„Täve“ Schur wird 85

Ein Mann, ein Land, ein Markenzeichen: Radsport-Legende „Täve“ Schur wird 85

Unter seinem „bürgerlichen“ Vornamen Gustav Adolf kennen ihn nur ganz wenige Personen. Menschen aus seinem engsten persönlichen Umfeld eben. Wenn dann aber statt dessen von „Täve“ die Rede ist, dann muss man den Nachnamen Schur eigentlich schon gar nicht mehr hinzu fügen, um zu wissen, um wen es sich handelt.
Denn „Täve“ ist bei den Radsportlern, vor allem aber bei vielen älteren Menschen der ehemaligen DDR,  ein Markenzeichen wie  es „Kaiser Franz“ bei den Fußballern oder „Schumi“ bei den Motorsportlern ist. Der stets freundliche und aufgeschlossene  ältere Herr  dieser Tage gilt aber nicht nur als erfolgreicher Athlet auf zwei Rädern, sondern als die wohl  größte Sportlegende, die die DDR in ihren vier Jahrzehnten heraus gebracht hat. Am 23. Februar wird  der Mann, der auch im hohen Alter noch fit geblieben ist, 85 Jahre alt.

Wenn sich am letzten Sonntag vor Weihnachten in Baden-Baden  Deutschlands Sportlerfamilie zum großen Ball und zur Ehrung der Besten des vergangenen Jahres trifft, dann ist es für „Täve“ Schur seit vielen Jahren eine lieb gewordene Verpflichtung, am „Tor zum Schwarzwald“ an zu klopfen, wo man ihm immer wieder gerne Einlass gewährt. Denn Schur kommt nicht nur als einer der rund 700 Geladenen, sondern quasi auch als Botschafter seiner Heimat. Und das tut er nie mit leeren Händen. Stets hat er für die Organisatoren vom „Sportler“ einen original Kuchen aus seiner heutigen anhaltinischen Heimat dabei.

Es sind nicht nur die persönlichen Siege  (Weltmeister 1958 und 1959, zweimaliger Gewinner der Friedensfahrt, des größten Amateur-Etappenrennens jener Zeit) die aus ihm mehr als nur einen erfolgreichen Sportler gemacht haben. Täve Schur ist zu einer  Person der Zeitgeschichte (gemacht) geworden. Mit seiner einfachen, bescheidenen Art gab er vielen Menschen während 40 Jahren Sozialismus das Gefühl einer von Ihnen zu sein. Und keiner von den Parteibonzen aus dem Politbüro. Immer dann, wenn der gelernte Mechaniker mal wieder irgendwo einen großen Sieg eingefahren hatte, dann waren seine vielen Anhänger und Bewunderer  hinter dem „Eisernen Vorhang“  selbst alle „ein bisschen Täve“.

Schur war und ist aber auch ein Mann der Politik. Er saß lange Jahre als Angeordneter in der DDR-Volkskammer und nach der Wende für die SED-Nachfolgepartei, die „PDS“,  im Deutschen Bundestag.  Noch heute fährt Schur, wenn das Wetter mitspielt, lieber mit dem Rad als mit dem Auto, um fit zu bleiben. Am kommenden Wochenende wird er dazu allerdings keine Gelegenheit haben, denn dann steht die Geburtstagsfeier zum 85. Wiegenfest an. An einem Ort, der nicht besser geeignet sein könnte für diese öffentliche Laudatio: Im Friedensfahrt-Museum von Kleinmühlingen in Sachsen-Anhalt nämlich.

Und den Kuchen für die Sportler-Gala am 16. Dezember in Baden-Baden, den wird er sicher auch in diesem Jahr nicht vergessen.

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