DLV-Präsident: Hoffnung auf Late Season

Im Dezember 2019 sorgten Malaika Mihambo und Niklas Kaul für einen Doppelsieg bei der Wahl „Sportler des Jahres“. Und DLV-Präsident Jürgen Kessing empfing in Baden-Baden nicht Enden wollende Zustimmung. Seither steht die sportliche Welt auf dem Kopf: die beiden Protagnisten können sich in Tokio nicht vergolden lassen – aber der oberste Leichtathlet äußert erste Hoffnungen auf eine „Late Season. Denn unsere Sportler wollen endlich wieder Wettkämpfe bestreiten.“

Wie hat sich der Verband durch die Corona-Krise verändert? Gibt es Erfahrungen die man aus den Entwicklungen und Erlebnissen nutzen kann?
Jürgen Kessing: Durch die Corona-Krise mussten auch wir einige Dinge verändern. Die größte Veränderung ist, dass wir inzwischen die digitale Technik in ihrer ganzen Bandbreite nutzen, da die meisten Mitarbeiter/innen von zuhause im Mobile-Office arbeiten. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Belegschaft der Geschäftsstelle in Darmstadt seit Anfang Mai Kurzarbeit hat. Das bedeutet: Es ist ein hoher  Abstimmungsprozess erforderlich, der uns aber bisher sehr gut gelingt.
Bleiben alle Kader-Athlet*innen, die von der Olympia-Verschiebung betroffen sind, bei der Stange?
Jürgen Kessing: Unsere sportliche Leitung mit Annett Stein und Dietmar  Chounard sowie die Bundestrainer haben sich zusammen mit den Athleten auf die besondere Situation eingestellt. Natürlich hoffen alle, die in diesem Jahr bei den Olympischen Spielen dabei sein wollten, dass sie 2021 nach Tokio fahren. Die Sportler setzen jetzt auf eine Late Season, denn sie wollen endlich wieder Wettkämpfe bestreiten.
Fix ist, dass die Wahl „Sportler des Jahres“ unter den Sportjournalisten auch 2020 durchgeführt wird. Auch wenn das Sportjahr Anfang März abrupt endete, glauben Sie dennoch, dass sich „geeignete“ Anwärter auf die Titel finden werden?
Jürgen Kessing: Es ist schön zu hören, dass es trotz der Coronakrise, die nahezu den gesamten Sportbetrieb über Wochen lahmgelegt hat, in diesem Jahr wieder eine Sportlerwahl in Baden-Baden geben wird. Ich denke schon, dass sich geeignete Kandidaten finden werden, auch wenn praktisch ja nur ein Quartal des Jahres berücksichtigt werden kann. Was die Leichtathletik betrifft, wären dann sicherlich die Hallenmeisterschaften in Leipzig im Fokus.
Wird der Sport „danach“ womöglich generell ein anderer sein?
Jürgen Kessing:  Nach wie vor ist es schwer, Prognosen zu treffen, denn wir wissen ja heute noch nicht wie lange bestimmte Einschränkungen in Zusammenhang mit Covid 19 noch gelten werden.
Nachdem der Fußball demnächst wieder rollen soll und die UCI einen prallvollen Rad-Herbst-Kalender präsentiert, die Frage, ob Ihr Verband ebenso in Vorausplanungen für einen „heißen Herbst“ ist?
Jürgen Kessing: Wie bereits angesprochen, hofft der Deutsche Leichtathletik-Verband, dass es in einer Late Season noch Wettkämpfe geben wird. Derzeit ist unsere Wettkampforganisation dabei, ein Umsetzungskonzept zu entwickeln, das allen Bestimmungen gerecht wird. Auch für unsere Wirtschaftspartner wäre es schön, wenn wir Deutsche Meisterschaften im August in Braunschweig durchführen könnten, auch wenn schon jetzt klar ist, dass dies nur ohne Zuschauer und mit bestimmten Auflagen der Fall sein wird. Unsere TV-Partner ARD/ZDF würden es jedenfalls begrüßen.

Bild: Christof R. Sage

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