlichkeitswirksam organisiert, weiß er mittlerweile auch. Im August hatte er einen Weltcup im heimischen Ebermannstadt vorbereitet und ausgerichtet. Und die Konkurrenz im Einer (natürlich) auch selbst gewonnen. So ein Tausendsassa.

Bild: Jens Körner

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Mit kühlem Kopf zur Handball-EM

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Der deutsche Frauenhandball durchlebt (mal wieder) turbulente Zeiten. Vor der am Samstag beginnenden Europameisterschaft in Montenegro, Nordmazedonien und Slowenien schwebt der Skandal um Trainer André Fuhr und dessen angebliche Umgangs-Methoden wie ein böser Fluch über dem Team des seit April amtierenden Bundestrainers Markus Gaugisch. Das Thema werde „nicht unter den Teppich gekehrt und beim DHB professionell angegangen“, sagt Kapitänin Emily Bölk. Auch im Mannschaftskreis seien die Vorwürfe offen diskutiert worden, so Gaugisch, damit „alle möglichst befreit in das Turnier gehen können.“

Dort will man nach den Horror-Meldungen endlich sportliche Schlagzeilen schreiben. Nach einwöchiger Vorbereitung in Großwallstadt und einem letzten Härtest in Ungarn machte sich die DHB-Vertretung auf ins EM-Quartier in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica. Im ersten EM-Spiel am Samstag geht es dort gegen Polen. Danach folgen noch die Vorrunden-Begegnungen gegen Gastgeber Montenegro (Montag) und gegen Spanien (Mittwoch). Alle drei Begegnungen werden online bei sportdeutschland.TV ausgestrahlt.

Mindestziel der Gaugisch-Damen in diesem Vorrunden-Quartett ist Rang drei, um die Hauptrunde zu erreichen. Was dann den Umzug nach Skopje (Nordmazedonien) bedeuten würde. Während der Coach die Polinnen als „den vermeintlich leichtesten Gegner“ einstuft, warnt er vor den Gastgeberinnen „mit vielen Champions-League-erfahrenen Spielerinnen“. Spanien sei vermutlich die stärkste Mannschaft in dieser Gruppe. „Mit denen haben wir noch eine Rechnung offen.“

Während der Ausfall von Torfrau Dana Eckerle (schwanger) und Rückraumspielerin Alicia Stolle wegen einer Handoperation schon länger feststeht, wird in Gaugischs 16er Kader auch Linksaußen Marie Michalczik von der HSG Blomberg-Lippe wegen einer im Trainingslager erlittenen Verletzung fehlen. Seit dem EM-Halbfinale von 2008 in Skopje stand nie mehr eine deutsche Auswahl bei einem internationalen Großereignis unter den letzten Vier. Entscheidend war oft weniger mangelnde Qualität, sondern fehlende Nervenstärke in entscheidenden Situationen. „Kühlen Kopf bewahren und uns auf das besinnen, was wir können und bisher gut geklappt hat“, gibt der neue Bundestrainer deshalb als Direktive für sein erstes großes Turnier mit dem Bundesadler auf dem Trikot aus.

Bild: picture alliance

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