„König Fußball“ mal ganz volksnah

Manches Mal gibt sich seine Majestät, der König, in diesem Falle der mit Nachname Fußball, auch mal richtig volksnah und wird von seinen Untertanen dafür ausgiebig gefeiert. So wie beispielsweise der amtierende Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt, der nach seinem Triumph von Sevilla über die Rangers aus Glasgow mit einer Anzeigenkampagne in schottischen Gazetten Sympathiepunkte wie einst Katarina Witt nach der Kür sammelte. Da jubelte und tobte das world wide Web. Genauso wie die reislustigen Anhänger der „Diva vom Main“, die Glasner, Trapp und Co. zu Zehntausenden in die magische Nacht von Nou Camp in Barcelona und ins „Estadio Ramón Sánchez Pizjuan“ zum Finale begleiteten. So eine Truppe wäre doch auch eine geile (Fußball)-„Mannschaft des Jahres“.

Und überhaupt, das Spiel mit und um das runde Leder. Was schlug es wieder für Kapriolen im letzten halben Jahr. Erst durfte wochenlang keiner hin wegen dieses vermaledeiten Virus und dann überschlugen sich (fast) alle vor Begeisterung. Unten auf dem Rasen fielen die Tore, von denen die Münchener Bayern so viele erzielten und verhinderten, dass sie sich gegen den zehnten nationalen Meistertitel in Serie nicht wirklich wehren konnten. Und oben auf den Tribünen fielen nicht nur die Emotionen, sondern auch die Hemmungen und es flogen die Feuerwerkskörper der Hirnverbrannten, als gebe es kein morgen.

Da war man froh, wenn der badische Fußball-Philosoph Christian Streich nicht nur seine Truppe vermeintlich bodenständiger Breisgau-Kicker bis ins Pokalfinale führte, sondern auch der Nation die eine oder andere Lebensweisheit aus dem Büchlein der Lederball-Aphorismen mit auf den Weg gab. Dass der „Krischtjan“ ausgerechnet am österreichisch-sächsischen Marketing-Projekt RB scheiterte, brachte einige die Fußball-Romantiker zum Weinen.

Und am Ende der Punkte-Saison war noch lange nicht Schluss. Da ging dann das fröhliche Trainerwechseln los, an dem etliche Bundesligisten Gefallen fanden. Und zwar die aus Dortmund, aus Berlin, aus Hoffenheim, aus Augsburg, aus Wolfsburg, aus Mönchengladbach, aus Schalke. Haben wir jemanden vergessen? Richtig, da ist ja noch die „Mannschaft des Jahres“ 1998, die „Roten Teufel“ aus der Pfalz. Die sind seit Dienstagabend wieder zweitklassig und ihre Anhänger fackelten vor lauter Freude darüber fast das halbe Dresdner Stadion ab, das nach dem legendären Läufer Rudolf Harbig benannt ist. Was wohl die wenigsten von ihnen wissen. Aber im Reich von König Fußball kann man sich halt auch über die kleinen Erfolge ganz narrisch freuen.

Bild: picture alliance

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