Alpin-WM mit „Stärken und Schwächen“

Es hatte zäh begonnen in den französischen Alpen, aber dann sorgte die deutsche Alpin-Mannschaft doch noch für zwei Glanzpunkte und eine kleine Überraschung bei den Ski-Weltmeisterschaften. Mit einmal Gold und einmal Bronze habe es „eine Übererfüllung des Solls“ gegeben, sagte Wolfgang Maier, Sportvorstand des Deutschen Skiverbandes. Aber die Titelkämpfe in Courchevel und Meribel hätten auch gezeigt, „wo unsere Schwächen und Stärken liegen“.

Die Stärken liegen eindeutig in den technischen Disziplinen – mit Ausnahme des Frauen-Riesenslaloms, da sei man „absolut nicht konkurrenzfähig“, gibt Maier zu. In fast allen anderen Rennen der zweiten Woche hat die Mannschaft bewiesen, dass sie in der Lage ist, Akzente zu setzen. Für den Höhepunkt sorgte Alexander Schmid mit seiner Goldmedaille in einem Wettbewerb, der wohl schon bald wieder Geschichte ist. Vor zwei Jahren war das Parallelrennen erst ins WM-Programm aufgenommen worden, bei den nächsten Titelkämpfen in Saalbach wird es, so der Plan des Internationalen Skiverbandes, aber schon wieder fehlen.

Im Teamevent hat Schmid noch gepatzt, allerdings in für seine Mannschaft schon auswegloser Situation im Viertelfinale, einen Tag später war er der überragende Athlet. Er gewann alle acht Duelle deutlich und kürte sich  zum ersten deutschen Weltmeister seit 34 Jahren. Nach Hansjörg Tauschers Sieg 1989 in Vail hatte nur noch die DSV-Frauen Gold gewonnen. Der zurückhaltende Allgäuer wirkte bei den anschließenden Feierlichkeiten überforderter als mit den Gegnern im Parallel-Kurs. Die Siegerehrung genoss er sichtlich gerührt, erst beim Bierchen mit den Fans ließ die Anspannung etwas nach. „Ein verrückter Tag“, sagte er.  

Während Schmids Triumph ein wenig überraschend war, weil wegen fehlender Parallelrennen im Weltcup in dieser Saison so richtig niemand die Form des Allgäuers hatte einschätzen können, holte Lena Dürr ihre Medaille drei Tage später mit Ansage. Den letzten Slalom vor der WM hatte die 31-Jährige vom SV Germering gewonnen, davor war sie dreimal auf dem Siegerpodest gestanden. Bei der WM machte sie es allerdings spannend - als Vierte des ersten Durchgangs. Im zweiten Lauf verbesserte sie sich noch auf den Bronze-Rang. „Manchmal ist der liebe Gott doch ein deutscher Skifahrer“, sagte Maier. Beim Männer-Slalom zum Abschluss der WM stahl Sebastian Holzmann dem Medaillenkandidaten Linus Straßer die Show. Der Oberstdorfer hängte als Fünfter den Teamkollegen deutlich ab und sorgte damit wohl für die größte Überraschung aus deutscher Sicht bei der WM.

In der ersten Woche waren die deutschen Abfahrer nach sehr durchwachsenen Ergebnissen im Weltcup zwar nur mit Außenseiter-Chancen in den schnellen Disziplinen angetreten, aber etwas mehr als einen zehnten Platz als Bestleistung hatten sie sich schon erwartet. Dass den auch noch in Thomas Dreßen jener Athlet erreichte, der nicht in bester körperlicher Verfassung angetreten war, sagt viel über die derzeitige Form der Mannschaft aus. „Da haben wir die Weltspitze aus dem Blick verloren“, sagte Maier. Dann drehten die Deutschen doch noch auf – dank Schmid und Dürr. Zwei alpine Empfehlungen für die Vorschlagsliste der 77. Wahl „Sportler/in des Jahres“ zum Jahresende.

Bild: picture alliance

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