Zwischen verstohlenen Tränen und einem krachenden Schuhplattler


Wenn Menschen in Ausnahmen-Situationen aufeinander treffen, sich ihrer Verbundenheit und größten Wertschätzung versichern, dann geht das in der Regel nicht ohne Bilder mächtiger Emotionen vonstatten. „Gott sei Dank“  möchte man in diesem Fall sagen.  Denn nach einem Feuerwerk der überwältigenden  Gefühle im vergangenen Jahr beim „Sportler des Jahres“ im Benazét-Saal des Kurhauses von Baden-Baden hatten alle Beteiligten die Messlatte für dieses Jahr nicht minder hoch gelegt. Zum 73. Mal seit 1947 ging der „Sportler“ über die Bühne. Zum 51. Mal in der „Guten Stube des Schwarzwalds.“ Dort, wo die große Fete mit mehr als 700 geladenen Gästen nach der Vertragsverlängerung vor wenigen Wochen zwischen Veranstalter ISK und Baden-Baden Events auch bis 2023 weitergehen wird. Mindestens!
Zur „Familienfeier“, zum Treffen der Allerbesten seit vielen Jahren und Jahrzehnten, hatte sich wieder eine Ansammlung großer Namen und erfolgreicher  Olympioniken versammelt.  Ein Leichtathletik-Duo, bestehend aus Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul und Weitsprung-Titelträgerin Malaika Mihambo, trat dabei in die Fußstapfen großer Vorgängerinnen und Vorgänger der olympischen Kernsportart. Christina Obergföll und Robert Harting (2013) genauso wie Heike Drechsler und Nils Schumann (2000) siegten vor sechs und 19 Jahren ebenfalls im Duett.  Oder auch Liesel Westermann und Kurt Bendlin vor mehr als einem halben Jahrhundert.
Dass ein Riesensatz von 7,30 Meter, mit dem die neue Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo die Konkurrenz deutlich distanzierte, mitunter leichter zu bewältigen ist, als eine selbst komponierte  Melodie fehlerfrei mit blanken Füßen auf dem Harmonium zu spielen, musste die neue Sportlerin des Jahres erkennen. In ein Atemberaubendes goldfarbenes Abendkleid gehüllt, brachte die Hobby-Komponistin Mihambo den Saal bei ihren musikalischen Versuchen jedenfalls zum Kochen.  Und durfte noch ein riesiges Kompliment ihrer Vorgängerin Heike Drechsler entgegen nehmen, die sich als „Dein größter Fan“ bezeichnete.. Bei der Drittplatzierten, 3000-m-Hürdenläufern Gesa Felicitas Krause und bei der Zweiten, Triathletin Anne Haug, gehören ein Radler und eine Eisbombe nach dem Erfolg, noch nicht, wie beide bestätigten, in die  „Kategorie Sau rauslassen.“  
Nicht nur als „König der Athleten“ mit  21 Jahren, sondern auch als männliche „Kaffeetante“ erwies sich der neue „Sportler des Jahres“, Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul.  Im Gespräch mit den ZDF-Moderator(inn)en Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne  gestand Kaul, dass „ich am zweiten Tag ohne einen gescheiten Kaffee nicht so richtig rauskomme.“ Eine entsprechende Auswahl in verschiedenen Stärkegraden soll den Champ auch in Zukunft zu weiteren großen Titeln beflügeln.  Dessen Rennen um den Titel   mit Hawaii-Sieger  Jan Frodeno, der in Baden-Baden ebenfalls schon ganz oben auf dem Podium stand, war am Ende eine ganz enge Entscheidung. Da passte dann auch Frank Busemann, Kaul-Vorgänger unter den Besten der Guten,  dazu, der sich zu diesem Anlass eigens „meine fürchterliche Fliege von vor 20 Jahren“ noch einmal hervorgekramt hatte.
Dass beim „Sportler des Jahres“ nichts ohne „Die Nordischen“ geht, bewies Skisprung-Weltmeister Markus Eisenbichler als Dritter. Am Ende aber durfte der Mann, der sich so herrlich überschäumend freuen kann, auch noch ganz nach oben aufs Podest. Mit einer logistischen Meisterleistung vom Weltcup in Klingenthal „auf letzter Rille“ eingeflogen, konnte er sich mit seinen weltmeisterlichen Mannschaftskameraden Stephan Leyhe, Richard Freitag und Karl Geiger über den Titel bei den Mannschaften freuen Zum ersten Mal seit 18 Jahren stand mit diesem Quartett seit den Zeiten eines Martin Schmitt und Sven Hannawald wieder ein Überflieger-Team dort, wo sie auch beim Absprung stehen: ganz oben nämlich. Als Überraschungsgast ehrte Christian Ehrhoff, der Ex-Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, die Nachfolger seines Teams. Verbunden mit dem feiertauglichen Hinweis: „Ihr müsst morgen früh hier absperren.“ Zuvor aber brachte Gaudi-Bursch Eisenbichler den Saal mit einem waschechten Schuhplattler zum Kochen.
Eine großartige Karriere im Mountainbike-Sattel ging in diesem Jahr zu Ende. Mit 47 Jahren sagte die Ausnahme-Athletin Sabine Spitz den schwersten Offroad-Parcours der Welt adieu. Für ihren Jahrzehntelangen Weg mit dem „Drahtesel“ über Stock und Stein,  und für ihren unermüdlichen Kampf gegen systematisches Doping, ehrte sie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband mit dem Preis für „Vorbilder im Sport.“ 40.000 Euro, von denen die Hälfte an die Athletin und die andere Hälfte an Empfänger ihrer Wahl geht, waren der verdiente Lohn.
Jede Menge Emotionen gab es auch schon im Vorprogramm. Beispielsweise als der „Newcomer des Jahres“,   Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler,  seine Auszeichnung aus dem Familienkreis“ erhielt. Opa Hans-Johann Färber, Olympiasieger 1972,  durfte den Enkel zu dessen Überraschung auf der Bühne ehren. Nicht minder emotional die Worte von Olympiasiegerin Carina Vogt, die als Laudatorin den Coach der Skisprung Damen, Andreas Bauer als „Trainer des Jahres“ hart an den Rand verstohlener Tränen brachte.
Aber die die gehören ja einfach dazu. Zu einer festlichen Gala und zu einer Familienfeier sowieso.

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.