Advantage Wintersport

Manche Diskussion flammte hoch – nach der vergangenen Wahl „Sportler des Jahres“, als es kein Wintersport-Olympiasieger ganz nach vorne geschafft hatte. Jetzt antwortete die Eis&Schnee-Fraktion mit einem vehementen Januar. Mit Weltcupsiegen, EM- und WM-Titeln. Als ob die internationale Konkurrenz, vor allem im Eiskanal, mit stumpfen Kufen angetreten wäre. Ein massives Signal der „kalten Fraktion“ – ein sehr frühes „Advantage“ auch im Hinblick auf die 77. Umfrage im kommenden Spätherbst. Das könnte nachhaltig sein.

Mehr als beeindruckend ist die deutsche Schlitten-Dominanz. Unmittelbar nachdem Rekord-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger ihr zweites Kind („Lina“) zur Welt brachte legten die Rodler auf der neuen Piste in Oberhof los wie die Eis-Feuerwehr. Acht von neun WM-Titeln, 16 von 27 Medaillen gingen an das Team von Bundestrainer Norbert Loch. Europameisterin Anna Berreiter reiste mit zweimal Gold zurück in den Süden, das Duo Toni Eggert/Sascha Benecken katapultierte sich auf der heimischen Anlage – vor euphorisierten Fans – zu dreimal Gold. „Fußball geht nicht so – Rodeln aber können wir“ bekundeten die Zuschauer ihr Plazet für eine Sportart, bei der man mit bis zu 120 km/h zu Tal jagt. Für die Krönung sorgte das Mixed-Team mit einem weiteren Gold-Coup - quasi auf den allerletzten Zentimetern. Danach ging die La-Ola-Welle erst richtig los.

Die eindrucksvollen Bilder aus St. Moritz, resp. von der Natureisbahn in Celerina, sprechen eh traditionell pro Wintersport. Und erst recht, wenn die deutschen Bob-Asse auf dem Geschlängel mit den englischen Kurvennamen („Horseshoe“) am besten zurechtkommen. Johannes Lochner schob sich (endlich) an Dauer-Sieger Francesco Friedrich (gehandicapt durch Trainings-Rückstand) vorbei. Im Mono-Bob der Frauen löste Laura Nolte (24) die 37-jährige Amerikanerin Kaillie Humphries als Dominatorin ab. Und auch kopfüber durch die enge Engadiner Rinne behielten die Team-D-Sportler den Überblick. Erstmals ließ sich Susanne Kreher als Schnellste küren – vorher hatten nur Insider den Namen der 24-Jährigen gekannt. Bei der Premiere des Mixed-Wettbewerb stand die Sächsin aus Dresden – zusammen mit Olympiasieger Christopher Grotheer - wieder on top und verstand die ganze Welt nicht mehr.

Die nächste Nachricht kam aus dem Riesengebirge. Lena Dürr gewann – mit 31 Jahren – ihren ersten Weltcupslalom – elf Jahre nach Maria Höfl-Riesch im finnischen Levi. Das Außergewöhnliche an diesem formidablen Ritt durch den Stangenwald von Spindlermühle: Der Skiläuferin des SV Germering gelang das Kunststück, die eigentlich unschlagbare Amerikanerin Mikaela Shiffrin hinter sich zu lassen. Ein Fingerzeig in Richtung alpiner WM.

Aber andernorts könnten die deutschen Wintersportler ihr Polster zusätzlich füllen. Die Bob-Vierer rattern jetzt durch den Horsehoe, Oberhof rüstet für das nächste Highlight, die Biathlon-Weltmeisterschaften. Dann könnten neue Erfolgsmeldungen aus Thüringen die deutsche Sportszene bereichern. Wenn es wiederum Medaillen schneit, wäre das eine weitere Ansage für das Duell mit dem „Sommersport“.     

Bild: Lena Dürr © picture alliance

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