Sportler des Jahres - September 2017

Bilanz der World Games: „Nicht olympisch“ zu sein, ist kein Makel

  • Publiziert in Sdj News

Die Olympischen Spiele der nicht olympischen Sportarten. Sind das, etwas vereinfachend ausgedrückt, die World Games, die nach herausragenden sportlichen Leistungen in ganz außergewöhnlichen und spektakulären Disziplinen im polnischen Breslau zu Ende gegangen sind? Fest steht: Das, was die Athletinnen und Athleten in diesen zehn Tagen an Können, Ausdauer, Schnellkraft, Technik, Wagemut, und Artistik gezeigt haben, ist aller Ehren wert. Und wer sich die detaillierten und umfangreichen Übertragungen im Spartensender Sport1 angeschaut hat, der wird seine helle Freude an Wettkämpfen in Disziplinen gehabt haben, von deren Existenz er zuvor nicht einmal etwas gehört hatte.


Die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten nicht nur mit tollen Leistungen, sondern auch mit Medaillengewinnen auf sich aufmerksam. Hinter Russland (62) und Frankreich (43) nimmt die deutsche Vertretung mit 42 mal Gold, (im Bild Squashsieger Simon Rösner) Silber oder Bronze einen Spitzenrang in der Nationenwertung ein. Eine „bessere Förderung der nichtolympischen World-Games-Sportarten“ versprach denn auch Dirk Schimmelpfennig, der Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Er war gleichzeitig auch der Delegationsleiter der 136 deutschen Sportlerinnen und Sportler in Breslau.


Den Erfolg einer solchen internationalen Top-Veranstaltung aber nur an der Summe des errungenen Edelmetalls zu messen, wäre falsch. Es hieße, denjenigen nicht gerecht zu werden, die sich in ihren Disziplinen genauso schinden wie Leichtathleten, Kanuten, Schwimmer, oder Fechter, um nur einige stellvertretend zu nennen. Die Begeisterung, die man als Außenstehender am Bildschirm erleben durfte, hat erneut die integrative Kraft des Sportes demonstriert. Polo-Kanuten, Flossenschwimmer, Standard-Tänzer oder Speed Skater, ansonsten mit null Aufmerksamkeit in den Medien bedacht, haben sich nicht minder enthusiastisch gefreut wie ein Usain Bolt oder die brasilianischen Olympia-Fußballer.


Dem Sportler ist es – zumindest während des Wettkampfes – egal, ob das, was er möglichst perfekt beherrschen möchte, von einigen Funktionären nun als olympisch oder nicht olympisch eingestuft wird. Sicher würde die Zugehörigkeit zur sogenannten „olympischen Familie“ vieles im Umfeld erleichtern. An der Freude und am Reiz der sportlichen Auseinandersetzung, am Kennenlernen neuer Menschen und Kulturen und sogar am Entstehen neuer Freundschaften ändert das jedoch nichts.


Zu den Besten in einer Sportart zu gehören, die als „nicht olympisch“ eingestuft wird, – das hat Breslau gezeigt – ist kein Makel.

Bild: © Simon Rösner

 

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