Mannschaft des Jahres Laura Ludwig und Kira Walkenhorst

Auf Sand gebaut – und recht behalten

„Brennend heißer Wüstensand...“ sang Schlagerbarde Freddy Quinn einst mit rauchig-schmalziger Stimme und setzte sich damit ein musikalisches Denkmal für die Ewigkeit. Doch der heiße Sand bleibt – zumindest gut 50 Jahre später – nicht einem gestandenen Mannsbild vorbehalten, das den Deutschen einst die Sehnsucht nach fernen Ländern ins Hirn implantierte.

Der „heiße Sand“ ist heuer vor allem das Metier von zwei erfolgreichen jungen Damen. Denn sie haben es doch wieder gemacht, wieder geschafft. Allen widrigen Umständen zum Trotz. Ein Jahr nach dem Olympiasieg holten sie sich in diesem Jahr auch den Weltmeistertitel. Und verteidigten zudem ihre Spitzenposition im Kurhaus von Baden-Baden: Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, die beiden deutschen Beachvolleyball-Girls, sind erneut die „Mannschaft des Jahres.“

Nach Rio kam Wien, aber es war ein langer, langer Weg bis zum Gipfel auf der Donau-Insel anstatt unter dem des segnenden Christus‘. Mit dem Gewinn der Goldmedaille bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft Anfang August haben die beiden innerhalb von nur zwei Jahren ihre internationale Titelsammlung komplettiert. 2015 und 2016 wurden sie Europameister, 2016 Olympiasieger und nun auch noch Weltmeister, als erstes europäisches Frauen-Duo überhaupt. Ein Titel, für den beide nur noch ein einziges Prädikat hatten: „Unglaublich.“

Vor allem nach dieser Vorgeschichte. Erst war die Eine verletzt, dann die Andere. Nichts schien zu passen im „Jahr 1 nach Rio.“ Dass sie am Ende doch noch einmal triumphierten, war ein Kraftakt der ganz besonderen Art und ein Triumph des Willens. Für Laura Ludwig hatte 2016 mit einer Schulteroperation geendet. Erst vier Monate später konnte das Duo wieder gemeinsam trainieren.

Dann erwischte es die Andere. Kira Walkenhorsts rechte Schulter wurde zum Tummelplatz von Bakterien. Eine hartnäckige Entzündung war die Folge, bei der WM war Walkenhorst immer noch nicht schmerzfrei. Schmetterbälle waren ein Vabanque-Spiel. Eis, kühle Kompressen sollten das Übrige tun. Lediglich fünf Turniere konnten beide bis zur WM bestreiten.

Das Finale war die letzte, alles entscheidende Herausforderung. Gegen Lauren Fendrick und April Ross aus den USA hieß es nach verlorenem erstem Satz am Ende 2:1 (19:21, 21:13, 15:9). „Es ist zum Glück eine Stärke, die wir uns erarbeitet haben, nie aufzugeben, nie den Kopf hängen zu lassen – und die Fähigkeit, Fehler zu erkennen, abzustellen und so das Spiel zu drehen“, gab Ludwig preis. Ihre Mitspielerin nennt vor allem die mentale Stärke als Mutter des Erfolgs „Wir mussten sehr viel mit dem Kopf arbeiten, weil wir wussten, dass wir nicht hundertprozentig fit sind.“

Beide hatten in Wien auf Sand gebaut – und am Ende recht behalten.

 

Letzte Änderung amMontag, 18 Dezember 2017 00:29
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