Mannschaft des Jahres 2022: Die Fußballer von Eintracht Frankfurt
- Publiziert in Die Wahl 2022
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Die Eintracht vor neuen magischen Nächten?
Wenn erfolgreiche Athletinnen und Athleten sich zu später Stunde, wenn die Sonne sich verabschiedet hat, zu außerordentlichen, oft gar historischen Taten vor großem Publikum aufschwingen, dann verwenden jene, die das in Wort, Ton und Bild dokumentieren, gerne den anmutenden Begriff von der „magischen Nacht“. Gelegenheit dazu lieferte 2022 auch Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt, sonst eher solides Bundesliga-Mittelmaß.
Der 3:2-Sieg im April nach zwischenzeitlicher 3:0-Führung in der riesigen „Schüssel“ von Camp Nou beim ruhmreichen FC Barcelona vor rund 30.000 ganz in Weiß gekleideten SGE-Fans war so etwas wie der „Brustlöser“ für den ganz großen Triumph, den die Hessen wenige Wochen später feierten: Den Gewinn der UEFA Europa League 2022 nach einem packenden Finale in Sevilla mit Verlängerung und Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers. Der erste internationale Erfolg der „Diva vom Main“ seit 1980.
Die Nacht von Sevilla, nicht minder magisch als die von Barcelona, war der krönende Abschluss einer unvergleichlich emotionalen Reise durch Europa im Verlauf dieser Saison, begleitet jeweils von einer Schar zigtausender Anhänger, die jede noch so knifflige Auswärtsaufgabe zu einem Heimspiel machten. Die Adlerträger aus Hessen machten den einst als „Cup der Verlierer“ zu Unrecht verspotteten Wettbewerb zu einer mitreißenden Explosion der Gefühle auf großen Fußballfeldern.
Es war der Erfolg der gesamten Mannschaft, der aber auch die für solche Fälle unabdingbar notwendigen „Väter“ hat. Trainer Oliver Glasner, ein smarter Österreicher mit „Schwiegermutters Liebling“-Attitüde, hatte am Riederwald nach arg wackligen Zeiten mit Zündaussetzern in Wolfsburg offenbar jenes Umfeld und jenen Kader vorgefunden, der es ihm ermöglichte, ein fußballerisches Glanzstück nach seinem Gusto zu formen.
Und an den Eckpfeilern, wie Filip Kostic, der heute in der italienischen Serie A bei Juventus Turin sein Glück sucht, an Torwart Kevin Trapp, der im Elfmeterschießen den Unterschied ausmachte, und an Sommer-Neuzugang Mario Götze, der als Taktgeber bewies, dass er endlich mehr als der 22-jährige „Er-macht-ihn-rein“-Held von Rio 2014 geworden ist, richtetet sich das zuvor so fragile Glasner’sche Ensemble auf. Die Frankfurter Fußballbörse schwang sich von einer Hausse zur nächsten und wird zum Jahreswechsel in der First Class des Parketts mit dem runden Leder, der Champions League, gehandelt.
Und auch dort hat der Adler schon wieder keck den Schnabel gewetzt. Dank eines 2:1-Erfolges bei Sporting Lissabon im letzten Gruppenspiel heißt es jetzt „Auf in die K.o.-Runde“: Als Mitglied des Klubs der 16 besten Teams dieses Kontinents.