Getrennte Wege zweier „Mannschaften des Jahres“

Dass Fußballer die Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ gewinnen, ist eher die Ausnahme als die Regel. Zumindest dann, wenn es nicht die deutsche Nationalmannschaft nach einem gewonnenen großen Turnier ist.  Eher sind es Staffeln aus dem Wintersport, der Leichtathletik,  dem Schwimmsport,  große Reiter-Equipen oder Mannschaften anderer Ballsportarten.  Zwei Klub-Teams aus der Kicker-Szene aber, die schon ganz oben auf dem Treppchen bei der Ehrung standen, sorgen in diesen Tagen für Schlagzeilen. Und zwar auf ganz und gar unterschiedliche Art und Weise.
Die „fränggischen Clubberer“ vom 1. FC Nürnberg, und die „Rode Deiwel aus der Palz“ vom 1. FC Kaiserslautern, die sich in dieser am kommenden Wochenende ausklingenden Saison noch zweimal um Punkte gegenüberstanden, haben beide schon die Trophäen als „Mannschaft des Jahres“ entgegen nehmen dürfen. Der Max-Morlock-Klub aus Franken 1961, der Fritz-Walter-Klub aus der Pfalz sogar zweimal: 1991 und 1998, als den „Roten Teufeln“ ein bis dato einmaliges Kunststück gelang: als Aufsteiger aus der zweiten Liga wurden die Kicker um „Fußballgott“ Olaf Marschall damals unter Trainer Otto Rehhagel sensationell Deutscher Meister.
Doch jetzt trennen sich die Wege der beiden gemeinsamen Konkurrenten. Während Nürnberg nun als „Rekord-Aufsteiger“ zum achten Male ins Oberhaus einzieht, müssen die Lauterer zum ersten Mal in ihrer fast 118jährigen Geschichte den Weg in die Drittklassigkeit antreten. Das riesige, 50.000 Zuschauer fassende WM-Stadion auf dem Betzenberg, benannt nach dem größten Sohn der Stadt, Fritz-Walter, wird in Zukunft Meppen und Münster, statt Mainz und München empfangen.
Gelang es dem FCK noch beim ersten Abstieg 1996 fast die gesamte Erstliga-Mannschaft mit hinunter ins „Unterhaus“ zu nehmen, so muss Trainer Michael Frontzeck in den Niederungen der Drittklassigkeit ab dem Sommer ein völlig neues Team aufstellen, dass möglichst den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen kann. Sonst könnte einem der traditionsreichsten deutschen Fußball-Vereine und dessen zweimaliger „Mannschaft des Jahres“, der völlige Niedergang in der sportlichen Bedeutungslosigkeit bevorstehen.
Ganz anders will man es am Valznerweiher angehen. Trainer Michael Köllner, der nach vierjähriger Abwesenheit den fußballverrückten Mittelfranken die Bundesliga wiedergegeben hat, weiß, was auf ihn und seine Mannschaft zukommen wird. Und er ist einer, der über Horizonte hinausblicken kann. Im Trainingslager ging er mit seinem Team ins Kloster, diskutierte über Politik und verlangt, dass sich seine Spieler mit der Historie des 1. FC Nürnberg auseinandersetzen. Dazu gehört auch die Wahl zu Deutschlands „Mannschaft des Jahres.“ Auch wenn es wohl ziemlich lange dauern wird, bis es dazu noch einmal kommt.
Falls überhaupt. Wie auch im Falle des 1. FC Kaiserslautern.

 

Bild: picture alliance (Die Fußballmannschaft des 1.FC Kaiserslautern wird am 3.12.1998 bei der Wahl zum "Sportler des Jahres", im Kurhaus von Baden-Baden, zur Mannschaft des Jahres gekürt)

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