Sportdiplomatie des Team D

Staunen verbreiteten 14- und 15-jährige Chinesinnen, die sich vom Sprungturm drehen und hechten als würden sie das seit zig Jahren trainieren. Wie geht das – und der Goldschatz der erfolgreichsten Olympia-Nation wächst täglich weiter. Das Reich der Mitte gewinnt das Ranking der Podiumsplätze souverän. Aber auch die Gastgeber sowie Australien oder Großbritannien reisen bald mit einer sagenhaften Ausbeute nach Hause.
Viele jubeln und feiern bei diesen außergewöhnlichen Spielen, am meisten in Erinnerung bleiben die rührenden Szenen von Sportlerinnen und Sportlern, die sonst nie im Rampenlicht stehen, denen nur Olympia eine kolossale Bühne bietet. Ja, für sie in erster Linie hat es sich gelohnt, dass IOC und Japans Macher der Pandemie trotzten. Viele litten und feierten mit Kanuten, Judokas, Ringern oder Seglern. Ihre Tränen der Rührung, mit einjähriger Verspätung, blieben haften.
Das trifft auch auf viele deutsche Athletinnen und Athleten zu. Das Team D erlebte nicht nur den einzigartigen Tag 11 mit elf Medaillen, sondern positionierte sich oft bärenstark beim Kräftemessen der Sportwelt. Als Gewinner, jedoch ebenso bei Niederlagen – sympathisch und herzlich grüßten die Allermeisten aus Asien – via TV – in die Heimat. Das Team D betrieb gute Sportdiplomatie.
Das Gros der Goldmedaillen scheffelten überragende Sportlerinnen von Malaika Mihambo bis Julia Krajewski – da wird die Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ im Dezember zum goldenen Laufsteg. Baden-Baden, wo in diesen Tagen auch das kulturelle Leben wieder erwacht, die ersten Veranstaltungen terminiert sind, freut sich schon heute auf den 19. Dezember.
Es waren nicht nur die Überflieger wie Sascha Zverev oder der Bahnvierer der Damen, die für himmlische Momente sorgten. Zum Beispiel der favorisierte Deutschland-Achter: wie die kräftigen Recken ihre Silbermedaille kommentierten, nicht missmutig wie Englands EM-Kicker nach dem Finale in London, sondern den Besseren gratulierend. Respekt. Oder Ringer Frank Stäbler, der ausgemergelt den bronzenen Strohhalm ergriff und deutlich machte, welche Entbehrungen Aktive für ihren olympischen Traum auf sich nehmen. Mit Verlaub, das verschlägt einem die Sprache, so den Körper für einen Platz auf dem Podium zu foltern. Ein Grund mehr, das Hohe Lied auf die Spiele, trotz mancher vorgetragenen Kritik am Kommerz, anzustimmen.
Tokio 2021 – schön, dass dieser Traum für die Protagonisten des Sports doch wahr wurde. Das gilt in gleichem Maße für die Fernsehkonsumenten, die stundenlang live mitfieberten. Mon Dieu, was machen wir ab nächster Woche – ohne die tagfüllenden Top-News aus Tokio? Beruhigend, dass anschließend die Paralympicer die Lücke füllen und Peking 2022 und Paris 2024 gar nicht mehr so fern sind.

Bild: picture alliance

 

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