Sportlerin des Jahres Laura Dahlmeier

"Scheiß da nix, dann feid da nix."

Irgendwie müssen diese beiden Menschen die gleichen Gene besitzen. Teilweise zumindest. Man könne auf einem Gipfel weder Freiheit noch Glück finden, sondern nur die Erkenntnis, dass sich ein Gipfel an den nächsten reiht. So wie im ganz normalen Leben halt, schreibt Reinhold Messner in seinem jüngsten Elaborat „Berg-Werk“. Genauso sieht es offenbar auch Laura Dahlmeier. Die ungekrönte Königin der Loipen und Schießstände sucht dann, wenn sie alle ihre sportlichen Höhen erreicht hat, Ruhe, Sammlung und Einkehr. Die findet sie auf den höchsten Zinnen ihrer Heimat, aber auch auf dem Matterhorn, der Sierra Nevada oder auf Sechstausendern im Himalaya.

Ihre Auszeichnung als „Sportlerin des Jahres 2017“ ist demzufolge die natürliche Würdigung einer Athletin, die auch jenseits von Sprint, Verfolgung oder Staffel das Außergewöhnliche, die Herausforderung dort sucht, wo sie kein Mikrofon, keine Kamera und kein Selfie-Handy verfolgen können. „Es ist mir wichtig, dass es für mich noch etwas anderes gibt als Biathlon“, betont sie und legt damit wohl auch einen der Gründe für ihre Dominanz zwischen Antholz, Pokljuka und Chanty- Mansijsk offen.

Ihre fünf Goldmedaillen bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen in der Mixed- Staffel, Verfolgung, Einzel, Staffel und Massenstart sowie das Silber im Sprint machten aus der 24-jährigen Partenkirchenerin nicht nur eine Rekordsiegerin bei internationalen Biathlon-Championaten. Sie zeigen auch auf, dass die Bayerin dabei an die Reserven ihres Körpers gegangen und vieles nicht so leicht gewesen war, wie es vielleicht im Angesicht der bunten La-Ola-Wellen der Fans aussah. „Mein größtes Verlangen ist es, jetzt ganz in Ruhe an den Berg zu gehen“, wusste sie, wo der aufgeladene „Akku“ für die nächsten Aufgaben zu finden war.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass eine unserer Athletinnen die Szene einmal so beherrscht hat, obwohl wir in den vergangenen Jahren viele außergewöhnliche gute Läuferinnen und Schützinnen hatten. Aber das, was Laura hier abruft, ist phänomenal“, war auch Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig nach Hochfilzen schier „von den Socken.“ Das, so befand er, „muss man einfach genießen.“

Dass angesichts dieser überragenden Bilanz der Druck vor Olympia 2018 in Pyeongchang enorm ist, weiß Dahlmeier selbst am besten. Doch es hat sie nicht aus der Bahn geworfen, dass sie die ersten Weltcup-Rennen in diesem Jahr wegen einer leichten Erkältung verpasst hat. Laura Dahlmeier kennt mittlerweile nicht nur ihre schärfsten Konkurrentinnen, sondern vor allem auch ihren eigenen Körper ganz genau. Und sie weiß auf eine Art und Weise damit um zu gehen, die ihre Natürlichkeit und ihre Bodenständigkeit dokumentiert. Auf dem Schaft ihrer Waffe steht im feinsten Bayerisch zu lesen: "Scheiß da nix, dann feid da nix."

Was „übersetzt“ so viel bedeutet wie: „Denk dir nichts, dann passiert dir auch nichts.“ Nicht das ganze, aber zumindest ein Teil des Geheimnisses der Laura Dahlmeier und ihres ungewöhnlichen Erfolges.

 

Letzte Änderung amMontag, 18 Dezember 2017 00:32
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