Turnier für die Geschichtsbücher

Tschingtarassbum! So laut und würdig empfingen hunderte Fans auf dem Flughafen München mit einer zünftigen bayerischen Blaskappelle einen Teil „unserer“ Eishockeyspieler, die müde aber glücklich mit der WM-Silbermedaille um den Hals durch Beifalls-Wellen spazierten.  600 Kilometer nordwestlich hatten die Berliner Eisbären Busse für die Fans organisiert, damit die Berliner WM- Cracks Marcel Noebels, Manuel Wiederer, Jonas Müller und der „Bostoner“ Kai Wissmann nicht auf den verdienten Jubel am BER-Flughafen verzichten mussten. Den deutschen Puckhelden war im finnischen Tampere schließlich ein wahrlich seltener Erfolg geglückt. Nach 93 Jahren gewannen sie wieder einmal eine WM-Silbermedaille. Kapitän Moritz Müller schrieb danach in „BILD“: „Es gibt Turniere, da fällt es der Mannschaft schwer, sich voneinander zu trennen. Genau das wollten wir erreichen. Unsere selbsternannten Grundtugenden Glaube, Leidenschaft, Wille, Stolz, eine Einheit haben wir mit Leben erfüllt.“  Bei der Siegerehrung in Tampere zeigte sich der kanadische IIHF-Präsident Luc Tardiff allerdings wenig vom DEB-Erfolg überrascht: „Seit 2018 ist jeder dieses sehr hohe Niveau von Deutschland gewöhnt.“

Vom olympischen Silberteam 2018 liefen nur noch die beiden Berliner Marcel Noebels und Jonas Müller sowie der Kölner Moritz Müller und Dominik Kahun (SC Bern) bei der WM 2023 auf. 17 Torschützen waren an der deutschen Torausbeute beteiligt. Diese Mannschaft hat Zukunft, denn neun Spieler sind 23 Jahre oder jünger. Dazu jubelte im kanadischen Edmonton Leon Draisaitl, der „Sportler des Jahres“ von 2020: „Ich habe mir das Spiel im TV angesehen. Ich bin begeistert. Das war definitiv ein Turnier für die Geschichtsbücher. Ich freue mich riesig für die Jungs.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Zum letzten Mal WM-Silber durften die Deutschen im Berliner Sportpalast nach einer 1:6-Niederlage in Empfang nehmen. Torschütze war damals in der 2. Minute Rudi Ball, dessen jüdischer Vater ist mit der Familie 1936 nach Südafrika geflüchtet. Rudi durfte bleiben und zog erst 1947 den Eltern nach.

Bild: picture alliance

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