Ritt zum nächsten Olympia-Rekord

Sie ist die erfolgreichste Reiterin aller Zeiten über alle pferdesportlichen Disziplinen hinweg und Tokio sind ihre sechsten Olympischen Spiele: Isabell Werth. Sechs Gold- und drei Silbermedaillen gewann die 51-Jährige in Barcelona, Atlanta, Sydney, Hongkong und Rio de Janeiro – Dressurkollege Dr. Reiner Klimke kam bei ebenfalls fünf Teilnahmen auf sechs goldene und zwei bronzene Plaketten, Springreitlegende Hans Günter Winkler auf fünf Mal Gold und je einmal Silber und Bronze bei sechs Spielen. Nur die Kanutin Birgit Fischer (acht Mal Gold und viermal Rang zwei) liegt in der deutschen Rangliste der olympischen „Medaillenhamster“ noch vor ihr.

Die weiteren Bestmarken von Isabell Werth: neunmalige Weltmeisterin (den so gut wie sicheren Titel Nummer zehn verhinderte 2018 in Tryon/USA nur der Hurrikan „Florence“, der die Austragung der abschließenden Kür unmöglich machte), zwanzigmalige Europameisterin und fünfzehnmalige Deutsche Meisterin. Doch Zahlen und Statistiken sind ihr gar nicht so wichtig: „Ich bin vor allem stolz auf meine Pferde“, sagt sie, „und es macht mir immer wieder großen Spaß, junge Pferde zu entdecken und ihre Talente zu entwickeln.“

In der aktuellen Weltrangliste wird die „Dressur-Königin“ drei Mal in den Top-10 geführt: Platz 1 mit Bella Rose, Platz 2 mit Weihegold OLD und auf dem achten Rang mit Emilio. Da mit Jessica von Bredow-Werndl – Nummer drei auf Dalera BB und Nummer 10 auf Zaire – und Dorothee Schneider mit Showtime FRH auf dem vierten Rang zwei weitere Deutsche in der Welt ganz vorne platziert sind, stehen die Chancen auf einen Team-Erfolg in Tokio gegen die starke Konkurrenz aus Großbritannien und Dänemark wirklich gut. Im Einzel kämpft dann aber Jede gegen Jede: „Jetzt geht’s los“, sagte Isabell Werth vor den Deutschen Meisterschaften Anfang Juni in Balve – und musste sich in Grand Prix Special und in der Kür jeweils mit dem Vize-Titel hinter von Bredow-Werndl zufriedengeben. Aber Konkurrenz belebt im eigenen Lager das Geschäft.

Seit 2004 managt die studierte Juristin und Anwältin Isabell Werth in Rheinberg am Niederrhein, wo sie mit Top-Model Claudia Schiffer zur Schule ging, ihren eigenen Turnier- und Ausbildungsbetrieb. Ihr Lebensgefährte ist der ehemalige Karstadt-Manager Wolfgang Urban, ihr gemeinsamer Sohn Frederik kam 2009 zur Welt. 2017 wurde sie in Baden-Baden bei der Gala „Sportler des Jahres“ Dritte, die höchste deutsche Auszeichnung für sportliche Leistungen, das „Silberne Lorbeerblatt“ des Bundespräsidenten, erhielt sie 2008 und 2016 überreicht.

Aufgewachsen ist Isabell Werth auf dem Bauernhof der Eltern. Dort hatte sie von frühester Kindheit an Umgang mit Pferden und saß mit fünf Jahren erstmals im Sattel. Allerdings gehörte ihre Leidenschaft zunächst dem Spring- und Vielseitigkeitsreiten. Erst als ihr späterer Trainer und Mentor Dr. Uwe Schulten-Baumer die damals 17-Jährige unter seine Fittiche nahm, tauschte sie die Reitjacke gegen den Frack. Damit begann ihr Aufstieg zum Weltstar – und ein Ende ihrer unglaublichen Karriere ist nicht in Sicht!

Bild: Picture Alliance

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