Als die Roten Teufel das Kurhaus enterten

v.l.n.r.: Hrutka, Hristov, Koch, Ballack, Sforza, Rehhagel, Reinke, Riedl, Marschall, Schäfer, Rische, Roos v.l.n.r.: Hrutka, Hristov, Koch, Ballack, Sforza, Rehhagel, Reinke, Riedl, Marschall, Schäfer, Rische, Roos

Man stelle sich einmal vor, Werder Bremen wäre in dieser Saison Deutscher Fußballmeister geworden. Oder Schalke 04. Ja, um es auf die Spitze zu treiben, in der kommenden Saison 2023/2024 vielleicht der 1. FC Heidenheim. Die Nobodies von der Ostalb. Ein Aufsteiger als Meister. Geht nicht? Von wegen! Ging doch. Doch dafür muss man schon ein paar Jahre zurückblättern. 25 genauer gesagt.

Damals schafften die „Roten Teufel aus der Pfalz“ unter Trainer-Guru Otto Rehhagel das, was zuvor seit Einführung der Bundesliga im Jahr 1962 niemandem gelungen war. Und was wahrscheinlich in einer Sportart und in einer Liga, in der in der Regel nur noch der Bestplatzierte hinter dem Abonnementsmeister aus der Allianz-Arena gesucht wird, niemandem mehr gelingen wird.

Damals aber schlossen der 1. FC Kaiserslautern und Trainer „König Otto“ Rehhagel den Kreis. Angefangen vom 1:0-Sieg am ersten Spieltag als Neuling im Münchener Olympiastadion durch den Kopfball von Michael Schjönberg bis zu dem Spiel, das alle Prognosen auf den Kopf gestellt hatte. Das 4:0 am 33. Spieltag über den VfL Wolfsburg besiegelte das „Wunder vom Betze.“

Die Pfälzer, zwei Jahre zuvor nach dem 1:1 bei Bayer Leverkusen mit einem weinenden Andreas Brehme an der Schulter von Rudi Völler abgestiegen, kamen nicht nur postwendend zurück. Sie vollbrachten das, was niemand – am allerwenigsten wohl sie selbst – für möglich gehalten hätten. Sie beendeten die Saison in der Tabelle vor allen anderen und versetzten die gesamte Region in einen Taumel des Entzückens.

Dass dieses Team und sein Mentor 1998 auch „Mannschaft des Jahres“ wurden, verwunderte niemand. Anders als ein Vierteljahrhundert später, als wieder eine Kicker-Vertretung in Baden-Baden ganz oben stand und den allein gelassenen Präsidenten auf die Bühne des Bénazet-Saales schickte, kamen die „Roten Teufel“ in Mannschaftsstärke. Gemeinsam im Bus. So, als führe gerade nicht der Champion, sondern der Titelträger aus der Bezirksliga vor.  

Und „Ottos Eleven“ um „den Dicken“, Torwart Andy Reinke, den jungen „Capitano“ Michael Ballack, ihren Dirigenten Ciriaco Sforza und „Fußballgott“ Olaf Marschall zeigten in dieser Nacht, dass sie nicht nur im eigenen Kasten und im gegnerischen Strafraum, sondern auch an der Bar ihren Mann zu stehen wussten. Ein wunderbarer, einmaliger Abend. Ein letztes (?) Aufflackern der viel besungenen Fußball-Romantik im Profi-Geschäft? In der II. Liga sorgen die Teufel (als Aufsteiger derzeit Siebter) aktuell für Zuschauer-Rekordzahlen im Fritz-Walter-Stadion. Im Schnitt entern 40.000 Fans den Betzenberg.

Aufgrund zahlreicher Nachfragen hier die Namen der Helden von damals (v.l.n.r.: Hrutka, Hristov, Koch, Ballack, Sforza, Rehhagel, Reinke, Riedl, Marschall, Schäfer, Rische, Roos) Danke an die FCK-Pressestelle.

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