Sportler des Jahres 2020: Neue Werte in einem ungewöhnlichen Jahr

Malaika Mihambo nannte ihre zweite Auszeichnung zur „Sportlerin des Jahres“ als „noch wertvoller“ als ihr Titel im vergangenen Jahr. „Weil ich darauf wirklich nicht darauf gewettet hätte.“ Für Eishockey-Crack Leon Draisaitl, aus Edmonton zur Auszeichnung ins Baden-Badener Kurhaus zugeschaltet, kam diese Ehre ebenfalls unerwartet. „Denn es gibt so viele geniale Sportler, die diese Auszeichnung auch verdient gehabt hätten.“ Nur die Münchner Bayern galten als haushohe Favoriten. Dennoch bedankte sich Präsident Karl-Heinz Rummenigge bei den Sportjournalisten, „denn hier gewinnen nicht so häufig Fußball-Teams“. Zusammen mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic genoss er im „Jahr mit fünf Titeln“ den nächsten, während Abwehrrecke Niklas Süle („schon als Kind habe ich diese Auszeichnung verfolgt, jetzt darf ich selbst hier stehen“) den Siegerpokal hochhielt. Ein schönes Bild für die Fotografen bei der ungewöhnlichsten Sportler-Ehrung aller Zeiten, wo die Gewinner immer den richtigen Abstand zum Moderatoren-Duo Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne einhielten.

Statt einem wunderbar mit viel Liebe geschmückten und hergerichteten Bénazetsaal im Baden-Badener Kurhaus, mit Hunderten von festlich gekleideten und erwartungsfroh gestimmten Menschen, empfing die Sportler Studio-Atmosphäre. Zweckgemäß eben. An den Bildschirmen verfolgten die Zuschauer Rückblenden auf das andere Sportjahr: mit Athleten, die im heimischen Fitness-Raum trainierten oder unzählige Runden durch den Pool absolvierten. Alles anders 2020. Das Virus, das die Welt seit fast einem ganzen Jahr in Atem hält, machte auch vor dem glanzvollen Jahresabschluss nicht halt. Schnelltests für alle Anwesenden, mehr virtuelle Beigaben, kein Gedränge auf der Bühne und kein „Schnitt“ ins bestens gelaunte Publikum. „Sportler light“, aber gewiss kein Sportlerleid.

Und im Hintergrund dennoch eine „Dezemberfamilie“, bestehend aus den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Internationalen Sportkorrespondenz (ISK), des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) und der Baden-Baden-Events, die erleichtert und mit etwas Stolz auf das Ergebnis monatelanger akribischer Vorarbeit unter Corona-Bedingungen blicken konnte. Ein Mammutprojekt, das allen Beteiligten immer wieder größtmögliche Flexibilität und ständige Neuanfänge und ständiges Umdenken abverlangt hatte.

Obwohl so viele nationale und internationale Meisterschaften einschließlich Olympia der Pandemie zum Opfer gefallen waren, durften doch Weltklasse-Leistungen und ganz ungewöhnliche Donationen für die Gesellschaft gefeiert werden, die höchste Anerkennung verdient hatten. Und sie auch bekamen. Malaika Mihambo, die mit dem wunderbaren Youtube-Projekt „Malaikas Herzsprung“ ein rührendes Stück menschlicher Solidarität für die Jüngsten geschaffen hatte, die von Corona in so brutaler Weise ausgegrenzt worden waren. „Der Herzsprung hat Kindern den Vereinssport ermöglicht. Das ist besonders wichtig, weil es derzeit so viele Vereinsaustritte gibt. Das Wichtigste ist, dass man als Sportlerin in dieser Situation die Motivation beibehält und sie auch an die Kinder weitergibt.“

Zum ersten Male wurden zum Beginn eines neuen Jahrzehntes auch die Besten, die „Legenden“ der vorangegangenen Dekade, gefeiert. Es waren, kein Wunder, großartige Athletinnen und Athleten: Biathlon-Königin Magdalena Neuner, Basketball-Dominator Dirk Nowitzki und die beiden „Sandmädels mit Netz“, das Beachvolleyball-Team Laura Ludwig/Kira Walkenhorst.

Große Sportlerinnen und Sportler aber entstehen in der Regel im Kleinen, im Verborgenen, in den vielen Tausenden und Abertausenden von Trainingsstunden. Und das schon zu frühester Zeit. Deswegen ist es angebracht, auch diejenigen zu ehren, die dafür die Voraussetzungen schaffen. Und so wurde Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn (Magdeburg) zum „Trainer des Jahres“ gekürt. Lea-Sophie Friedrich, die jüngste Zeitfahr-Weltmeisterin aller Zeiten, erhielt die zum vierten Mal vergebene Auszeichnung „Newcomer des Jahres“, gestiftet von „Die Sieger-Chance“, einer Zusatzlotterie der Glücksspirale. „Ich kenne nur Vollgas“, gab die 20-Jährige ihr sportliches Lebensmotto preis.

Der Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport ging an das „Olympiateam Deutschland“ und an das „Team Deutschland Paralympics“. Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, begründete die Wahl: „Es wurden Masken genäht, Einkäufe für Senioren erledigt oder Trainingsstunden für den Nachwuchs ermöglicht. Es ist genau diese soziale Kraft des Sports, die wir unterstützen.“

Während sonst, nach langen Diskussionen an Ständen und Lounges der Sponsoren, Leckereien, guter Musik und flotten Tanz-Rhythmen, die Lichter im Kurhaus erst am frühen Morgen erloschen, verschwanden die wenigen Anwesenden direkt nach Ehrung und Pressekonferenz. Wie von Zauberhand. Die ZDF-Techniker begannen den Rückbau des Studios, Baden-Baden verfiel in frühen Schlaf. Die Erinnerungen an die kurzen gemeinsamen Stunden aber bleiben. Oder wie es Aktivensprecher Max Hartung formulierte: „Unter diesen Bedingungen war es genau der richtige Rahmen.“

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