Lukas Dauser – WM-Krönung nach langem Tief
Erst vor sechs Wochen war „Luki“, wie ihn alle nennen, wieder voll ins Training eingestiegen – ein langwieriger Muskelbündelriss an der Schulter hatte den 30-Jährigen monatelang behindert, und er konnte lange nicht richtig an die Geräte. Deshalb war er auch gezwungen, die Europameisterschaften im April im türkischen Antalya und die „Deutschen“ im Juli in Düsseldorf abzusagen. Jetzt landete er in Antwerpen den ganz großen Coup: Lukas Dauser wurde Weltmeister am Barren. Nach einer exzellenten Übung schrie der für den TSV Unterhaching startende Sportsoldat der Bundeswehr seine Freude lauthals heraus und jubelte ausgelassen. Beim Siegerinterview „störte“ sein Freund Fabian Hambüchen – er gewann bei den Welttitelkämpfen 2007 in Stuttgart am Reck die letzte WM-Goldmedaille für den Deutschen Turner-Bund – und brachte ihm einen Becher mit Bier.
„Ich freue mich riesig für ihn, das ist einfach unglaublich schön, toll für ihn und wichtig fürs deutsche Turnen“, so der Wetzlarer, zweifacher „Sportler des Jahres“. WM-Gold am Barren für einen deutschen Turner durfte zuletzt 1985 in Montreal gefeiert werden, als der Cottbusser Sylvio Kroll einen kompletten Medaillensatz – Gold am Barren, Silber am Reck und Bronze mit der Riege der DDR – geholt hatte. „Fabi“ Hambüchen hatte die weltmeisterliche Barren-Übung von Dauser in der Halle verfolgt und zollte dem 30-Jährigen für dessen Leistung Respekt. „Der Typ hat die Nerven behalten, hat sich von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert, und das war heute seine beste Barren-Übung“, lobte der Reck-Olympiasieger von Rio 2016.
Lukas Dauser turnte im Finale voll auf Angriff und lag am Ende mit 15,400 Punkten vor dem Chinesen Shi Cong (15,066) und dem Japaner Kaito Sugimoto (15,000). Er hatte bei seinen Auftritten in Antwerpen bis dahin die jeweils höchsten Wertungen aller Starter erhalten, aber dennoch die Favoritenrolle stets von sich gewiesen: „Im Finale sind acht Leute, die besten acht Leute auf der Welt an diesem Gerät, und wir sind alle nur einen halben Punkt auseinander. Jeder kleine Fehler kann entscheidend sein.“ Der sicher gestandene Abgang, ein Doppelsalto mit halber Schraube, besiegelte seinen Sieg und war der Beginn verdienten Jubels – von Lukas Dauser selbst, aber auch von Teamkameraden – die deutsche Mannschaft hatte sich zuvor bereits für Olympia 2024 in Paris qualifiziert – sowie der gesamten DTB-Abordnung. Für die Sportler-Gala am 17. Dezember in Baden-Baden gab Luki spontan seine Zusage.
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