Ramona im siebten Snowboard-Himmel

Servus Sportwinter 2023/24 – der leider nur sporadisch ein echter Winter war – also mit massig Eis und Schnee. Aus diesem Grund wurde das Weltcupfinale in Sachen Snowboard in Winterberg/Sauerland statt in Berchtesgaden ausgetragen. Doch was scherte das die überragende Racerin der Saison, Ramona Hofmeister? Nicht die Bohne! Also schrieb die Athletin vom WSV Bischofswiesen (5 km nach Berchtesgaden…)  Geschichte in dieser Sportart, gewann drei Kristallkugeln. Im Torlauf, Riesenslalom und (zum vierten Mal) den Gesamtweltcup.  Die Szene verbeugte sich vor der Allesgewinnerin, die zum Jahresende auch mega sicher auf der Vorschlagsliste „Sportlerin des Jahres“ auftauchen wird.

Dieses Triple am Ende ihrer zehnten Weltcup-Saison ließ natürlich ein paar Tränen kullern – mehr geht schließlich nicht. Obgleich die 27-Jährige schon mit Olympia-Bronze aus Pyeongchang/Südkorea (2018) zurückgekehrt war.  Seit ihrem vierten Lebensjahr steht Ramona Hofmeister auf dem „Schneebrett“, entwickelte eine ausgeprägte Leidenschaft für die Disziplin und huldigt ihren Maximen. Die da lauten „Snowboarden ist für mich wie Klavierspielen oder Backen eine Leidenschaft.“ Oder schlicht auf Englisch: „No pressure, just passion.“

„Die Freiheit und die Schnelligkeit auf Schnee“ nennt sie auf ihrer Website das Höchste der Gefühle. Mit dem Triple, so die Hoffnung, könnte auch die Öffentlichkeit mehr Notiz von der Abo-Siegerin und ihrer Kurven-Präzision bergab nehmen. „Die Fernsehzeiten sind ein großer Minuspunkt“, lautete ihre Klage in der „Süddeutschen Zeitung“ – und sie wisse langsam auch nicht mehr, „was ich noch machen soll.“ Wahrscheinlich funktioniert das nur über weitere Highlights wie am bestens präparierten Poppenberghang vor 2500 begeisterten Zuschauern, wo die Championesse herself, Veranstalter sowie Snowboard Germany-Präsident Michael Hölz ein Happy End des Winters auf den taillierten Brettern mit harten Kanten zelebrierten. 

Bild: picture alliance

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Leos Traum vom Podium

2023 war für Leo Neugebauer ein Jahr wie ein Traum. Der junge Zehnkämpfer von den Fildern vor den Toren Stuttgarts, stürmte durch die Stadien in die Rekordlisten und in die Medienlandschaft. Und zu Beginn der Olympiasaison setzt der 23-Jährige seine Rekordjagd fort und nährt Olympiaträume.

Der schwäbische Zehnkämpfer löschte Anfang 2024 nach Jürgen Hingsen nun mit Frank Busemann eine weitere Zehnkampf-Legende aus den  Rekordlisten.

Bei den US-College-Meisterschaften in der Halle siegte der 23-Jährige Athlet des VfB Stuttgart mit 6347 Punkten und verbesserte den 22 Jahre alten Deutschen Rekord von Olympia-Silbermedaillengewinner Frank Busemann aus dem Jahr 2002 um 56 Zähler.

„Ich bin sehr happy über diesen Sieg und den Deutschen Rekord“, freute sich der aus Leinfelden-Echterdingen stammende Neugebauer hinterher.  Im Juni vergangenen Jahres hatte er bereits den 39 Jahre alten deutschen Rekord des Olympiazweiten Jürgen Hingsen mit 8836 Punkten gebrochen und wurde danach Fünfter bei der WM in  Budapest.

