Handball EM Titel

Deutschlands Handball-Jungs: Die schmackhaftesten Krakauer seit Langem. Diese „Krakauer“ hat allen deutschen Handballfans wohl so gut geschmeckt wie noch nie eine der beliebten Wurst-Delikatessen zuvor. Im Finale vor 15.000 Zuschauern in Polens heimlicher Hauptstadt gegen Ex-Weltmeister Spanien krönte die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Sonntag abend ein denkwürdiges Turnier. Beim 24:17 (10 :6) ließ das jüngste Team mit 16 EM-Debütanten dank einer phantastischen Abwehrleistung und eines überragenden Torwarts Andreas Wolff den Iberern nicht den Hauch einer Chance. Gold in Polen, die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele und beste Aussichten auf den Titel „Mannschaft des Jahres“ im Dezember waren der Lohn für eine Leistung, die niemand dieser ersatzgeschwächten Truppe zuvor zugetraut hätte.

Die Namen der der einzelnen Aktiven waren zuvor wohl nur den absoluten Experten dieser Sportart ein Begriff gewesen. Das Team aber ist spätestens seit diesem Wochenende in aller Munde. Deutschlands Handballer, für Olympia 2012 und die EM 2014 erst gar nicht qualifiziert und zur WM 2015 nur dank einer Wildcard „durch die Hintertür“ zugelassen, schrieben bei der Europameisterschaft 2016 in Polen ein neues „Wintermärchen“, als niemand das von dieser personell geschwächten DHB-Auswahl erwartete. Es war der erste Titel seit der „Schnauzbart-WM“ 2007 unter Bundestrainer Heiner Brand und die erste Europameisterschaft seit 12 Jahren.

Ohne die verletzten Stützen Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Paul Drux und Patrick Wiencek angereist, musste die „Truppe der Namenlosen“ von Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach dem letzten Hauptrundenspiel auch noch auf die verletzten Steffen Weinhold und Christian Dissinger verzichten. Egal. „Bei uns fehlt keiner, es spielen nur ein paar Andere“ gab der in Polen zum großen Rückhalt des Teams gewordene Torwart Andreas Wolff die Parole aus. Und so blieb es auch dem nach nominierten Hannoveraner Kai Häfner vorbehalten, beim Nerven aufreibenden Halbfinal-Krimi gegen den zweifachen Europameister Dänemark den entscheidenden, letzten Treffer zu setzen. Fünf Sekunden vor Schluss zum 34:33 in der Verlängerung.

Die Mannschaft ohne Stars, aber mit ein paar wesentlichen Leistungsträgern wie Torwart Wolff, dem „Mann ohne Nerven“ vom Siebenmeter-Punkt, Tobias Reichmann oder dem als Kapitän eingesprungenen Steffen Weinhold, wuchs unter dem Isländer Dagur Sigurdsson zu einem verschworenen Haufen. „Junge Wilde“, die nichts zu verlieren hatten, aber sich mit beherztem Auftreten und unbeugsamem Siegeswillen Spiel für Spiel in die Herzen der Zuschauer kämpften und warfen, entfachten in Deutschland wieder eine Handball-Euphorie. Auch wenn es noch fast elf Monate bis zum alljährlichen „Laufsteg“ in Baden-Baden sind: Diese Truppe ist ein ernsthafter Kandidat für den Titel „Mannschaft des Jahres 2016“. Trotz Fußball-EM im Sommer dieses Jahres.

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