Königin in Baden-Baden und Wimbledon: Die „Gräfin“ wird 50
Die Zahl ihrer Titel in Baden-Baden wird nur noch von denen im Tennis-Mekka Wimbledon übertroffen. Viermal stand die Sdj-Rekordhalterin Stefanie Maria Graf, die alle immer nur „Steffi“ nannten, bei der Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ ganz oben auf dem Treppchen. Von 1986 bis 1989 führte kein Serve, kein Volley, kein Stopp, kein Lob bei diesem Votum an ihr vorbei: Die Seriensiegerin auf den Courts dieser Welt hatte nicht nur Deutschlands Sportjournalisten, sondern auch die Herzen von Millionen Fans erobert: sieben Einzelsiege in Wimbledon, 22 Grand-Slam-Erfolge und als einzige Spielerin der Welt im Olympiajahr 1988 der „Golden Slam“ machten sie sportlich unsterblich. Am 14. Juni wird die Frau, die mit ihrem Ehemann André Agassi und den beiden Kindern zurückgezogen in Las Vegas lebt, 50 Jahre alt.
Aus ihrem Ehrentag macht die „Gräfin“ kein Aufhebens, keine Interviews, kein öffentliches Blitzlichtgewitter. Aus dem einstigen Tennis-Wunderkind, das in den 1980er Jahren wie Boris Becker bei den Herren einen Tennis-Boom in Deutschland entfachte, ist eine „bürgerliche“ Hausfrau mit eigenem Garten und familiärem Glück geworden. An der Seite eines Mannes, der unterschiedlicher als sie hätte nicht sein können: Der einstige „Paradiesvogel“ André Agassi und die ruhige, immer konzentrierte und fokussierte Graf: Sie wurden nicht auf, sondern abseits des Centre Courts ein Traum-Doppel.
Wenn sie wirklich einmal aus ihrer selbst gewählten Enklave heraus ins Licht der Öffentlichkeit tritt, dann steht das meist im Zusammenhang mit ihrer Stiftung „Children for tomorrow“. Ansonsten ist die gebürtige Badenerin aus Brühl das genaue Gegenteil ihres männlichen Erfolgspendants aus Leimen geworden: Keine Schlagzeilen, keine Krisen. Das Einzige, was sie sich an ihrem 50. Geburtstag vielleicht von Boris Becker (51) als gut gemeinten Hinweis zu Herzen nehmen könnte, ist dessen Bemerkung: „Es tut ein bisschen weh, 50 zu werden, aber man kommt darüber hinweg.“