Neugebauers Leistungen von Boston: 6,98 Sek,. (60 Meter), 7,73 Meter (Weitsprung), 16,72 Meter (Kugelstoßen), 2,09 Meter (Hochsprung),  8,25 Sek (60 Meter Hürden), 5,16 Meter (Stabhochsprung) und 2:46,42 Min. (1000 Meter). „Ich denke, das Beste in meinem Siebenkampf heute war der Hochsprung und der Stabhochsprung, der Rest war solide und normal“, analysierte der Student an der Universität in Austin/Texas seinen Wettkampf. Die 2,09 Meter bedeuten persönliche Bestleistung, mit der Kugel war er in Boston besser als bei seinem Zehnkampfrekord im vorigen Jahr. 

Der Zehnkampf-Rekord von Hingsen sei sehr hart zu schlagen gewesen, meinte Neugebauer, „ich bin aber auch dankbar über den Rekord von heute“. Dass er nun beide Rekorde im Zehn- und Siebenkampf besitzt, unterstreicht seine außergewöhnliche Stellung. Trotz eines riesigen Leistungs- und Popularitätssprungs ist er am Boden geblieben.

„Leo the German“, wie sie ihn an seinem Studienort in Austin/Texas nennen, liegt mit seinen 8836 Punkten an neunter Stelle der ewigen Weltbestenliste, umringt von Olympiasiegern, Weltmeistern und Weltrekordlern.

Nach einer „coolen Saison 2023“ wurde er in Baden-Baden bei „Sportler des Jahres“ zum „Newcomer des Jahres“ gewählt, saß erstmals im ZDF-Sportstudio und stand am Ende des Jahres auch als „Leichtathlet des Jahres“ ganz oben.  „Das war alles fast wie in einem Traum“, gesteht der 1.98 Meter große Hüne inzwischen, „ich hab’s genossen“. Ein Jahr zuvor hatten ihn nur die Insider seiner Sportart gekannt.

Der „amerikanische Schwabe“ wurde dann beim Bundesliga-Spiel seines Vereins VfB Stuttgart gegen Augsburg vor 50000 Zuschauern in der MHP-Arena als Neuzugang der VfB-Leichtathleten präsentiert. Seitdem ist er wieder zurück in den USA,  studiert im achten Semester Wirtschaft und trainiert für die Höhepunkte im Olympiajahr. In Austin ordnet er sich als ganz normaler Student in das universitäre  System ein, trainiert unter anderem mit Sprint-Weltmeisterin Dina Asher-Smith.    

Zum Saisonauftakt hatte Neugebauer seine Hallenbestleistung im Siebenkampf auf 6219 Punkten  verbessert. Dass er dann mit der Kugel für einen Zehnkämpfer fast unglaubliche 17,10 Meter stieß, kommentierte er lapidar mit der Anmerkung „ich bin halt ein starker Junge“.

Im Sommer steht vor den Olympischen Spielen in Paris nur ein Zehnkampf an, mehr gibt die Saisonplanung eines Zehnkämpfers kaum her. Die Europameisterschaften in Rom lässt er aus diesem Grund aus, obwohl dort ein erster internationaler Titel möglich wäre. „Ich mach mein Ding, gebe mein Bestes“, lautet seine Devise. Aber einen neuen Deutschen Rekord hält er für möglich, genauso einen ersten 9000er. „Eine Medaille wäre natürlich top“, träumt auch er vom Podium im Stade de France in Paris. Überraschungen gehören in der Leichtathletik dazu, so oder so.

„Mit dem deutschen Siebenkampf-Rekord die Hallensaison zu beenden macht viel Bock auf die kommende Freiluftsaison,“ sprüht er vor Motivation, „ich glaube, dass ich dann eine coole Saison machen kann“. Im Sommer beendet er zudem sein Studium mit dem Bachelor-Abschluss. Seine Zukunft ist noch völlig offen. „Eine berufliche Option ist da, das ist schon mal gut“, sagt er ganz nüchtern. Hängt sicher auch vom Abschneiden bei den Olympischen Spielen ab.

