Wiedergewählter Thomas Bach: Meister des Floretts und des Wortes

Es kam, wie es nicht anders kommen konnte: Ohne einen Gegenkandidaten zu haben und damit auch ohne die Befürchtung einer möglichen Wahlniederlage wurde IOC-Präsident Thomas Bach für weitere vier Jahre im Amt des obersten Olympioniken bestätigt. Den durch die Pandemie bedingten Umständen zufolge wurde der 67jährige ehemalige Weltklasse-Fechter per Videokonferenz zum zweiten Male wiedergewählt. Der bisher einzige Deutsche in diesem Amt geht damit in seine letzte Periode seit seiner Ernennung im Jahr 2013. Das schreiben die Statuten des Internationalen Olympischen Komitees so vor. Bach erhielt 93 von 94 Stimmen bei einer Gegenstimme.
Der höchste deutsche Sportfunktionär tritt seine letzte Amtsperiode in unruhigen Zeiten für den globalen Sport an. Erstmals überhaupt in ihrer Geschichte mussten die für Tokio vorgesehenen Spiele im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Um ein einziges Jahr, heißt es. Zumindest. Ob und wenn ja, unter welchen Umständen, sich „die Jugend der Welt“ nun 2021 in der japanischen Hauptstadt doch trifft, bleibt ab zu warten. Bach, oft als Verhandlungsführer und primus inter pares gelobt, wird viel zu moderieren haben, um den weltweiten Sport in eine sichere Zukunft zwischen Krise und Kommerz zu führen.
Den „Platz an der Sonne“ kennt der Mann, der das Florett wie das Wort und damit das Verhandlungsgeschick gleichermaßen brillant zu führen wusste, bestens. Als Freund und immer wieder gern gesehener Gast beim „Sportler des Jahres“, aber auch als engagierter Befürworter des Standortes Baden-Baden für die Gala, hat er sich in seinen vielen Funktionen immer wieder für beide eingesetzt. Er war als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wie auch als oberster Olympionike im Bénazet-Saal vor Ort und stand Rede und Antwort.
Aber auch als erfolgreicher Sportler mit internationalen Meriten kennt der alte und neue IOC-Präsident das Schwarzwälder Parkett. 1976 nach Olympia in Montreal als Zweiter mit dem deutschen Florett-Team und ein Jahr später erneut mit dem Klingen-Quartett (Reichert, Bach, Behr, Hein) stand er als Weltmeister auf dem Podium. Das Wort wird er in den kommenden vier Jahren genauso gewandt wie damals das leichte Florett statt des statt des schweren Säbels führen müssen.
In der Dankesrede nach seiner Wahl unterbreitete Thomas Bach sofort einen konkreten Vorschlag: „Wir haben in der Krise gerlernt, dass wir das Olympische Motto ‚schneller, höher, stärker‘ im Sport und im Leben nur gemeinsam umsetzen können, wenn wir in Solidarität zusammenarbeiten. Deshalb möchte ich eine Diskussion der Olympischen Gemeinschaft anstoßen, ob wir dieses Motto nicht erweitern sollten, indem wir nach einem Gedankenstrich das Wort ‚gemeinsam‘ einfügen: ‚schneller, höher, stärker – gemeinsam‘. Das wäre aus meiner Sicht ein starkes Bekenntnis zu einem unserer Kernwerte; der Solidarität. Zugleich ist es eine angemessene und bescheidene Anpassung an die Herausforderungen der neuen Welt, in der wir leben.“

Bild: picture alliance

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