Text: Ewald Walker
Bild: Tom Weller

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Jessica: “Es kribbelt, wenn ich an Paris denke!“

Paris ist das klare Ziel. Es wären die zweiten Olympischen Spiele für Jessica von Bredow-Werndl, aber die Voraussetzungen sind grundverschieden: Nach Tokio ist sie 2021 als Olympia-Neuling gereist, in Paris würde sie als Titelverteidigerin, als Doppel-Olympiasiegerin ins Viereck einreiten. „Ich wünsche mir natürlich sehr, dass ich es noch einmal so hinbekomme“, erklärt von Bredow-Werndl. „In mir steckt eine Mischung aus Euphorie und auch etwas Nervosität, wenn ich an Paris denke – es kribbelt! Und gleichzeitig bin ich demütig und dankbar, dass ich ein so wundervolles Pferd wie Dalera an meiner Seite habe.“

Bis zu den Olympischen Spielen ist der Weg aber noch weit. „Ich weiß, dass wir noch nicht dort sind und wir bis dahin alles beieinander haben sollten. Aktuell kann ich aber sagen: Dalera geht es total gut.“ Die Sichtungsturniere für Paris sind die Deutschen Meisterschaften in Balve im Juni und das CHIO Aachen Anfang Juli, davor steht – so der Plan jetzt – ein Start mit Dalera in München an. Alles ist auf die Olympischen Spiele ausgerichtet. „Es ist schon so, dass ich manchmal denke: Jedes Training ist einmal weniger vor Paris.“

Dass Dalera in Top-Verfassung ist, hat Jessica von Bredow-Werndl auch „schwarz-auf-weiß“. Ende Februar war ein Team vom DOKR (Deutschen Olympiade Komitee für Reiterei) bei ihr in Aubenhausen und hat eine Leistungsdiagnostik durchgeführt. „Jonny Hilberath (Anm. d. Red.: Co-Bundestrainer) war an dem Tag auch da. Wir sind den Grand Prix Special durchgeritten und haben Herzfrequenz-Messungen gemacht“, erzählt sie. „Ich habe das im Jahr 2020 angefangen, weil ich damals wirklich Respekt vor der Hitze in Tokio hatte, und mache das jetzt regelmäßig etwa zweimal im Jahr. Das Coole ist: Dalera ist jetzt schon in Tokio-Form.“ Das sei für sie die Bestätigung, dass sie kein zusätzliches Konditionstraining brauche, sondern lediglich Erhaltungstraining. Auch die Reiterin selbst hat sich einer solchen Diagnostik unterzogen. Ergebnis: top fit.

Jessica von Bredow-Werndl war schon immer ganzheitliches Training wichtig: von der richtigen Ernährung über gezielte körperliche Fitness bis zur mentalen Vorbereitung. „Ich arbeite mit unterschiedlichen Coaches zusammen, die mir in verschiedenen Situationen helfen. In den Wochen vor Olympia weiß ich, wie es mir geht und mit wem ich mich wann am besten austausche. Und ich habe mittlerweile eine Art ‚Toolbox‘, auf die ich zurückgreifen kann: Atemübungen, Meditationen, Coachingübungen – das hilft.“

Das olympische Jahr 2021 war das Jahr der Jessica von Bredow-Werndl: Deutsche Meisterin in Grand Prix Special und Kür, Doppel-Olympiasiegerin, wenige Wochen später dreifache Europameisterin. Kein Wunder, dass die damals 35-Jährige am Ende des Jahres als beste Reiterin bei der Wahl der „Sportlerin des Jahres“ Platz vier belegte.

2024 hat die inzwischen zweifache Mutter alles darauf ausgerichtet, noch einmal in olympischen Sphären zu feiern und sportliche Höhenflüge mit Dalera zu genießen. 

Text: Kim Kreling
Bild: Hansjürgen Britsch/Sportfoto Baumann

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Feinjustierung der Bahnsprinterinnen

Nicht von außen unter Druck setzen lassen, in den kommenden fünf Monaten weiter an der Feinjustierung arbeiten und bei den Olympischen Sommerspielen von Paris am 5. August 2024 im Vélodrome National von Saint-Quentin-en-Yvelines ganz oben stehen –  das ist der durchaus realistische Traum der drei deutschen Teamsprinterinnen Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch (alle RSC Cottbus).

Olympia-Gold, das fehlt noch in der umfangreichen Medaillensammlung der drei Weltklasse-Athletinnen. In Tokio 2021, damals noch als Duo über 500 Meter, mussten sich Hinze und Friedrich China geschlagen geben. Nun, als superstarkes Sprinter-Trio (und jetzt über die 750-Meter-Distanz), sind sie Favoriten. Die Drei können sich aufeinander verlassen. „Wir werden das Maximale aus uns rausholen. Und wenn es gereicht hat, hat es gereicht“, lässt sich 24jährige Friedrich, 2020 Newcomerin des Jahres, für Olympia nicht verrückt machen. „Wir werden alles dafür geben!“

Viermal bereits holte sich das Trio WM-Gold in Folge, zuletzt mit dem bis heute bestehenden Weltrekord von 45,848 Sekunden bei der Super-WM in Glasgow 2023 und dem Sieg über Großbritannien. Vor zwei Monaten machten sie mit EM-Gold im niederländischen Apeldoorn gegen die Gastgeber den europäischen Titel-Hattrick perfekt. 

Eigentlich der perfekte Start ins Olympiajahr für das Aushängeschild des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auf der Bahn. Im März folgt nun der Nationscup Nummer zwei in Hongkong. Das ist dann bereits der letzte große Wettkampf vor den Spielen. Zwei NC-Starts werden für die Olympiaquali benötigt. Im Grunde reichen die bislang gesammelten Punkte längst für die Reise zum Eifelturm. Nur Verletzung oder Krankheit könnten die drei rasanten Frauen stoppen.

Auf Hongkong folgt noch ein Kurzurlaub, bevor der endgültige Aufbau für Paris‘24 startet. Darunter fast sechs Wochen auf der schnellen Holzbahn in Frankfurt/Oder, auf der sie optimal und – für deutsche Bahnen einmalig – kostenlos trainieren können, gefolgt von einigen internationalen Rennen in Deutschland.

Anfahrerin Grabosch aus Magdeburg, die bei der EM im Januar persönliche Bestzeit auf ihrem Teilstück fuhr, und immer „All-In“ aus dem Startblock wuchtet, weiß: „Auf dem Leistungsniveau, auf dem wir uns befinden, ist jede Kleinigkeit von großer Bedeutung. Wir fahren schon sehr lange zusammen, aber man lernt nie aus und wir versuchen immer wieder viele Dinge zu optimieren, die uns bei Wettkämpfen oder auch beim Training aufgefallen sind.“

Viel „Renn-Grips“ ist bei Emma Hinzes Mittelposition wichtig. „Auf der Zwei muss man einfach perfekt losfahren – und dann Vollgas bis zum Wechsel auf Lea.“ Die Dassowerin Friedrich, die als Schlussfahrerin „volle Kanne bis zum K.o.“ fährt, schraubt ebenfalls nochmals an den Trainingsstellschrauben.

Für die 26jährige Hinze aus Hildesheim sind es die dritten Olympischen Spiele nach Rio 2016 (Ersatzfahrerin ohne Einsatz) und den „Corona“-Spielen von Tokio (2021), und die Dritte der Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ 2020 freut sich nun auf die Spiele im Nachbarland: „Wir versuchen einfach am Tag X alles auf der Bahn zu lassen – und was am Ende dabei rauskommt, werden wir sehen.“ Vielleicht ja Gold? Den Titel „Mannschaft des Jahres“ hätte das Trio von Bundestrainer Jan van Eijden dann erst recht verdient!

Text: Ulrike Hugger
Bild: Arne Mill

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